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Die Cigaretten

Die Cigaretten

Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Die Cigaretten - „Zuviel“

Wo bleibt unsere Satisfaction? Die Cigaretten aus Hamburg haben die Antwort parat.

Von Christoph Sepin

Da ist es also, das beste Lied gegen den Überfluss, komponiert von dieser Gruppe aus Hamburg. „Zuviel“, nennt sich die Aufzählung der Dinge, die zuviel sind, wiedergeben durch genüsslich erboste Instrumente und freudig angepisste Stimmen.

Egal wo man bei den Cigaretten einsteigt, ob bei ihrem Lied über Typen und ihre Girls, bei ihrem „Stabilen Hate Song“ oder eben bei „Zuviel“: Klar wird schnell, dass es sich hier um eine Gruppe des guten, rauen Stils und der catchy Konzepte handelt. Ihr in Anglizismen eingetauchtes Album „VIBE RIDE“ erscheint am 15. November, Themen darauf sind simpel, aber effektiv: Prüde Nachbarn, Scheißgesellschaft, Zukunftsfatalismus und allgemeine Verwirrungen der Moderne. „Zuviel“ dient an dieser Stelle als besonders effektives Beispiel für das Grundkonzept der Cigaretten.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

In einem Fluss Dinge aufzuzählen, die nerven, hätte auch nicht funktionieren können. Die Cigaretten schaffen hier aber die Gratwanderung, lehnen sich gerade genug gegen die Mauern der Welt, lassen gerade genug Raum für Interpretationen ihrer Hörer*innen, haben gerade genug Sinn für Humor und Scheißdraufattitüde, dass hier alles stimmig, wenn auch in roher Do-It-Your-Self-Ästhetik, in ein Lied verpackt wird.

„Zuviel Stress, zuviel Pläne, zuviel Seelenquarantäne“, lautet die schon sehr gute Zeile zu Beginn. Die Welt da draußen, das wird vermittelt, ist voll mit Zeug. Und so gut wie alles davon ist viel zuviel: „zuviel Liebe, zuviel Hass, zuviel Sex, zuviel Bass“.

Die Cigaretten

Die Cigaretten

Gelöst wird hier gar nichts, Lösungsvorschläge gibt es auch nicht, muss es aber zum Glück auch nicht. Denn Ideen gibt es sowieso zuviele. Genauso wie zuviel Facts, zuviel Meinung, zuviel Gegenwartsverneinung, zuviel Fleisch, zuviel Gemüse, zuviel Effekt und Tränendrüse. Nur kurz wird mal aufgetaucht, aus der Datenbank der Dinge und ein Zwischenergebnis präsentiert: „Hier ist deine/keine Satisfaction“, schreien die Cigaretten dann, da ist sie, deine Befriedigung durch all das Zeug, hoffentlich bist du jetzt glücklich.

Das funktioniert alles sehr gut und gibt auch genug Platz zur Selbstkritik und zur Überspitzung. Darin zu finden und komprimiert auf knapp über zwei Minuten gibt es letzten Endes vor allem kluge Betrachtungen der Jetztzeit. Wenige Tage vor dem absoluten Rauchverbot lassen es die Cigaretten aus Hamburg hier also noch einmal ordentlich aufqualmen.

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