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jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Peter The Human Boy

Clara Schemmel

Neues von Peter The Human Boy, Downers & Milk, Little Big Sea, Oehl u.v.m.

Die Vorzüge eines Umzugs, viel langsam-gute Musik und frühe Ideen für Weihnachtsgeschenke. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Wir haben ausgepackt. Die Kisten hinauf auf den Küniglberg transportiert und ausgeräumt, Poster aufgehängt, CDs und Platten einsortiert. Plätze verteilt. FM4 ist angekommen am großen ORF-Mediencampus - und das mit der Unterstützung fabelhafter Gäste wie Ankathie Koi, Bilderbuch, T-Ser und vielen mehr.

Umziehen ist ja keine einfache Sache, aber eine reinigende: Alten Krempel kann man entsorgen und alte Schätze finden. Beim Stöbern etwa in meinen Fächern und Kisten habe ich eine Band wiedergefunden, die Aufmerksamkeit verdient: Für alle, die Slackerpop von Mac DeMarco (der übrigens gerade ein Musikvideo für Iggy Pop gedreht hat!) gut finden, und denen der grausige Winter sowieso zu blöd ist - hört euch Peter The Human Boy an. Eine Wiener Band rund um Sänger, Songschreiber und Gitarrist Peter Mathis.

Er sagt „Slow Rock“ dazu. Das passt.

Live ist Peter The Human Boy das nächste Mal am 7. Dezember im Wiener Rhiz zu sehen - als Support für The L.L.A.

Neue FM4 Soundpark-Sendung

Nochmal News: Es wird eine neue FM4 Soundpark-Sendung geben. Die findet immer donnerstags, von 19 bis 22 Uhr statt und ich habe die große Ehre und Freude, sie zu moderieren. Natürlich mit tatkräftiger, inhaltlicher Unterstützung des gesamten FM4 Soundpark-Teams.

In all dem Trubel sind die wöchentlich schönsten Musikvideos Österreichs aber nicht untergegangen:

Downers & Milk - „Off By One“

„A gospel for the lost, an anchor for the drifters.“ Mit diesem schönen Satz beschreibt das Duo Downers & Milk sein neuestes Stück „Off By One“. Einmal mehr eine Hymne auf die Individualität, die im Alltagskonformismus und zwischen unser aller Selbstoptimierungsversuchen aktuell ein bisschen angeschlagen daherkommt.

Dass Hasen oder Menschen in Hasenkostümen sich gut vor der Kamera machen, ist nicht erst seit dem Film „Donnie Darko“ eine klare Sache. Hier, im Video zum Song „Off By One“, sind sie rosa, begleitet von Clowns, samt all ihren Schrammen, blauen Flecken und blutigen Nasen, die ihnen das Leben hinterlassen hat. Sie wehren sich und singen dabei einen Blues, der in guten Americana-Wogen dahinschwappt.

Auch live wird das intensiv, aber deshalb nicht schmähbefreit: Downers & Milk wachsen live zur siebenköpfigen Formation an. Das nächste Mal im sehr passenden Ambiente am Blue Bird Festival im Wiener Jazzclub Porgy & Bess zu sehen.

Little Big Sea - „Total Recall“

Wenige Songs haben diese Woche so gut zum Umzug von FM4 gepasst wie „Total Recall“ von Little Big Sea (gut, gleich nach „Ciao“ von Wanda). Es ist die dritte Single des im April veröffentlichten Albums „Stranger Places“ und es ist eine Gedankenreise zurück in die Vergangenheit, als der Sommer noch warm, die Falten noch nicht da, die Sorgen irgendwie weniger groß waren.

Minimalistisch am Beat und dann natürlich mit schwarz-weißer Untermalung. Dezent und elegant, das ist die Musik von Little Big Sea, „Total Recall“ ein sanftes Stück zum Nicht-Vergessen. Slowpop-Gedankenspaziergang rückwärts.

Vetter_Huber - „Desert Sun“

„Eskalation im Paradies“ ist schon ein guter Titel. Was steckt in einem Album, das sich so nennt? Vetter_Huber hinterfragen musikalisch - und vornehmlich elektronisch - extreme Erfahrungen in extremen Situationen. Dass ihre Songs schon mal aufgepeitschte Industrial-Kracher sind, ist da keine große Überraschung. Die Single „Desert Sun“ ist das neueste Beispiel, das jetzt auch eine visuelle Untermalung bekommen hat.

Halluzinationen und die gute, alte, knallenge Lederhose: Getanzt wird überall, wo Beton ist, auf der Straße, beim Warten auf die U-Bahn. In jedem Alter. Subtil-süffisantes Hinterfragen gesellschaftlicher Konventionen oder aber einfach eine feine, schlanke Diskoscheibe. Die „Desert Sun“, die die Wintertanzfläche wärmer macht.

