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APA/AFP/Alberto PIZZOLI

Blumenaus Fußball-Journal

Schaulaufen beim Sack zumachen

Österreich ist so gut wie fix bei der Euro 2020. Die November-Länderspiele sind der letzte Test im Ernstfall-Modus. Werden sie genutzt oder verplempert?

Von Martin Blumenau

Das letzte (und einzige) Mal, als sich Österreich aus eigener Kraft für eine Euro qualifizierte (und das gelang auch erst seit der Aufblähung auf 24 Teilnehmer; muss man dazusagen) war die Qualifikation glorios und die Euro dann ein unerwarteter Absturz. Diesmal lässt es sich umgekehrt an: die Quali ist erschreckend emotionsbefreit (und das aus Gründen). Schon allein deswegen gilt ab sofort das gesamte Augenmerk der Euro-Teilnahme im nächsten Sommer - und die letzten Pflichtspiele (die einzigen unter seriösen Bedingungen) sind schon in den nächsten Tagen.

Österreichs Team steht derzeit in Topf 3 für die 8 EM-Gruppen, bekommt also einen schwächeren Gegner sowie ein bis zwei bessere Teams oder ein Team auf Augenhöhe. Wenn Franco Foda nicht den zentralen Koller-Fehler von 2016 kopieren will, muss er sich drei eigene Zugänge/Strategien überlegen.

Kollers Mannschaft ist mit einer in sich brillanten, aber eben einzigen Spielanlage ins Turnier gegangen und wurde von den (diesbezüglich schlaueren) Gegnern ausgekuckt (und er hatte das Pech eines weggefoulten Junuzovic, eines kaputten Alaba und einer streitenden Truppe etc.). Foda hat zwar mittlerweile zweieinhalb, drei Systeme durchgespielt, die Spielanlage, mit der er seine Kicker in die Matches schick, ist aber meistens dieselbe: Vorsichtigkeit, Reaktivität, Angst vor Fehlern und Verantwortung.

Dass diese Spielanlage dem Können und fußballerischen Denken der allermeisten seiner Schlüsselspieler überhaupt nicht entspricht, ist ein Treppenwitz, der dann erschreckend passive Leistungen zutage fördert.

Mit Lainer, Hinteregger, Lienhart, Posch, Grillitsch, Wöber, Ulmer, Alaba, Baumgartlinger, Laimer, Ilsanker, Wolf, Schlager, Schöpf, Sabitzer, Lazaro und anderen mehr sind es praktisch alle Akteure von ihrem alltäglichen Training her gewohnt gleichzeitig offensiv wie defensiv zu denken, und so für den Gegner unausrechenbar zu werden. Beim ÖFB-Team werden diese Fähigkeiten auf ein Substandard-Level (etwa dem von Sturm Graz) herunternivelliert. Das ist aus zwei Gründen gefährlich: Viele der Kicker sind auch in Österreich sozialisiert worden und können recht schnell in diesen Minderleister-Modus zurückfallen; und daraus erst so ab Minute 60 (denn so lange dauert die Reaktionszeit von Team Foda minimal) zurückzukommen ist gegen einen Gegner mit einem besseren Matchplan schwer.

Und dabei ist es völlig egal, ob Foda ein 4-4-2, ein 4-2-3-1, ein 3-4-3 oder ein 3-5-2 (und ihre Hybride) spielen lässt. Beispiel: Fürs entscheidende Heimspiel gegen Israel fällt Rechtsverteidiger Lainer aus. Foda ersetzt ihn nicht durch die offensiv denkenden Stammkräfte Lazaro oder Laimer, die das bei ihren Vereinen spielen/können, sondern durch den Innenverteidiger Stefan Posch, der das erst seit weniger als einem Monat bei seinem Verein probiert. Erst als der sich verletzt, kommt Christopher Trimmel, ein echter rechter Außenläufer - der seine Sache defensiv gut und offensiv auffällig macht. Foda kann nicht aus seiner Haut; und er will das Nationalteam dort hineinzwängen - gegen dessen eigentliches Können.

Viel wird davon abhängen wie (wenig) mutig und mit welchen Aufgaben/Vorgaben der Teamchef seine Akteure in den beiden letzten Pflichtspielen auf den Platz schicken wird. Denn bei der Euro wird es ausschließlich stärkere Gegner als Israel (und mit etwas Los-Pech auch als Polen) geben - soll heißen: auch der Topf 4-Kontrahent wird sich nicht von sichtbarer Angst beeindrucken lassen. Wie man’s macht, zeigen aktuell die drei Liga-Spitzenreiter bei ihren europäischen Auftritten: selbst in dem defensiv aussehenden 5-3-2 von Salzburg gegen Napoli steckte genug Angriffsgeist und aktiv ausgerichtete Spielanlage, um einem Favoriten auswärts entscheidend weh zu tun.

