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Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

APA/AFP/ELVIS BARUKCIC

Vučjak: Ein Lager, das niemand will

Das Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas soll früher oder später geschlossen werden. Aber niemand hat eine Idee, wie es mit den Flüchtlingen weitergehen soll.

Von Muhamed Beganovic

„Wir wissen, dass sich niemand hier um uns kümmert“, sagt Ali, ein 32-jähriger Flüchtling aus Pakistan. „Aber sie werden uns hoffentlich nicht hier sterben lassen“, fügt er hinzu. Seit zwei Monaten lebt er in dem Flüchtlingscamp Vučjak, das sich gut versteckt im dichten Wald, weit am Rande der gleichnamigen Ortschaft befindet. Ali ist einige Wochen durch Bosnien geirrt, schlief wo er konnte, bevor er hierher gebracht wurde. Er erhoffte sich nicht viel und wurde dennoch enttäuscht. Er hat nichts Gutes zu berichten. Es mangle an Wasser, Nahrung, Toiletten, medizinischer Versorgung, Schlafsäcken und Gewand für den Winter. „Wir sind hier auf einem Berg, sogar im Sommer waren die Nächte kalt. Im Winter wird es nur schlimmer werden. Wann kommt Hilfe?“, fragt Ali.

Die Sonne scheint ungewöhnlich warm an diesem letzten Freitag im Oktober. Um Ali herum stehen etwa zwei Dutzend Männer aus Afghanistan, Pakistan, dem Iran und Indien, die einen hohen Mitteilungsdrang haben. Unter ihnen befindet sich auch ein Bursche, der gefühlt nicht älter als 13 sein kann. Er senkt seinen Kopf während seine Kollegen von den Bedingungen im Camp erzählen. Milad, ein 30-jähriger Flüchtling aus dem Iran, berichtet, dass sie zu zweit oder dritt eine Decke teilen müssen. Ein anderer Flüchtling wirft ein, dass manche Zelte Risse haben. Im Hintergrund versucht ein Mann, Wasser aus einem großen blauen Behälter in seine Flasche zu füllen, doch dieser ist leer. Resigniert kehrt er zu seinem Zelt zurück.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

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Die Perspektive der Flüchtlinge

Die Lage hat sich in der vergangenen Woche noch mal verschlechtert, weil Šuhret Fazlić, Bürgermeister der Stadt Bihać, in dessen Verantwortung das Flüchtlingscamp liegt, drastische Maßnahmen angekündigt hat. Seine Stadt würde keine Wasserlieferungen in oder die Müllabfuhr aus dem Camp aus dem Budget der Stadtverwaltung finanzieren. Zudem sollen die Flüchtlinge nur noch eine Mahlzeit am Tag bekommen. Dadurch will er Druck ausüben, damit (seinen Worten nach) endlich wer anderer die Verantwortung für die Krise übernimmt. Doch der politische Bluff trifft jene, die ohnehin nichts mehr haben. An improvisierten Feuerstellen kochen sich die Flüchtlinge eine magere Suppe oder einen (mindestens ebenso mageren) Eintopf, um den Hunger zu stillen. Findige Flüchtlinge mit einem Geschäftssinn haben kleine Imbisse aufgemacht, wo sie Pommes, Paratha (gebackenes Fladenbrot) oder Gemüselaibchen verkaufen – doch die Kundschaft bleibt heute (und aus Geldmangel immer öfter) aus.

Am Eingang des Camps stehen Adnan und Safet, zwei Mitarbeiter des Roten Kreuzes Bihać, die sich nicht näher identifizieren oder fotografieren lassen wollen. „Die Menschen hier haben Hunger und ich glaube ihnen das. Ich weiß, dass sie mir die Wahrheit erzählen“, sagt Adnan. „Und sie glauben uns, wenn wir ihnen sagen, dass wir kein Essen mehr haben“, fügt er hinzu. Vučjak wird von der Europäischen Union, der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nation (IOM) oder NGOs nicht als Flüchtlingscamp anerkannt und bekommt deshalb keine internationalen Gelder, mit denen eine flächendeckende Versorgung sichergestellt werden könnte. „Man müsste das Camp schließen und diese Menschen woanders bringen“, wirft Adnan ein. Er zeigt auf einen alten Mann aus Indien, den er soeben abweisen musste. „Er wollte eine Decke aber wir haben keine bekommen. Warum gibt es das Lager, wenn man die Menschen nicht verpflegen kann?“, fragt er frustriert. „Es ist kein Wunder, dass sie versuchen zu flüchten“, sagt Safet hinter vorgehaltenem Mund.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