Oehl - „Wolken“

Die Faszination für Verkleidung und Gesichtsbemalung liegt in der Entfremdung. Das Gruselige ist das Spannende und das Verrückte das Interessante. Clowns erleben ein kulturelles Comeback, ihre Geschichte ist lang und sie bekommt ein neues Puzzleteil: Oehl legen mit ihrem Video zum Song „Wolken“ einen gespenstischen Kleinfilm vor, für den sie, ja, über die Wolken gegangen sind.

Das ist auf den ersten Blick deshalb so gut, weil die Weite die Augen beruhigt, wenn der Wind über die Schneegipfel fährt und die Sonne in den Kristallen glitzert. Weiß wie der Schnee eben ist auch das Gesicht des Hauptdarstellers, die liebe Fratze, der sympathische, diesmal nur verzerrt schmunzelnde Harlekin, der dahinstolpert und sucht. Und was findet man dort, wo man nichts zu finden glaubt? Eine Kirche, einen religiösen Unterschlupf, wo der Prunk und die bunten Glasfenster traditionsgemäß gebunkert liegen.

Stimme und Bass tanzen hier, alles ist zurückhaltend, Worte verschwimmen. Das passt zum nicht greifbaren Zustand der besungenen Wolken, die vor der Sonne schützen, auf dass die noble Blässe erhalten - oder doch eher das Geheime im Dunkeln bleibt. So wie eben die Musik von Oehl, die vom Geheimnis lebt. Verhalten, verhuscht fast, schimmert sie gerade deshalb zwischen vielen anderen, plakativen Popreleases.

Das erste Album von Oehl trägt den Titel „Über Nacht“ und wird am 24. Jänner 2020 via Grönland Records erscheinen.

Merry Christmas, everyone

Und weil der kommende Sonntag endlich, endlich der erste Adventsonntag ist, hier noch ein kleines Video, um in Weihnachtsstimmung zu kommen: Titus Probst gibt sich wie gewohnt DIY und zurückgelehnt. Und reimt eben mal übers Christkind.

Übrigens: Live zu sehen am 30. November im Wiener Gürtelbahnbogenlokal B72 - gemeinsam mit dem ebenfalls höchst talentierten On Bells.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Die pop-affinen Noise-Tüftler von Robotra legen nach zehn Jahren ein letztes Album vor. Es heißt „All the best, Robotra“ und ist ein kleines, feines Bandgeschichten-Sammelsurium.
  • „Magst heut ein bissi tanzen?“ Dann gibt’s dafür eine neue, heimlich-groovige Single der Trubeltruppe Euroteuro. Sie heißt natürlich „Bla Bla Bla“.
  • Stay tuned: Demnächst werden wir das Line-up des kommenden FM4 Geburtstagsfests bekannt geben. Schöne Szeneschau wird das, versprochen.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • „Wer jagt mich, wenn ich hungrig bin“, ist der sehr gute Titel des neuen „halben“ Buntspecht-Albums. Zu feiern gibt’s für die Band nicht nur das, sondern auch die gerade extrem erfolgreiche Tour, mit einem etwa schon ausverkauften Stopp morgen, in der Arena Wien.
  • Das ganz offenbare Allround-Genie Mascha hat ein Buch geschrieben. „How to live with your exhausting weird creative self“ ist ein kluger, lustiger Ratgeber für die Künstler*innen unter euch. Weihnachten kommt bald...?
  • Wer in seinem Instagram-Feed gerne moody autumn pics rauf- und runterwischt, dem/der sei der Account von Fox Shadows empfohlen. Außerdem schaut’s so aus, als käme da ganz bald neue, cineastisch-gute Musik raus.
  • Wie räudig ist das Tourbus-Leben tatsächlich? Und wie fühlt es sich an, verschwitzt und glücklich auf der Bühne zu stehen? Zur Single „Teenage Mutant Hero Stargirl“ haben The Fictionplay ein Video gedreht, das auch alle Geheimnisse verrät.
  • „Pseudophilia“ heißt die „Liebe zum Fake“. Und auch die neue Single des österreichisch-englischen Trios Blossomers. Likes und Clicks machen glücklich? Ein Test: Hier geht’s zum neuen Video.
  • In der sonntäglichen Soundpark-Nacht mit Christian Pausch war die Band Strandhase zu Gast, aber auch Mascha und das Kollektiv „Sounds Queer?“. Michaela Pichler hat Dives zu ihrem Debütalbum „Teenage Years Are Over“ ausführlich interviewt - und natürlich gibt’s viel neue Musik von Euroteuro, Vienna Rest in Peace, DeathDeathDeath u.v.m.

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