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Girl Ray sitzen in einem Cabrio

Girl Ray

Girl Ray packen mit ihrem Album „Girl“ die Discokugeln aus


Das Indie-Trio aus London hat für das zweite Album die E-Gitarre in der Garage stehen lassen und stattdessen mit Synthesizern und Four-To-The-Floor-Beats geliebäugelt. Mitschuld sind daran unter anderem Drake und Ariana Grande.

Von Michaela Pichler

Vor ziemlich genau zwei Jahren ist das britische Indie-Trio Girl Ray zum ersten Mal am österreichischen Pop-Horizont erschienen, als sie beim Blue Bird Festival im Porgy & Bess aufgetreten sind. Damals spielten sie ihre erste Europatournee und brachten ihr Debütalbum „Earl Grey“ auf internationale Bühnen. Die Musikerinnen Poppy Hankin, Sophie Moss und Iris McConnell von Girl Ray haben sich bereits als Teenager in Nordlondon zum gemeinsamen Gitarrengeschrammel gefunden. Für ihre musikalische Früherziehung war die britische Hauptstadt zum Aufwachsen ein gutes Pflaster, wie sie im Interview erzählen. „We don’t even consider to not go to gigs and stuff, it is one of those things where you think: it’s like an insane and lucky place to be. Especially to get signed! We have been so lucky to have grown up in London.“

Girl Ray

Girl Ray

Mit ihrem Debütalbum „Earl Grey“ vor zwei Jahren haben Girl Ray Gitarren-induzierte Lo-Fi-Songs zum Besten gegeben. Für das zweite Album „Girl“ hat sich das Trio mit dem Produzenten Ash Workman zusammengetan. Der war unter anderem auch schon für den Sound von Metronomy oder Christine and the Queens verantwortlich. Als musikalisches Vorbild für den Sound von Girl Ray hatte Ash Workman einen „Drake aus den 1970ern“ im Kopf. Ein Grund, am neuen Album ein neues Soundkapitel aufzuschlagen: Das Garagenimage ihrer Anfangstage hat die Band gegen Discokugel und funky Beats ausgetauscht. Und das kommt nicht von irgendwoher.

Girl Ray sitzen in einem Cabrio

Girl Ray

Girl Ray haben ihr zweites Album „Girl“ unter dem Label Moshi Moshi am 22. November veröffentlicht.

Wie „thank u, next“ alles verändert

Die hörbare Feierlaune am Album entsprang in erster Linie aus dem Spirit ihrer gemeinsamen USA-Tour mit dem New Yorker Projekt Porches. „Their live game was so fun and super synthy and so danceable“, erinnert sich Sophie Moss auf der Bandcamp-Website von Girl Ray. „It looked like much more of a party!“ Das und die Songs, die sie auf Tour rauf und runter gehört haben, beeinflussten den zukünftigen Sound von Girl Ray: Ariana Grande zum Beispiel: „‚Thank U, Next‘ came out and that kind of changed everything“, erklärt Girl-Ray-Mitglied Poppy Hankin. Damit das Album nicht zu sehr nach Drake klingt, haben Girl Ray sicherheitshalber auch gleich ein paar Fotos von Ariana Grande ins Studio von Produzent Ash Workman neben sein Mischpult geklebt. Sicher ist sicher.

Das neue Pop-Bewusstsein ist dem Trio anzuhören. Girl Ray haben sich damit auf ihrem zweiten Album genretechnisch ausgetobt. Im Song „Takes Time“ haben sie beispielsweise die Londoner Rapperin PSwuave ins Boot geholt, die den Gegenpart zum gehauchten Gesang von Poppy Hankin mimt. Songs wie „Just Down the Hall“ klingen, als hätte sich Girl Ray in der Londoner Clubszene etwas abgeschaut. Four-To-The-Floor-Atmosphäre und die Claps an den richtigen Stellen klingen fast schon nach upbeatigem French House. Und auf Songs wie „Go To The Top“ schaffen es Girl Ray sogar, eine Querflöte zum ohrwurmtauglichen Grooven zu bringen. Zwar nicht so unglaublich virtuos wie Lizzo, dafür aber eingängig und im weitesten Sinne an Womack&Womacks „Teardrops“ erinnernd. Auf der ersten, gleichnamigen Single des Albums „Girl“ jammert ein Synthesizer in den höchsten Höhen, während Girl Ray vom Händchenhalten mit der Abschlussballkönigin schwärmen.

Gelungener Cabrio-Pop

Am Album „Girl“ trifft die Hit-Nostalgie der 90er auf große Synthie-Liebe, eingängige Melodien und Disco-Attitüde. Girl Ray gelingt damit ein Pop-Streich – und diese Stimmung steht dem Trio sehr gut. Die Londoner Musikerinnen bringen mit ihrem Release eine Leichtigkeit in die Gehörgänge, die nach nächtlichem Mikrowellenpopcorn oder kurzweiligen Road Trips mit heruntergelassenen Fenstern klingt. Passend dazu posieren sie auch gleich auf ihrem Albumcover in einem fancy roten Cabrio, Sonnenbrille auf und ab zur nächsten Party.

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