APA/AFP/ELVIS BARUKCIC

The Game

Es ist schwer zu sagen wie viele Flüchtlinge sich hier befinden. Adnan und Safet meinen es wären etwa 500, der Bürgermeister spricht von maximal etwa 1000 Flüchtlingen. Die Zahl ist deshalb schwer zu erörtern, weil die Flüchtlinge praktisch täglich versuchen, die Grenze zu Kroatien zu überqueren und weiter in die Länder der Europäischen Union zu reisen. Sie nennen das „The Game“, das „Spiel“. „Jetzt wo der Winter naht und die Menschen Angst bekommen zu erfrieren, spielen sie das Spiel zu Hunderten und zwar nahezu jede Nacht“, sagt Ali. Auf den Zynismus der Bezeichnung angesprochen meint er, dass sie keine andere Wahl haben, als das mit einer Portion schwarzem Humor und Zynismus zu sehen. „Es ist der einzige Weg das zu verdauen“, sagt Ali. Es helfe den Horror der Erfahrung zu verdrängen.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

Muhamed Beganovic

Neben Ali steht Mohammed Reza aus Afghanistan. Sein linker Arm ist eingegipst und liegt in einer Schlinge. „Gestern habe ich es über die Grenze geschafft“, beginnt er zu erzählen. Im Wald wartete er stundenlang auf einen Schlepper, dem er 3.400 Euro bezahlt habe, um ihn nach Italien zu bringen – doch dieser kam nie. Stattdessen kam die kroatische Polizei, die ihn vor Ort verprügelte und ihm dabei den Arm brach. „Davor haben sie mich gezwungen mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen“, sagt er leise, die Scham, Angst, Schmerz und Betrübnis sind noch in seiner Stimme zu hören. Verletzt, quasi nackt und verängstigt fuhren sie ihn zurück über die Grenze und ließen ihn frei. Er kehrte nach Vučjak zurück.

Vučjak als Checkpoint

Mohammed Rezas Geschichte ist kein Einzelfall. Winnie aus Pakistan hat das „Spiel“ sieben Mal gespielt. Drei Mal wurde er in Slowenien erwischt und heil wieder zurückgeschickt. „Die Slowenen sind zivilisiert“, sagt er. Vier Mal wurde er aber von der kroatischen Grenzpolizei entdeckt, jedes Mal geschlagen und dann zurückgeschickt. „Die Tracht Prügel ist Standard – sie ist wohl das kroatische Willkommens- und Abschiedsgeschenk“, sagt er. Auch andere Flüchtlinge berichten von ähnlichen Vorfällen und zeigen Wunden.

Wenn der Grenzübertritt ein „Spiel“ ist, dann ist Vučjak so etwas wie ein Checkpoint, wo der „Spielverlauf“ zwischengespeichert wird. Ein Ort, an dem man zurückkehrt, wenn man den „Endgegner“ nicht besiegen kann, um sich zu erholen und es dann noch mal zu versuchen. Die Flüchtlinge lassen sich durch die fehlgeschlagenen Versuche nicht entmutigen, denn das „Spiel“ ist die einzige Hoffnung, die sie auf ein würdevolles Leben haben und die geben sie nicht so leicht auf. Die Geschichten jener, die es über die Grenze und zum Zielort geschafft haben, geben den Menschen hier Kraft. Und so spielen sie das „Spiel“ so oft sie können, so oft sie müssen und zwar so lange, bis ihnen die Weiterreise gelingt. England, Island, Italien, Kanada – Hauptsache weit weg von hier.

