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„Teenage Years Are Over“: Dives im Interview

Dives kreieren mit ihrem Debütalbum „Teenage Years Are Over“ den Soundtrack für die Post-Adoleszenz. Im Interview erzählen sie, warum sie mit der Romantisierung des Teenageralters Schluss machen und wie sie auch musikalisch gewachsen sind.

Von Michaela Pichler

Drei Jahre ist es nun her, dass sich Tamara Leichtfried, Viktoria Kirner und Dora De Goederen auf dem Pink Noise Girls Rock Camp gefunden und lieben gelernt haben. Drei Jahre, in denen die Band Dives rastlos in allen Ecken und Enden außerhalb und innerhalb dieses Landes gespielt haben: Als Support-Band von Bilderbuch, AnnenMayKantereit, Courtney Barnett, Franz Ferdinand u.a., als Demo-Band in der legendären Ibiza-Woche auf dem Vengabus, in Punkschuppen oder als Popfest-Opener 2018.

Nach diesen ganz unterschiedlichen Konzerterfahrungen, längeren und kürzeren Tourneen und Festivalabstechern sind Dives eingespielt, was man auch auf ihrem ersten Album hört. Wenn man es ganz genau nimmt, ist „Teenage Years Are Over“ allerdings nicht der erste Dives-Release. 2017 überzeugten sie schon mit einer selbstbetitelten EP. Fühlt sich das Album jetzt trotzdem wie ein Debüt an? „Es ist definitiv überlegter als die EP vor zwei Jahren. Damals haben wir einfach alles, was wir spielen konnten, in einem dunklen Keller aufgenommen und überlegt, ob wir’s vielleicht einfach auf Bandcamp stellen“, erklärt Bassistin Viktoria Kirner. Dass die EP daraus entstanden ist und dann so ein Erfolg wurde, war eine erfreuliche Überraschung. „Teenage Years Are Over“ ist für Dives auf jeden Fall ihr Debüt und fühlt sich wie ein weiterer Schritt an. Und das hat gleich mehrere Gründe.

Plattencover von Dives "Teenage Years Are Over"

Siluh Records

Das Debütalbum „Teenage Years Are Over“ von Dives ist via Siluh Records erschienen. Gefeiert wird am 23. November im Wiener Fluc, gemeinsam mit Szene-Freund*innen wie Clara Luzia, Absatz1, Euroteuro, Just Friends and Lovers, Tents uvm.

Ein wichtiger Faktor für die Produktion vom Debüt war Zeit. Gemeinsam mit Wolfgang Möstl ging es mit zwei Recording-Blöcken im Februar und im Juli ins Studio. Der Produzent und Noise-Szene-Tausendsassa (Mile Me Deaf, Sex Jams, Killed By 9V Batteries) war auch schon bei der EP mit im Dives-Boot. „Es war nicht so, dass wir einen Producer gesucht haben, der uns erklärt wie wir am besten einen erfolgreichen Song schreiben. Sondern Wolfgang Möstl hat uns immer sehr viel Freiheit gelassen und uns gleichzeitig auch genau in den richtigen Momenten beraten.“

Wie Phoenix aus der Teenager-Asche

Obwohl alle zehn Songs am Album für sich stehen, abgeschlossen sind und nicht in vernebelten Fade-Outs und Fade-Ins ineinander übergehen, fühlt sich das Dives-Debüt sehr nach Konzept an. Der Albumtitel zieht sich thematisch durch alle Nummern und ist keine nostalgische Resignation, sondern eher eine ermächtigte Phoenix-Aus-Der-Asche-Ansage. „Zu sich selbst stehen und eine gewisse Stärke in sich finden, herausfinden was man eigentlich will und braucht – das ist oft etwas, woran’s einem als Teenager fehlt“ , erklärt Drummerin Dora De Goederen. Dives sprechen sich gegen den verklärten Blick auf die Teenagertage aus, die viel zu sehr romantisiert werden. „Diese Idealisierung ist eigentlich total komisch, denn für viele ist diese Zeit sehr schwierig. Man kann wirklich froh sein, wenn das endlich vorbei ist.“ Viktoria Kirner fügt hinzu: „Auch dieses arge Glorifizieren in der Popkultur und in Popsongs – damit reicht’s jetzt endlich mal!“

Alte Bekannte und neue Perlen

Das Erwachsenwerden lässt sich auch auf den musikalischen Schaffensprozess der Dives ummünzen. „Unser Anfang war sehr geprägt von ersten Schritten an neuen Instrumenten. Wir sind vor sehr vielen Unsicherheiten gestanden und wir wussten nicht genau wohin. Und jetzt gibt es das Album und jetzt wissen wir wohin!“ Für die musikalische Entwicklung waren auch ganz bestimmte Songs wichtig. Wer die EP aus dem Jahr 2017 kennt, wird auf „Teenage Years Are Over“ einen alten, Hit-verdächtigen Bekannten treffen: Der Loop-Song „Tomorrow“ ist auch auf dem Debüt vertreten. Das war eine sehr bewusste und auf der Hand liegende Entscheidung für die Band. „Die Soundrichtung, die wir damals auf „Tomorrow“ vorgegeben haben, war sehr prägend. Er war der erste Schritt zur Dives-Soundfindung, die erste Konstante in unserem Repertoire. Vollständigkeitshalber musste er auf das Album, der Song ist Dives und der Song ist unser Debüt.“

Ein gelooptes Gitarren-Riff als Grundbasis, eine jaulend-hohe E-Gitarre zum Drüberstreuen, der mittlerweile charakteristische zweistimmige Gesang von Tamara Leichtfried und Viktoria Kirner, eine bittersüße Melancholie zwischen den Zeilen. Das sind musikalische Elemente, die sich auch auf den neuen Debüt-Tracks verbergen. Eine besondere Perle ist zum Beispiel „Stay Right Here“. Während ein treibender Bass und eine surfige Gitarre dahinfließen, offenbart sich ein zerbrechlicher Text übers erste Mal jemanden vertrauen zu lernen, auch einer dieser Prozesse, den man sich mit den Teenagerjahren erkämpfen muss. Da hilft es schon ein bisschen, wenn Dives Sicherheit anbieten: „I can be your safe place.“

Ganz andere Töne schlagen die drei Musikerinnen bei Songs wie „Looking For A Fight“ an. Garagiger, härter und eben immerzu „up for a fight“. Auch noch sehr gut: Wenn auf „Drinking Paradise“, der letzten Nummer des Albums, Nicki Minaj zitiert wird: „The bridges that we built, we burn.“ Dives dürfen jegliche Brücken abfackeln, solange sie es mit einem Soundtrack wie ihrem Album „Teenage Years Are Over“ tun. Jede Nummer ist am richtigen Platz, von Lückenfüllern fehlt jede Spur. Dives sind mit ihrem Debüt musikalisch erwachsen geworden und das macht nach dem Hunde-Alter-Prinzip auch Sinn: Wenn man Bandjahre wie Hundejahre – also 7 Jahre – berechnet, sind Dives heuer 21 geworden. Also auch in internationalen Gewässern endlich erwachsen.

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