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Amsterdam Dance Event

Radio FM4 / Functionist

Viele Diskussionen und viel Musik beim Amsterdam Dance Event

Das Amsterdam Dance Event (ADE) ist weltweit eines der größten Festivals für elektronische Musik und wurde 1995 ins Leben gerufen. Begonnen hat es in kleinem Rahmen: mit 300 Besucher*Innen und 30 DJs. Heute tanzen tausende Menschen, 5 Tage lang, rund um die Uhr und vernetzen sich bei einer großen Konferenz.

Von Matthias „Functionist“ Schönauer

#ADE19

Eröffnet wurde das Amsterdam Dance Event am Mittwoch, nach einem Tag voller Panels und Keynotes, mit einem sehr gefühlvollen Konzert von Sohn, begleitet von einem der größten Orchester Hollands, dem Metropole Orkest. Dieses sorgt bereits seit drei Jahren für die feierliche Stimmung bei der Eröffnungszeremonie des Amsterdam Dance Events, dazu werden jedes Jahr andere Künstler*Innen zu Kooperationen eingeladen.

2016 komponierte Henrik Schwarz für das Ensemble das Opening Konzert des ADE. Heuer war Sohn der Frontman im Konzertsaal, und hat sich und seine Stimme, sowie Gitarre und Samples stilvoll inmitten der Kraft dieses routinierten Orchesters platziert. Wunderschöne melodiöse Poparrangements als Auftakt für ein Elektronikfestival? Die Definition von „Dance Music“ wird in Amsterdam sehr großzügig ausgelegt.

What is live?

Szenenwechsel vom Konzertsaal in die Ravehalle: Fast zeitgleich zur von warmen Orchestersounds geprägten Eröffnung finden in einer gigantischen Hafenhalle die Konzerte von Sophie, Modeselektor und Richie Hawtin statt. Sophie und Modeselektor erzählen vor der Show, wie wichtig ihnen die Weiterentwicklung vom DJ zum Live Act war. Statt Plattenspielern und USB-Sticks, nun mit analogen Geräten, Drummachines, Synthesizern und manchmal auch mit nicht einfach zu zähmenden modularen Synths auf der Bühne zu stehen, stellt für alle drei Acts eine große Herausforderung dar. Richie Hawtin schafft es, um halb zehn abends eine Fabrikshalle mit mehreren tausend Raver*Innen zum Tanzen zu bringen. Sein Projekt „Close“ bietet ihm, im Vergleich zum klassischen Djing, viel mehr Flexibilität, erzählt er vor dem Auftritt.

Auch Sophie und Modeselektor sehen sich als Live Act eher in der Lage ihre Persönlichkeiten besser darzustellen. Und fast wirkt es in den Erzählungen, als würden alle drei Bands und Artists absichtlich das Risiko suchen, ständig muss überprüft werden: Sind alle Kabel richtig gesteckt? Kommen alle Flightcases unversehrt am Flughafen an? Dazu kommen Proben, Vorbereitungen und aufwendige Soundchecks.

Aber ist das, was elektronische Artists auf der Bühne machen, überhaupt live?

Sophie kontert: die typische Rockband ist, abgesehen von ein paar Takten, die für ein Gitarrensolo freigelassen werden, weit weg von Improvisation und Überraschungen, sondern spielt die Songs möglichst exakt so wie auf Platte. Im Gegensatz dazu hat Sophie, als Solo-Act, mit Ableton live die Möglichkeit, ad hoc und allein zu entscheiden, wie auf das Ambiente und Stimmungen reagiert wird.

Amsterdam Dance Event

Radio FM4 / Functionist

Richie Hawtin vereint bei seiner Performance „Close“ Sounds, viel Kickdrum, viel traditionelle 808 und 909 Drumcomputer und analoge Synthies. Und er ist sparsam mit Melodien. Hawtin steht bei „Close“ ohne Barriere zum Publikum, mitten auf der von massiven Visuals beleuchteten Bühne, eben ohne sich hinter einem Pult zu verstecken. Die Gerätschaften sind links uns rechts von ihm aufgebaut, er wirkt wie ein typischer Frontman einer Band und gewinnt dadurch Nähe zum Publikum, das sich sich in den treibenden 4 to the floor Techno fallen lässt.

Ein sehr breites musikalisches Lineup zieht sich quer durch die Venues der Stadt und repräsentiert die Vielfalt innerhalb der elektronischen Clubmusik von EDM bis zum so genanntem Underground, von Classic House, Techno, Jazz, Hip Hop bis zum EDM Teeniestar Martin Garrix, der an zwei Abenden auftritt, einmal für seine Fans ab 18+, den zweiten Abend gestaltet er speziell für seine „younger audience“.

Nachhaltigkeit und „Social Change“

Neben dem Festival finden auch mehrere Konferenzreihen zu den Themenbereichen Musikwirtschaft, Musikproduktion und Marketing statt. 2019 wird mit dem Event „Ade Green“ ein ganzer Tag der Nachhaltigkeit und dem „Social Change“ gewidmet. Bei den Podiumsdiskussionen werden Fragen gestellt: „Wie gehen DJs mit dem Thema Vielfliegen in Zeiten der Klimakrise um?“, oder „Wie können Veranstaltungen und Festivals umweltschonender umgesetzt werden?“ Wichtige Fragen, deren Antworten leider noch nicht bei den Organisator*Innen des A.D.E. angekommen sind. Einweg-Plastikbecher sind heuer noch in sehr vielen Venues die Norm.

Am Freitag wurde, unter der politischen Aufsicht der Niederländischen Umweltministerin Stientje van Veldhoven, der „Green Deal“ für Circular Festivals unterzeichnet. Ziel dabei ist, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, wie etwa wie Müllvermeidung, Recycling, Emissionsvermeidung etc, bei Großveranstaltungen umzusetzen. Das Amsterdam Dance Event findet sich allerdings nicht in der veröffentlichten Liste der Teilnehmenden. Den Deal unterzeichnet haben: Amsterdam Open Air, Best Kept Secret, Boardmasters, Body & Soul, Boomtown, Down the Rabbit Hole, DGTL, Eurosonic-Noorderslag, Into the Great Wide Open, Lollapalooza Berlin, Lowlands, Mañana Mañana, Milkshake, North Sea Jazz, Roskilde, Shambala, Vierdaagse Feesten, We Love Green and Zwarte Cross.

Insgesamt treten beim Amsterdam Dance Event an 5 Tagen 2500 Artists in 200 Locations auf. Auch 2019 sind wieder viele in Österreich lebende oder ehemals in Österreich ansässige Artists dabei: Joyce Muniz, Demuja, HVOB, Sohn, Orsen und Dorit Chrysler.

Interviews vom ADE in FM4 Unlimited

FM4 Unlimited bringt kommende Woche Interviews vom ADE mit Robag Wruhme, Charlotte Adigéry, Soulclap und Henrik Schwarz. Montag bis Freitag, immer ab 14 Uhr und gleich im Anschluss auch für 7 Tage im FM4 Player.

Die FM4 Unlimited Sendung aus Amsterdam mit Tube & Berger und Juliet Sikora von Kittball gibt es noch die ganze WOche über hier zu hören!

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