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Hunney Pimp im Auto

Raphael Moser

Wien muss wieder Chicago werden

Die Rapperin und Sängerin Hunney Pimp projeziert auf „Chicago Baby“ ihre persönlichen Emotionen in eine fiktionalisierte Al Capone-Welt - auf musikalisch sehr unterhaltsame Art. Sie ist unser Artist Of The Week!

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Private Katastrophen ziehen sich als Wegbereiter kreativer Phasen durch die gesamte Kunstgeschichte. Auch Hunney Pimp hatte in schwierigen Zeiten vor allem einen Anhaltspunkt: Die Musik.

Wenn alles wackelig ist und um einen herum zerbricht, dann hat man eine Konstante, an der man sich festhalten kann und in die man alles Schlechte hineingeben kann ist das im Endeffekt sehr positiv und gesund.

Von einem persönlichen Tiefpunkt ausgehend entstand auch das Grundkonzept des neuen Albums Chicago Baby. Die große Metropole im US-Bundesstaat Illinois ist dabei mehr ein Projektionsort, wo sich Hunney Pimp selbst in die Ära von Gangsterbossen wie Al Capone oder John Dillinger versetzt um ihre aktuellen Emotionen zu beschreiben. Dementsprechend pendelt die Platte für Hunney Pimp selbst zwischen den zwei Polen Kitsch und Gewalt. Auch visuell wurde die Metapher stark eingesetzt, wobei die Rapperin und Sängerin, die mit dem Produzenten Melonoid schon an den Beats mitgearbeitet hatte, auch das Styling übernahm.

Im Vergleich zum ersten Mixtape Zum Mond und dem vor zwei Jahren erschienenen Schmetterlinge-Album klingt Hunney Pimp 2019 melodischer, melancholischer und musikalisch vielseitiger. Wobei sie einerseits zu bedenken gibt, dass wir die verworfenen Experimente dazwischen und damit die graduelle Entwicklung nicht hören konnten. Außerdem dürfte schon die nächste Veröffentlichung wieder ein auf Rap fokussiertes Projekt werden. Die Musikerin bringt dafür einen kulinarischen Vergleich:

Wenn ich mich an irgendetwas sattgegessen habe, brauche ich etwas ganz Anderes. Auch die Dinge, die ich vor „Zum Mond“ oder „Schmetterlinge“ gemacht habe, klangen ganz anders.

Jetzt zeigt sie uns aber erst einmal ihre Chicago Baby-Persönlichkeit, die zwischen romantischer Hingabe, einer Hunney & Clyde Storyline und selbstbestimmtem Pimp-Gehabe wechselt. Auch musikalisch haben Hunney Pimp und Melonoid ihrem Sound neue Facetten hinzugefügt: Da gibt es einerseits kleine House-Zitate (die allerdings nicht mit Chicago als Geburtsstadt des Genres zusammenhängen), andererseits auch ausgefeiltere Arrangements, wie man sie von großen Pop-Songs kennt. So oder so ist das aber sicher nicht der Endpunkt der Entwicklung von Hunney Pimp, verspricht die in Wien lebende Musikerin:

Wenn man dieses Album kennt wäre es auf jeden Fall fatal zu glauben, ich bleibe für immer auf der Schiene. Denn das nächste wird sicher wieder anders werden!

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