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Der Song zum Sonntag: Graham Coxon - „She Knows“

Der Blur-Gitarrist hat auch die zweite Staffel von „The End of the F***ing World“ vertont.

Von Christoph Sepin

Raus aus der öden echten Welt, rein in eine noch ödere, aber dank ihrer Romantisierung der Tristesse leichter zu konsumierende Kunstwelt: Das ist das Erfolgsrezept der Serie „The End of the F***ing World“ und das ist auch Graham Coxons Zugang in seinen Begleitstücken zur Show: in Nostalgie getauchte Lieder zwischen schummriger US-Diner-Romantik und trostlosem Leben im britischen Nirgendwo.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Schon zur ersten Staffel der bitterbösen Außenseiterserie durfte Coxon den Soundtrack beisteuern, für Season 2 von „The End of the F***ing World“ kehrt er zurück und veröffentlicht mit „She Knows“ ein Lied, das mehr ist als eine simple Vertonung der Serienwelt. Wie es bei guten Soundtrack-Arbeiten sein soll, steht hier alles auf eigenen Beinen und der Syd-Barrett-Fan Graham Coxon darf wieder mal tief in die vergangenen Jahrzehnte des guten, alten Rock’n’Roll abtauchen.

Das Grundthema ist wie ein Twist in einer Geschichte, ein essenzieller Wendepunkt, wenn es heißt: „She knows“, sie weiß. Und zwar etwas, das sie nicht wissen sollte, das verrät die schaurig-zwielichtige Instrumentierung schon zu Beginn des Liedes. Eine Melodie kratzt wie aus einem alten Plattenspieler und ist ruhig und beruhigend. Zu ruhig, wenn man der weiteren Erzählung von Coxon folgt.

„Is there a right thing for us to do?“, fragt Coxon noch zu Beginn des Lieds, fragt nach, ob man da nicht noch etwas tun könnte, um das, was passiert ist, zu reversieren. Und gibt sich dann doch dem Fatalismus hin: „She got to you, she knows.“ Es ist, wie es ist. Wovor Coxon hier warnt, was die Dringlichkeit in seiner Stimme erzeugt, das ist nicht klar und das wird auch nicht erklärt.

End of the f+++ing world

Netflix

Instrumente kommen dann dazu, wiederholen sich, Verzerrungen steigern sich, Coxon befindet sich im Zwiegespräch mit sich selbst: einerseits die Warnung vor der omnipräsenten Figur, die dann doch nur eine Metapher sein könnte: „Just tread lightly on the ground, she’s all around.“ Dann meldet sich dazwischen wiederum der allwissende Erzähler Coxon, der immer nur die eine Zeile wiederholt: „She knows.“

Wer Staffel 2 von „The End of the F***ing World“ bereits gesehen hat, kann sich vorstellen, welche Geschichte hier erzählt wird. Doch Coxon lässt sich davon nicht beirren. Sondern schafft ein düster-sumpfiges Herbstlied und den Soundtrack für seine eigene Biografie: Von der Zeit in Blur, über die großen Vorbilder des Rock’n’Roll bis zu seinem doch ganz eigenen, oft unbekümmert wirkenden Gitarrenstil, gibt es in diesem Lied vor allem die Essenz des Musikers Graham Coxon zu entdecken.

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