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Simon Welebil / Radio FM4

Wenn Innsbruck ruft, kommt die Skateboard-Elite

Der Love Innsbruck Calling Skate Contest schreibt die lange internationale Contest-Tradition Innsbrucks fort und bleibt dennoch den Werten der Skate-Szene verhaftet und am Boden. Im starken Riderfeld können auch die Locals aufzeigen.

Von Simon Welebil

Innsbruck versteht sich als Sportstadt. Mit Sport ist dabei allerdings zumeist Bergsport gemeint. Doch im alpin-urbanen Vermarktungsbild haben auch noch andere Aktivitäten Platz, wie dieses Wochenende eben der größte Skateboard Contest des Landes, der Love Innsbruck Calling, der mit einem Fahrerfeld aufwarten konnte, das Österreich seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen hat.

Was dem kollektiven Gedächtnis schon fast verloren gegangen ist, dass Innsbruck eigentlich eine lange zurückreichende Tradition an großen Skate-Contests aufweist. Zur Jahrtausendwende, als viel Geld in Boardsport gesteckt wurde - hierzulande vor allem ins Snowboarden -, tat man sich leicht, auch fürs Skateboarden große Budgets aufzustellen. Die Air+Style Skateboard Contests haben etwa mit 75.000 US-Dollar Preisgeld Megastars wie Tony Hawk, Andy Macdonald oder Bob Burnquist nach Innsbruck gelockt. Und für die Alp Challenge im Jahr 2000 ist sogar in der großen Olympiahalle ein Street-Skatepark entstanden, der international Schlagzeilen gemacht hat.

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Skatehalle statt Skatecontests

Diese großen Budgets gibt es für den Boardsport in Österreich schon lange nicht mehr, und damit auch die ganz großen Contests. Snowboard-Superstar Shaun White hat, nachdem er die Air+Style Company übernommen hat, noch einmal halbherzig versucht, eine Skate-Schiene zu etablieren, aber die ist gemeinsam mit dem Snowboard Contest aus Innsbruck verschwunden. Statt großer Contests hat Innsbruck aber etwas anderes bekommen, nämlich Infrastruktur, für die die lokalen Skater*innen im ganzen Land und darüber hinaus beneidet werden. 2.000m² Skatefläche stehen ihnen seit 2011 in der Skatehalle Innsbruck zur Verfügung; seit ein paar Wochen, nach einem Umbau, auch mit brandneuem Betonpool und frischen Obstacles.

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Nach den großen Konzernen haben die lokalen Skater*innen begonnen, Contests zu veranstalten. Der Skateboard Club Innsbruck rund um Stefan Ebner hat bereits 2012 den ersten internationalen Skatecontest hier organisiert. Seither ist er jedes Jahr in kleinen Schritten gewachsen, haben sich Netzwerke mit Rider*innen gebildet, die immer wieder nach Innsbruck kommen, hauptsächlich aus dem benachbarten Ausland, aus Deutschland, der Schweiz, aber auch etwa aus Russland. Davon haben auch die Locals wie Santino Exenberger profitiert, der mit diesen Contests auf- und mitgewachsen ist, und der mittlerweile auch international an Contests teilnimmt.

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Stefan Ebner am Judges-Tisch

Heuer hat sich der Skateboard Club Innsbruck Verstärkung ins Veranstalterboot geholt. Mit der Wiener Love Distribution hat sich ihr Netzwerk auf einen Schlag vergrößert, was man vor allem im Feld der Rider*innen sieht, die jetzt auch aus Frankreich und Südamerika kommen. Und auch das Preisgeld lässt sich jetzt wieder sehen, wenngleich die 8.000 Dollar, die heuer beim Love Innsbruck Calling ausgeschüttet werden weit weg von dem sind, was vor 20 Jahren bezahlt wurde.

Skateboarden im olympischen Spannungsfeld

Dem Vorarlberger Martin Schrotter, einem der besten heimischen Rider taugt es so richtig, dass er sich hier mit so vielen internationalen Ridern messen kann, vor allem, wenn so viele von ihnen aus ganz anderen Skate-Traditionen kommen und einen dementsprechend anderen Style haben, allesamt auf hohem Niveau. Dabei hat er selber schon internationale Contestluft schnuppern können und ist in diesem Jahr etwa schon bei den Skateboard-Weltmeisterschaften in Sao Paulo am Start gewesen.

Möglich ist das, weil Skateboarden als Sport den nächsten Entwicklungsschritt macht. 2020 feiert es in Tokyo seine Premiere als olympischen Sportart. Das gefällt aber beileibe nicht allen. Es gibt Befürchtungen, dass Olympia Skateboarden zu sehr verändern könnte, es vom Lifestyle zum Hochleistungssport wird. Die ersten Auswirkungen davon konnte man bereits beobachten. Bei verschiedenen Skatecontests, die offizielle Verbände organisieren, sind Skater*innen bereits zu Dopingkontrollen gebeten worden. Joscha Aicher, einer der deutschen Vertreter der #No.lympia-Bewegung unter den Skateboarder*innen meint etwa, dass er auch hier in Innsbruck genug Leute getroffen hätte, die nur hier herkämen, um Geld zu gewinnen und sich in der „Olympischen Disziplin Skateboarding“ verbessern wollen. „Die nehmen das Ganze natürlich sehr ernst und sind nicht so mit einem Grinsen dabei, aber das ist dann wohl deren Problem.“

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Joscha Aicher

Innsbruck Calling garantiert ohne Dopingtests

Mit diesem Eindruck ist Joschi Aicher beim Love Innsbruck Calling allerdings in der Minderheit. Quer durch das Riderfeld und im Publikum wird der Vibe des Contests gelobt, der den Werten der Core-Szene im Skateboarden treu sein will und auf hartes Skateboarden, Spaß und Party setzt. Im Insta-Profil des Contests steht „no doping tests“, was heutzutage anscheinend mit Ausrufezeichen betont werden muss.

Dass die Stimmung in der Skatehalle Innsbruck schon im Semifinale sehr gut ist, liegt auch an den heimischen Rider*innen. Santino Exenberger hat am Vortag bereits die Qualifikation gewonnen, im Semifinale, wo noch acht eingeladene Skater neu hinzugekommen sind, schlägt er sich auch sehr stark und qualifiziert sich vielleicht etwas überraschend als Zweiter für das Finale, als Rider, der wohl die meisten Tricks am Stück landen kann.

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Santino Exenberger

„Es ist auf jeden Fall cool, wenn die Homies da sind“, meint Santino zu seinem Heimcontest, „dann bist du nicht mehr nervös“. Erst im Finale muss er sich der internationalen Konkurrenz geschlagen geben, die dann doch die härteren Einzeltricks stehen können. Santino Exenberger wird 9. Nach ganz oben aufs Siegertreppchen springt Richard Tury aus der Slowakei, bei den Frauen Camila Ruiz aus Argentinien, die wohl auch wiederkommen werden, wenn Innsbruck das nächste Mal ruft.

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