Die Behörden

Die Situation in Vučjak ist politisch komplex. Denn es geht um die Frage, wer die Verantwortung (und somit Finanzierung) für diese Flüchtlinge übernehmen soll. Die lokalen Behörden, die Regierung Bosnien und Herzegowinas oder die Europäische Union? In und um Bihać wohnen zwischen 4000 und 5000 Flüchtlinge. In der Stadt selbst gibt es zwei offizielle Camps: Bira, wo etwa 400 Flüchtlinge untergebracht sind, und Borići, wo etwa 1.000 Frauen und Kinder leben. Diese Camps werden von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen geleitet und somit mit EU-Geldern betrieben. Vučjak aber wurde ausschließlich aus Geldern der Stadtverwaltung finanziert.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

Muhamed Beganovic

In einem Interview mit FM4 erklärt Šuhret Fazlić, Bürgermeister der Stadt Bihać, dass die EU die Zahlung ablehnt, weil das Camp von Minenfeldern umzingelt ist. (Vučjak war ein umkämpftes Gebiet in dem Krieg gegen Bosnien und Herzegowina, denn in der Nähe befindet sich die Hauptwasserquelle der Stadt Bihać.) Außerdem sei es für die EU inakzeptabel, dass das Camp auf einer Mülldeponie errichtet wurde. Laut Fazlić können das nicht die wahren Gründe sein. „Das Camp wurde an einer Route errichtet, die die Flüchtlinge bereits seit zwei Jahren nehmen und keiner von ihnen ist auf eine Mine getreten“, sagt er im Interview. Zudem sei die Deponie seit 1998 nicht mehr genutzt worden. Laut Fazlić wurde das Gelände saniert bevor die Flüchtlinge dort im Mai und Juni 2019 untergebracht wurden. Er glaubt, dass der wahre Grund die Nähe zu Kroatien ist.

Am Camp selbst sieht Fazlić keine Mängel. Er betont gerne stolz, dass die Stadt jegliche Bedingungen dort geschaffen hat. Er gibt aber auch zu, dass er nie im Camp gewesen ist. So kann er nicht wissen, dass es nur acht Toiletten gibt und dass die Menschen sich hinter den WC-Containern oder im Wald entleeren wodurch ein penetranter Geruch entsteht, den man auch außerhalb des Camps wahrnehmen kann. Zudem gibt es keine Toiletten für Frauen, weswegen die Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes oft erst nach dem Ende des Arbeitstages die Notdurft zuhause erledigen. Er kann auch nicht wissen, dass das Wasser (er spricht von 20.000 Liter, die täglich zum Camp mit Lkw transportiert werden) unmöglich ausreichen kann, denn nur etwa die Hälfte davon ist als Trinkwasser vorgesehen, der Rest ist für den Betrieb der sanitären Anlagen gedacht.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

APA/AFP/ELVIS BARUKCIC

Er kann auch nicht wissen welch eine Stimmung der Hoffnungslosigkeit bei den Bewohnern des Camps herrscht. Fazlić sieht stattdessen seine Stadt als Opfer, weil sie (finanziell) im Stich gelassen wird. Er kritisiert die Regierung seines Landes scharf, weil diese hohe Summen an Geldern von der EU erhalten habe, ohne diese jedoch an jene Stellen weiterzuleiten, die es am bittersten benötigt hätten. Sein Ziel, und das gibt er offen zu, ist die Schließung des Camps Vučjak, dessen Öffnung von der Regierung in Sarajevo ohne seine Zustimmung beschlossen wurde. Die Frage ist nur wann und was mit den Flüchtlingen danach geschehen soll?

