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Grafik mit Frau als Fußballfan

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Frauen in der Fankurve: Fan.Tastic Females erzählen ihre Geschichte

Frauen und Fußball, das ist eine Kombination, die historisch gesehen so alt ist wie der Fußball selbst. Etwa 20 Prozent aller Fußballfans sind Frauen, trotzdem ist Fußball und auch seine Fankultur noch immer eine der wenigen verbliebenen Männerdomänen im Sport. Die Ausstellung „Fan.Tastic Females“ macht Frauen, die Teil der Fankurve sind, sichtbar und verschafft ihren Geschichten Gehör.

Von Alica Ouschan

FM4 Auf Laut, heute, Dienstag, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und im FM4 Player.

Die Nummer ins Studio: 0800 226 996

Maria ist 80 Jahre alt und supportet den FC Arsenal seit 68 Jahren. Damit zählt sie zu den langjährigsten Dauerkartenbesitzer*innen der Welt. Noch immer besucht sie bis zu sechs Spiele in zwei Wochen und reist für ihren Lieblingsclub quer durch Europa.

Football Herstory

Neben Fan-Ikonen wie Maria stehen insgesamt 78 Video-Porträts von Frauen aus 21 europäischen Ländern. Die Ausstellung „Fan.Tastic Females – Football Herstory“ ist nach einer einjährigen Tour in Deutschland nun auch in Österreich angekommen. Zum momentanen Zeitpunkt gastiert sie in der Windmühlgasse 26 in Wien.

Auf den ersten Blick gibt’s dort nicht viel zu sehen. Ein paar Roll-Ups mit wenig Text und ein paar Fotos. Das ist jedoch nur ein Bruchteil des Ganzen: Jede einzelne Frau hat ihren eigenen QR-Code. Dieser kann mit dem eigenen Handy gescannt werden und führt zu den einzelnen Video-Porträts.

Geschichten, die es wert sind, gehört zu werden

Das Projekt gibt es bereits seit 2008. Seitdem sind die Projektkoordinatorinnen von „Football Supporters Europe“ und ihr Filmteam quer durch Europa gereist und haben die Geschichten der weiblichen Fans verfilmt. Das war nicht immer leicht, erzählt Naz Gündogdu, die Videoproduzentin von „Fan.Tastic Females“. Zu Beginn sollte eine junge Frau aus Diyarbakir porträtiert werden, aus der Stadt, die hauptsächlich als Zentrum des Türkei-Kurdistan-Konflikts bekannt ist.

Als das Filmteam dorthin reiste und zum ausgemachten Spiel ging, hatten sie weder einen Namen noch ein Bild von der Person, die sie suchten. Blindflüge wie dieser machten das Projekt zu einem großen Abenteuer, sagt Naz. Es hat sich ausgezahlt: 10 Jahre später hat Naz über 9 Stunden Videomaterial produziert, das der weiblichen Fußballfankultur Gesichter gibt und ihr nicht nur eine, sondern viele verschiedene Stimmen verleiht.

Besucher*innen in der Ausstellung

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Fan.tastische Vielfalt

Die Ausstellung soll die Vielfalt weiblicher Fankultur wiedergeben. Sie ist unterteilt in verschiedene Kategorien: Es gibt „female fans like you & me“, aber auch Ikonen weiblicher Fankultur, zu denen Maria gehört. Die „female ultras“ sind die Hardcorefans unter den Fußball-Liebenden.

Neben Fangruppen und Netzwerken weiblicher Fans widmet sich ein Teil den „female fan leaders“. Zu ihnen gehört die Wienerin Ines, die von Anfang an in die Entstehung der Ausstellung involviert war und sie nun für Österreich kuratiert. Es sei ihr eine Herzensangelegenheit gewesen, die Tour zu ihr nach Hause zu holen – gerade weil die Fankultur im österreichischen Vereinsfußball einen derart hohen Stellenwert einnimmt. Ein historischer Überblick über die Geschichte weiblicher Fankultur sowie Statistiken und Zahlen als Hintergrundinfo runden die Ausstellung ab.

Zurück in die Küche mit dir! Weiß dein Mann, dass du hier bist?

1950 betrat Maria das erste Mal ein Stadion. Das Fan-Dasein war nicht immer leicht für sie – von Beginn an hatte sie mit Belästigung und dummen Sprüchen von Männern zu kämpfen. Maria ließ sich von niemandem aufhalten – derartige Kommentare brachten sie nur dazu, ihr Team noch lauter anzufeuern.

Mittlerweile liegen die Anfänge ihrer Beziehung zum Fußball weit in der Vergangenheit. Obwohl die Anzahl der weiblichen Fußballfans ständig steigt, hat sich seitdem wenig verändert. Frauen auf der Fantribüne müssen sich immer noch behaupten und rechtfertigen, warum sie ihren Platz dort verdient haben – bei Männern sei das nicht so, erzählt eine Besucherin der Ausstellung. Neben dummen Kommentaren seien auch körperliche Übergriffe leider keine Seltenheit.

Besucher*innen in der Ausstellung

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Viele der weiblichen „Ultras“ haben damit zu kämpfen, dass sie unsichtbar gemacht werden oder sie – weil es mittlerweile einfach so viele gibt, dass sie nicht ignoriert werden können – bestimmte Rollen zugeschrieben bekommen. Ines wünscht sich, dass die Ausstellung Vorbilder für junge Frauen in den Fankurven schafft. „Als ich angefangen habe ins Stadion zu gehen, hat es das einfach nicht gegeben. Ich hoffe, dass wir jungen Frauen zeigen können, dass es sich lohnt diesen veralteten Rollenbildern entgegenzuwirken und stattdessen neue zu schaffen!“

Unverzichtbare Einzelteile eines großen Ganzen

Unvergleichliche Atmosphäre. Zusammenhalt. Teil von etwas Großem sein. 90 Minuten wild sein und die Sau rauslassen, nach Hause kommen – so beschreiben Frauen, was Fußball ihnen bedeutet. Sie wollen einfach nur Fans sein dürfen, ohne sich in ihrem Fan-Dasein ständig beweisen oder rechtfertigen zu müssen. Um Teil des großen Ganzen werden zu können, müssen sie aber zuerst als unverzichtbare Einzelteile des großen Ganzen sichtbar werden.

Bis 16. November kann die Ausstellung „Fan.Tastic Females“ noch in Wien besichtigt werden, von 20. bis 30. November dann im Kunstraum in Linz. Der Eintritt ist frei. Wer es nicht schafft, alle 78 Video-Porträts vor Ort anzuschauen, kann gegen freie Spende einen Code erwerben und den spannenden Erzählungen zu Hause folgen.

FM4 Auf Laut am 12. November: Frauen in der Fankurve

FM4 Auf Laut, jeden Dienstag von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und im FM4 Player

Frauen in der Fankurve, die ihre Geschichten und Erfahrungen erzählen möchten, bekommen auch heute Abend bei uns die Gelegenheit. Zu Gast bei FM4 Auf Laut und Claus Pirschner sind Clara Gallistl und Theresa Prammer.

Ruf an und rede mit, ab 21 Uhr unter 0800 226996.

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