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Pakete

APA/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Amazon schmiedet sich eine Lieferkette nach eigenen Regeln

Mit dem Verkaufen allein will sich Amazon, der größte Online-Shop der Welt, nicht mehr begnügen und wird immer mehr selbst zum Paketlieferanten.

Von Ali Cem Deniz

Früher wurden am Black Friday Geschäfte von Schnäppchenjäger*innen gestürmt. Mittlerweile ist der „Black Friday“ auch hierzulande zu einem wichtigen Event der Vorweihnachtszeit geworden und hat sich bei den meisten Shops gleich in eine „Black Week“ verwandelt. Dafür werden die Geschäfte nicht mehr gestürmt, stattdessen aber die Online-Plattformen.

Während sich die digitalen Warenkörbe mit echten oder vermeintlichen Deals füllen, werden die Straßen, Pick-up-Stationen und Nachbarwohnungen mit Kartons überflutet. Für Paketlieferanten ist die „schwarze Woche“ eine der härtesten und lukrativsten Phasen des Jahres. Und der größte Online-Shop der Welt mischt mit.

Eigene Airline

Jeff Bezos hat seinen Versandhandel, den er 1994 gegründet hat, nach dem größten Fluss der Welt benannt, weil er den größten Buchhandel der Welt aufbauen wollte. Dass ihm das gelungen ist und dass sein Shop heute nicht nur Bücher, sondern so gut wie alles verkauft und dabei sowohl den kleinen Laden um die Ecke als auch große Konkurrenten vom Markt verdrängt, ist wohlbekannt.

Weniger bekannt sind die Ambitionen des Unternehmens als Logistikanbieter. Sowohl staatliche Postbehörden als auch private Paketzusteller haben lange vom enormen Wachstum der Online-Shops, allen voran Amazon, profitiert.  Weil aber der Versand das Unternehmen eine Menge Geld kostet – im vorigen Jahr waren es über 27 Milliarden Dollar – stellt Amazon immer mehr selbst zu. Ein Blick in die USA zeigt, wie weit der Konzern dabei geht.

Prime Air

Patrick Feller

CC-BY-2.0

Dort hat der Online-Shop mit „Amazon Prime Air“ eine eigene Cargo Airline aufgebaut, die seit ihrer Gründung vor vier Jahren ein rasantes Wachstum verzeichnet hat. Bis 2021 soll die Linie 70 Maschinen haben.

Für Logistikunternehmen wie FedEX oder UPS bedeutet das eine ernste Konkurrenz. Amazon investiert Milliarden in die eigene Logistik-Sparte. Damit kann der Shop nicht nur andere Paketlieferanten umgehen, sondern auch schneller liefern. In den USA erreichen viele Bestellungen noch am selben Tag die Kund*innen.

Nicht nur in der Luft, auch bei der Schiffsfracht versucht sich der Konzern selbständig zu machen. Wie USA Today berichtet, hat Amazon mit Beijing Century Joyo Courier Service Co. ein Subunternehmen aufgebaut, das massenweise Produkte aus China verfrachtet.

In den USA stellt Amazon laut einer Studie fast die Hälfte der Bestellungen selbst zu. Und nicht nur das. Auch die Pakete von Drittanbietern, die auf Amazon ihre Waren anbieten, werden über Amazon versendet. Der amerikanische Paketdienstleister FedEX distanziert sich zunehmend von dem Online-Shop.

Konkurrent wirft das Handtuch

In Deutschland, wo Amazon einen noch größeren Marktanteil als in den USA hat, schaut das Bild noch etwas anders aus. Laut Medienberichten soll DHL sogar Amazon-Bestellungen bevorzugt behandeln, um den Großkunden nicht zu vergrämen. Der Paketzusteller dementiert die Berichte zwar, räumt aber ein, dass es ein „Priority-System“ gibt.

Hierzulande wirft DHL übrigens das Handtuch. Ab 2020 soll die österreichische Post die Restkunden von DHL übernehmen und darf sich freuen, weil ein großer Konkurrent aus dem Rennen ist. Doch wenn man sich anschaut, wieso DHL das Österreichgeschäft verlässt, ist es fraglich, ob die Freude lange anhält. Ein Grund soll Amazons Einstieg in die Paketzustellung sein.

Seit Februar betreibt Amazon im niederösterreichischen Großebersdorf ein Verteilzentrum. In Wien Liesing entsteht schon das nächste.

FM4 Auf Laut: Ausgeliefert!?

Einkaufen gehen? Das war früher. Heute wird online bestellt und dann – wenn alles gut geht – zugestellt. Kommt der Bote zur falschen Zeit, liegt das Zeug hoffentlich bei den Nachbar*innen. Haben Online-Handelsplattformen den Kontakt zu Kund*innen monopolisiert? Wie sieht der Arbeitsalltag von Lagerarbeiter*innen und Zusteller*innen aus? Kann der Einzelhandel durch Erlebnis-Shopping mit dem Online-Versand mithalten?

Darüber diskutiert Lukas Tagwerker mit Gewerschafter*innen und der Buchhändlerin Kerstin Tuma.

Am Dienstag, 26. November, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und im FM4 Player 7 Tage lang. Diskutier mit unter 0800 226 996!

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