Zynisches Spiel

Es muss dringend über Alternativen geredet werden. Die Lage in Bihać ist schlimm. In der Stadt finden sich unbewohnte Häuser und ungenutzte Garagen, in denen Migranten auf dem Beton schlafen. Der Winter naht und es wird befürchtet, dass es zu Todesfällen kommen wird. NGOs sprechen von einer sich anbahnenden humanitären Katastrophe. Bürgermeister Fazlić aber will nicht mehr darüber nachdenken. Im Interview sagt er, dass die Regierung Bosnien und Herzegowinas eine klare Strategie entwickeln muss, er sieht sich nicht dafür verantwortlich. Die Flüchtlinge haben kein Interesse daran, in Bosnien und Herzegowina zu bleiben und das Land hat kein Interesse daran, sie zu behalten. Aber sie sind nun mal da, weil sich die Mehrzahl der europäischen Länder weigert, Flüchtlinge aufzunehmen. Das Problem wird wieder einmal verlagert. Die EU spielt zudem den Moralapostel und verlangt von den bosnischen Behörden menschenwürdige Camps zu errichten, verliert aber kein Wort über die grausame Vorgangsweise der kroatischen Grenzpolizei. Auch die Entscheidungsträger scheinen ein zynisches Spiel zu spielen: Wer kann die Verantwortung am plausibelsten von sich schieben.

Die Zivilbevölkerung

„Am Anfang haben wir die Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen“, sagt Haris, 62. Er sitzt in einem Café in der Altstadt Bihaćs. „Wir waren selber auch mal Flüchtlinge, wir wissen wie es ist“, fügt er hinzu. Er besitzt ein paar Appartements, die er im Frühling und im Sommer an Touristen vermietet. Diese hat er einige Monate Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. „Dann habe ich gemerkt, dass sie gezwungen werden, hier zu bleiben, weil die EU sie nicht hinein lässt“, sagt er nachdem er eine Zigarette anzündet.

In seinen Appartements wohnen keine Flüchtlinge mehr. Neben ihm sitzt Meho und schlürft an einem grünen Tee. „Die Bevölkerung hier ist nicht reich. Wir haben unsere Grenzen erreicht und können nicht mehr beisteuern“, sagt er. Die drastischen Beschlüsse des Bürgermeisters finden sie gut. „Ich fühle mit den Flüchtlingen mit, wirklich, aber das ist der einzige Weg die EU wachzurütteln – und es funktioniert. International reden alle über Vučjak“, sagt Meho.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

Muhamed Beganovic

SOS Balkanroute

Die Situation spielte sich 2015 fast ident in Österreich ab. Zuerst wurden die Flüchtlinge willkommen geheißen und wenige Monate später blieb wenig von der Euphorie und Hilfsbereitschaft über. Die Situation in Vučjak ist vergleichbar mit jener in Traiskirchen. Die Caritas hat etliche Male auf die verheerenden Zustände (Hunger, Gewalt, mangelnde Toiletten – und dass trotz Millionen-Zahlungen der EU) in dem niederösterreichischen Lager hingewiesen. Noch eine Parallele gibt es: So wie damals in Österreich, übernehmen auch in Bosnien und Herzegowina vermehrt Zivilisten die Fürsorge für Flüchtlingen, nachdem der Staat offensichtlich versagt.

FM4 hat zum Beispiel eine Gruppe von Freiwilligen aus Wien begleitet, die über Wochen Sachspenden gesammelt haben, um sie nach Bihać zu bringen. Der Wiener Rapper Kid Pex hat die Aktion organisiert und geleitet. „Vor einem Monat war ich in Vučjak und ließ mich von Dirks Energie anstecken. Seitdem versuche ich auszuhelfen“, sagt er. Bei Dirk handelt es sich um Dirk Planert, deutscher Journalist und Flüchtlingshelfer, der bis vor Kurzem im Camp Vučjak tätig war. Er wurde von den bosnischen Behörden aus dem Camp geworfen. „Diese Menschen brauchen Unterstützung“, sagt Kid Pex, der mit seiner Hilfsaktion „SOS Balkanroute“ hofft, die Solidarität der österreichischen Bevölkerung zu wecken.

