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Destroyer

Destroyer

Der Song zum Sonntag: Destroyer - „It Just Doesn’t Happen“

Musik gegen die Stille auf dem neuen Lied von Dan Bejar.

Von Christoph Sepin

Kulturell relevante Momente haben die Eigenschaft, sich manchmal zu wiederholen; oder lassen sich zumindest miteinander verknüpfen: Das, was mal passiert ist, das kann auch so starke Ähnlichkeiten zu dem haben, was gerade passiert, dass sich mit einer Erzählung aus der Vergangenheit eine aktuelle Begebenheit erklären lässt.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Das scheint der Kanadier Dan Bejar mit seinem Projekt Destroyer wohl gewusst zu haben, als er sich dazu entschied, sich mit seinem nächsten Album „Have We Met“ dem Jahrtausendwechsel unter dem Thema „Y2K“ zu widmen. Auch jetzt geht ein Jahrzehnt zu Ende, auch jetzt befindet sich die Welt in einer Ära der Ungewissheit. Und auch wenn nicht ganz klar ist was, irgendwas scheint sich doch irgendwie zu verändern, während diesem Ausklingen der Zehnerjahre.

Das große Thema „Y2K“ hat Bejar zwar im Laufe der Albumproduktion verworfen, es lassen sich aber immer noch Spuren und Überbleibsel von diesem Zugang in seinen neuen Liedern finden. Hier in „It Just Doesn’t Happen“ beispielsweise.

Bejar hat ein Lied geschrieben, das ganz klar als Momentaufnahme funktioniert. Das was war und das was kommt steht während dieser fünf Minuten nicht im Fokus, der Protagonist von „It Just Doesn’t Happen“ bemerkt aber auf jeden Fall die Effekte davon. Zuerst bedient sich der Erzähler der Komplimente: „You’re looking good, in spite of the light“, singt er als erste Zeile. Du siehst gut aus, auch wenn es das Licht nicht tut. Optimismus liegt in der Luft, in der Instrumentierung, in dem Moment des Glücks, den Bejar beschreibt: „And the air, and the time of the night, they play your favourite song“. Es ist Nacht, im Radio läuft das Lieblingslied und alles ist gut.

Dann wird nach vorne gespult, es ist Tag und heiß und der Blick wird auf die Sonne gerichtet: „You cast a poisonous look to the sun“. Was von oben herunterleuchtet, hat schon mal besser gefallen. Der Verweis auf die Klimaveränderung hier, und so heiß wie jetzt war es sowieso nie hier. Die Sonne, nicht freundlich, sondern ungewöhnlich und irritierend. Das erklärt auch die giftigen Blicke nach oben.

Bejar besingt die Stille, die laut ihm unerträglich ist: „I find the silence unbearable. What does that say about the silence?“, fragt er sich. Und spielt sein Lied dagegen. Dabei bleibt sein Timbre weich und angenehm begleitend, die Instrumente malen ein Bild wie aus Träumen.

So ganz echt, scheint die finale Botschaft zu sein, fühlt sich das alles nicht an. Dazu passt auch die Refrainzeile, die wiederholt wird. „It just doesn’t happen to anyone“. Und wie es Träume so an sich haben, gibt es keine Antworten. Noch einmal spricht Bejar mit den Hörenden: „You know it“. Ihr wisst eh schon alles. Also muss hier für fünf Minuten auch gar nicht erklärt werden.

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