Bei der Kaderbekanntgabe-Pressekonferenz war Foda bemüht, die Spannung hochzuhalten und die Schwierigkeit der bevorstehenden Aufgabe überzubetonen. Die Nachfrage, ob das wohl schon bedeutungslose Spiel in Lettland dann ein Schaulaufen für den zweiten Anzug werden könnte, umschiffte er dadurch. Die Frage war ohnehin falsch gestellt - das Schaulaufen gilt nicht der Mannschaft, die hat sich Kraft ihrer Qualität qualifiziert, es gilt ihm: Foda muss die Fähigkeiten, die es für eine Euro-Gruppenphase braucht, erst belegen.

Der ÖFB-Kader für die EM-Quali-Spiele gegen Nordmazedonien am 16. November in Wien und das Spiel gegen Lettland in Riga am 19. November

Tor: Pavao Pervan (VfL Wolfsburg/GER), Alexander Schlager (LASK), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz). Auf Abruf: Richard Strebinger (Rapid Wien).

Abwehr: Aleksandar Dragovic (Bayer Leverkusen/GER), Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt/GER), Philipp Lienhart (SC Freiburg/GER), Stefan Posch (TSG Hoffenheim/GER), Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach/GER), Christopher Trimmel (Union Berlin/GER), Andreas Ulmer (RB Salzburg). Auf Abruf und bei der U21: Maximilian Wöber (Red Bull Salzburg), Kevin Danso (FC Southampton/ENG), Marco Friedl (Werder Bremen/GER). Auf Abruf: Sebastian Prödl (Watford/ENG), Gernot Trauner, Reinhold Ranftl, Philipp Wiesinger (LASK), Albert Vallci (RB Salzburg), Maximilian Ullmann (Rapid Wien).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/GER), Julian Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/GER), Florian Grillitsch (TSG Hoffenheim/GER), Valentino Lazaro (Inter Mailand/ITA), Stefan Ilsanker, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/GER), Alessandro Schöpf (Schalke 04/GER), Louis Schaub (FC Köln/GER) und Thomas Goiginger (LASK). Auf Abruf wegen Verletzung: Florian Kainz (FC Köln/GER). Auf Abruf: Peter Zulj (RSC Anderlecht/BEL), Marcel Ritzmaier (WAC). Auf Abruf und bei der U21: Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim/GER).

Angriff: Marko Arnautovic (Shanghai SIPG/CHN), Michael Gregoritsch (FC Augsburg/GER), Karim Onisiwo (FSV Mainz/GER), Lukas Hinterseer (Hamburger SV/GER). Auf Abruf: Nikola Dovedan (FC Nürnberg/GER), Christoph Monschein (Austria Wien), Andreas Weimann (Bristol City/ENG).

Verletzt fehlen Cican Stankovic (RB Salzburg), Heinz Lindner (SV Wehen Wiesbaden/GER), Xaver Schlager (VfL Wolfsburg/GER), Hannes Wolf (RB Leipzig/GER), Kevin Stöger (Fortuna Düsseldorf/GER), Sascha Horvath (Dynamo Dresden/GER) und Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart/GER).

Rücktritte: Guido Burgstaller (Schalke 04/GER), Zlatko Junuzovic (RB Salzburg), Christian Fuchs (Leicester City/ENG), Markus Suttner (Fortuna Düsseldorf/GER), Martin Harnik (HSV/GER), Ramazan Özcan (Bayer Leverkusen/GER).

Zuletzt auf Abruf waren auch noch Daniel Bachmann (FC Watford/ENG), Kevin Wimmer (Royal Mouscron/BEL), Moritz Bauer (Celtic Glasgow/SCO), Stefan Schwab, Thomas Murg, Christoph Knasmüllner (Rapid Wien), Stefan Hierländer, Thorsten Röcher (Sturm Graz), Marvin Potzmann (LASK), Alexander Gorgon (HNK Rijeka/CRO), Florian Klein, Max Sax (Austria Wien), Raphael Holzhauser (Beerschot/BEL) oder Deni Alar (Levski Sofia/BUL).

Verletzt sind zudem Georg Margreitter (FC Nürnberg/GER), Patrick Farkas (RB Salzburg), Thorsten Schick Philipp Schobesberger (Rapid Wien), Philipp Mwene (FSV Mainz/GER), Dominik Baumgartner (WAC) oder Lukas Grozurek (Karlsruher SC/GER).