Lokale Helfer*innen

Acht Helfer fuhren am 24. Oktober mit fünf Fahrzeugen in Richtung Bosnien und Herzegowina. Im Gepäcksraum befanden sich etwa 1.000 Jacken, einige Hundert Decken, Pullover, Schals und sonstige Wintersachen. „Ohne der Hilfe von Renato Čiča, Alexander Nikolić, Brigitte Holzinger und vielen weiteren tollen Menschen wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Kid Pex, der seine mangelnden logistischen Kenntnisse im Bereich der Hilfsleistungen durch unermüdlichen Einsatz, gute Laune und ansteckende Hilfsbereitschaft kompensiert. Doch er und seine Kollegen sind nur die akute, unregelmäßige Hilfe. Das weiß auch der Wiener Rapper. Deshalb schwärmt er umso mehr von Zemira Gorinjac, die den Verein Solidarnost (Solidarität) in Bihać leitet und durch Spenden der lokalen Bevölkerung und internationalen Spender*innen bereits Tausenden Flüchtlingen helfen konnte. „Das sind meine Kinder“, sagt sie über die Flüchtlinge.

Versorgung auf Freiwilligenbasis

Auch Sabiha aus Velika Kladuša, einer Stadt etwa 60 Kilometer von Bihać entfernt, ist seit zwei Jahren als Freiwillige im Einsatz. Kid Pex und sein Team haben zuerst sie besucht und ihr Sachspenden für die Flüchtlinge, die sie betreut, überreicht. „Es gibt echt arge Polizisten, die einem Schlepperei vorwerfen, nur weil man Flüchtlingen hilft“, sagt Sabiha, die deshalb lieber anonym bleibt - was eher schwierig ist in einer Stadt, in der sich gefühlt jeder kennt. In diesem Kontext ist auch Ermin Lipović, Spitzname Lipa, Präsident des Bosnischen Bergsteigerverbandes, zu erwähnen, der auf Freiwilligenbasis jedes Mal ausrückt, wenn sich ein Flüchtling im Wald verirrt. Das passiert immer regelmäßiger, vor allem dann, wenn die kroatischen Grenzbeamten den Flüchtlingen das Telefon abnehmen und diese sich ohne GPS nicht mehr zurechtfinden können. Es ist zu einem Großteil diesen und Dutzenden weiteren Menschen zu verdanken, dass die Flüchtlingsversorgung nicht gänzlich kollabiert ist.

Flüchtlingscamp Vučjak in Norden Bosnien und Herzegowinas

Muhamed Beganovic

„Es sind zwar nicht nur, aber doch vor allem Frauen, die sich um die Flüchtlinge kümmern“, so Kid Pex. „Wir müssen das ganze Netzwerk der freiwilligen Helfer in Bosnien und Herzegowina unterstützen. Sie machen dort in Wirklichkeit die Arbeit für uns alle, da die Schließung der Balkanroute von Österreich ausgegangen ist“, so der Rapper, der bereits die nächste Hilfslieferung plant, jedoch hofft, dass es Vučjak bis dahin nicht mehr geben wird und er die Sachspenden an einem humaneren Ort bringen kann.

Auch für die lokalen Helfer*innen geht die Arbeit indes weiter. „Ich muss weitermachen“, sagt zum Beispiel Sabiha, die nicht nur Widrigkeiten, sondern auch freudige Momente erlebt, die ihr wieder Hoffnung geben. „Heute Abend hat mir jemand zwei warme Decken vor die Tür gelegt“, sagt sie mit Tränen in den Augen.

Auch für Safet steht fest, dass er nicht aufhören wird. „Wir sind am Ende unserer Kräfte und personellen Ressourcen, aber ich persönlich werde hierher kommen und zwar solange es dieses Camp gibt. Ich fühle mich verpflichtet zu helfen“, sagt er. Während des Gesprächs hat er die Geflüchteten kein einziges Mal als Flüchtlinge oder Migranten bezeichnet. Er nannte sie stets Menschen.

Update: Am Dienstag, 29.10., hat Dragan Mektić, Sicherheitsminister Bosnien und Herzegowinas, die Schließung des Flüchtlingslagers Vučjak bekannt gegeben, ohne jedoch ein konkretes Datum zu nennen. Was mit den dort untergebrachten Menschen danach passieren soll ist aber nach wie vor unklar - alternative Standorte fehlen.

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