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Portraitfoto von Paul Ruben

Jan Hestmann

Soundpark Act des Monats

Paul Ruben: Mit Stille und Dankbarkeit zum Electropop

Manchmal muss man in die Stille gehen, um sein musikalisches Ich zu finden. Der Produzent und Musiker Paul Ruben ist vom Lärm der Großstadt ins Burgenland geflüchtet und hat dort seine bisher poppigstes Elektroplatte geschrieben. Er ist unser FM4 Soundpark Act des Monats Dezember.

von Andreas Gstettner-Brugger

Sphärische Klänge, fette Synthesizer-Bässe, melancholische Melodien, reduzierte Beats und eine intime Stimme, die uns in eine ganz eigene Welt entführt. Das ist der Sound von Paul Ruben, einem sehr umtriebigen Produzenten und Musiker, der durch so manches dunkle Tal wandeln musste, um sich nicht nur musikalisch zu finden.

Wo die musikalischen Fäden zusammenlaufen

Geboren und aufgewachsen in Kärnten hat es Paul Ruben der Musik wegen nach Wien verschlagen. Dort wohnte er mit seinem Bruder, der auf der Filmakademie studierte, in einer WG.

Paul: „Die Türen zu unserer Wohnung standen immer offen für unsere Freunde. Es war eine schöne Zeit, immer kam jemand zu besuch. Man war nie alleine. Aber ich habe auch keine Ruhe für die Musik gefunden. Meistens habe ich in der Nach in meinem Zimmer versucht, Tracks zu produzieren. Mein Bruder hatte einen ganz anderen Lebensrhythmus und hat sich oft um drei Uhr nachts Filme angesehen. Da ich nicht schlafen konnte, habe ich dann die Kopfhörer aufgesetzt und versucht, mit der Musik mir meine Ruhe selbst zu schaffen.“

Die Stücke, die damals entstanden sind, hat er unter dem Projektnamen „Damenbart & Zunge“ veröffentlicht. Bei dem Track „Ton 1“ wird sofort klar, dass Paul Ruben eigentlich Pianist ist. Das Stück erinnert stark an die melancholischen Filmmusik-Themen von Yann Tiersen. Paul selbst bezeichnet sich als Pianist, obwohl er auch seine wilderen und lauteren Seiten hat. Bei der Band seines Bruders, die sich Kartenhauskörper nennt und sich musikalische sehr gut mit Buntspecht versteht, steht er bei Live-Konzerten auf der Bühne. Veröffentlicht wird die Musik so wie auch die Tracks seines Solo-Projekts Paul Ruben auf Sarah Bart Records, ein Label, dass Paul gegründet hat. Bei ihm laufen also einige musikalische Fäden zusammen.

Sich verlieren um sich selbst zu finden

Doch erst als Paul nach fünf Jahren in der Großstadt beschließt, ins Burgenland zu ziehen, kann er endlich seinen musikalischen Ideen freien Lauf lassen. Der Umzug in das große, alte Haus seiner Eltern war für Paul Ruben anfangs ein Schock. Plötzlich ganz alleine. Er habe sich zu Beginn fast selbst verloren in der ländlichen Einsamkeit des Hauses. Als Paul seine Instrumente und sein Aufnahmeequippment aufgebaut hat, ist die Ruhe zurückgekommen und die ersehnte Stille hat ihn zu den wundervollen Klanglandschaften seiner neuen EP „Halleluyah“ verholfen.

Albumcover "Halleluyah" von Paul Ruben

Sarah Bart Records

Schon das knapp sechsminütige Eröffnungsstück „Hell Is Real“ ist ein klug arrangiertes, sehr gefühlvolles Elektropop-Stück mit psychedelischem Einschlag und einer dichten Atmosphäre, obwohl es gleichzeitig recht reduziert klingt. Der schleppende Beat und die tiefen Bässe legen hier die Grundläge für einen verträumten Track, der von einer sehr schwierigen Phase in Pauls Leben erzählt. Viel verrät der sympathische und zurückhaltende Musiker nicht darüber, aber es dürfte wohl ein schwieriges Durchschreiten eines finsteren Tales seiner Seele gewesen sein, dass hier thematisiert wird. Schließlich ist nach Auffassung mancher Menschen eine mögliche Hölle in uns, die wir uns selbst kreieren.

Ebenso wie das himmlische Gefühl, das Paul Ruben in dem Nachfolgetrack „Heaven“ beschreibt. Und da geht es klar um die Liebe. Die Liebe zum Leben, schließlich ist der Song entstanden, als sein Bruder ein Kind bekommen hat.

Paul: “Angesichts der oft mal apokalyptisch wirkenden Welt um einen herum war das ein sehr schöner Moment, als mein Bruder und seine Lebensgefährtin ein Kind bekommen haben. Es war ein Ja zum Leben sagen, trotz der Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind.“

Apropos Liebe: Das poppigste Lied und Highlight der EP „These Days“, das einen schnell an den Sound und die Stimmung von Tame Impala erinnert, ist Pauls sehr direkt formulierte Bitte an eine Frau, trotz seiner „Verrücktheiten“ bei ihm zu bleiben. Denn sie ist gefühlt zum ersten Mal genau der richtige Mensch an seiner Seite. Dieses positive, und beglückende Gefühl hat der Musiker mit mehrstimmigem Gesang, zarten Melodien und einem beschwingten Rhythmus umgesetzt und daraus ein melancholisches und zerbrechliches Liebeslied gebastelt.

Paul Ruben mit seinen Instrumenten im Studio

Paul Ruben

Auch „The Need“ mit seinen weichen Pianoklängen, den hypnotischen Beats und den verhallten Stimmen ist ein Stück mit einer klaren und positiven Aussage. Es geht um die Bedürfnisse, die wir alle haben. Wie geliebt und wertgeschätzt zu werden. Es geht aber auch um Dankbarkeit, für Paul ein Schlüssel zu innerem Frieden und Freiheit. So ist auch der Titel der EP „Halleluyah“ ein Ausdruck seiner Freude und Dankbarkeit gegenüber dem Leben, selbst wenn es auch sehr schwierige Phasen gegeben für ihn gegeben hat. Am Ende des Tages geht es um die innere Wandlung hin zu einem erfüllten Leben, wie das kurze, sehr reduzierte Lied „Eternal“ hörbar macht.

Vielleicht muss man sich manchmal fast selbst verlieren, um sich dann zu finden. Das scheint zumindest die Geschichte von dem musikalischen Projekt Paul Ruben zu sein, von dem wir hoffentlich noch einiges zu hören bekommen.

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