Unberücksichtigt sind vor allem einmal Peter Michorl (LASK) sowie Andreas Lukse, Lukas Jäger (FC Nürnberg/GER), Dejan Stojanovic (FC St. Gallen/SUI), Samuel Sahin-Radlinger (FC Barnsley/ENG), Martin Fraisl (SV Sandhausen/GER), Florian Stritzel (SV Darmstadt/GER), Lukas Königshofer (KFC Uerdingen/GER), Lukas Spendlhofer (Sturm Graz), Richard Windbichler (Melbourne City/AUS), Dominik Wydra, Philipp Zulechner (Erzgebirge Aue/GER), David Stec, Benedikt Zech, Srdjan Spiridonovic (Pogon Stettin/POL), Mario Pavelic (Sarpsborg/NOR), Georg Teigl (FC Augsburg/GER), Lukas Gugganig (VfL Osnabrück/GER), Manuel Prietl (Arminia Bielfeld/GER), Konstantin Kerschbaumer (FC Heidenheim/GER), Ivan Ljubic (Sturm Graz), Yasin Pehlivan (Genclerbirligi Ankara/TUR), Robert Gucher (AC Pisa/ITA), Patrick Möschl (Dynamo Dresden/GER), Stefan Savic (Olimpija Ljubljana/SVN), Michael Liendl (WAC), Robert Zulj (TSG Hoffenheim/GER), Mathias Honsak (SV Darmstadt/GER), Marvin Egho (Randers/DEN), Adrian Grbic (Clermont/FRA), Darko Bodul (Shakhtjor Soligorsk/BLR) und Daniel Royer (RB New York/USA).

Unangefragt sind Moritz Leitner (Norwich City/ENG) und Ahmed Ildiz (Malatyaspor/TUR). Keine Staatsbürgerschaft gibt’s für Ashley Barnes (FC Burnley/ENG) und Jonathan Schmid (SC Freiburg/GER). Bei anderen Verbänden sind Mert Müldür (TUR/US Sassuolo/ITA), Ismael Tajouri (LYB/New York FC/US), Tarkan Serbest (TUR/Austria Wien), James Jeggo (AUS/Austria Wien), Robert Ljubicic (CRO/SKN St. Pölten), Anel Hadzic (BOS/Fehervar/UNG), Atdhe Nuhiu (KOS/Sheffield Wednesday/ENG), Marin Leovac (CRO/Dinamo Zagreb/CRO) und bald auch Emir Dilaver (Dinamo Zagreb/CRO), der bei Bosnien andocken wird.

Der U21-Kader (Jahrgang ’98 und jünger) für die EM-Qualifikation am Freitag, 15. November gegen den Kosovo in Ried sowie einem Test gegen Ungarn in Budapest am Montag, 18. November:

Tor: Fabian Ehmann (Aris Saloniki/GRE), Christopher Giuliani (Sturm Graz), Ammar Helac (Blau Weiß Linz). Auf Abruf: Tobias Lawal (LASK).

Abwehr: Kevin Danso (FC Southampton/ENG), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Maximilian Wöber (Red Bull Salzburg), Dario Maresic (Stade Reims/FRA), Alexander Borkovic (Austria Wien), Emanuel Aiwu, Leonardo Lukacevic (FC Admira), Julian Gölles (WSG Wattens), Lukas Malicsek (SV Horn). Auf Abruf: Michael Svoboda (WSG Wattens), Johannes Handl (Austria Wien), Vincent Trummer (Sturm Graz), Luca Meisl (SKN St. Pölten), Patrick Obermüller (TSV Hartberg), Lukas Sulzbacher (Rapid Wien) und Christoph Klarer (FC Southampton/ENG).

Mittelfeld: Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim/GER), Sandi Lovric (FC Lugano/SUI), Valentino Müller (LASK), Christoph Halper (SV Mattersburg), Romano Schmid (WAC). Auf Abruf: Michael John Lema (Sturm Graz), Dominik Fitz (Austria Wien), Manuel Thurnwald (SCR Altach), David Schnegg (LASK), Nicholas Wunsch (SK Rapid), Lukas Fadinger (SV Lafnitz)

Angriff: Marko Raguz, Thomas Sabitzer (LASK), Patrick Schmidt (FC Barnsley/ENG), Alexander Schmidt (WAC), Marco Grüll (SV Ried), Kelvin Arase (Rapid Wien). Auf Abruf: Stephan Schimandl (SV Mattersburg) und Arnel Jakupovic (Domzale/SVN).

Verletzt sind Hannes Wolf (RB Leipzig/GER) und Nicolas Meister (LASK). Zuletzt dabei war Vesel Demaku (Austria Wien). Bei jüngeren U-Teams sind Flavius Daniliuc (FC Bayern München/GER), Matthäus Taferner (Dynamo Dresden/GER), Thierno Ballo (FC Chelsea/ENG), Lorenzo Coco (RB Leipzig/GER), Ervin Omic (Juventus/ITA), Philipp Wydra (FC Köln/GER), Dalibor Velimirovic und Yusuf Demir (SK Rapid). Out sind ua Daniel Antosch, Chukwubuike Adamu (RB Salzburg), Jonas Auer (Mladá Boleslav/CZE), Melih Ibrahimoglu (SK Rapid), Elvin Ibrisimovic (Wacker Innsbruck) oder Robert Ljubicic (SKN St.Pölten).

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