Jack Peñates neues Album heißt „After You“
Von Eva Umbauer
Das neue Album von Jack Peñate eignet sich durchaus zum Einstieg, falls man den Londoner Musiker noch nicht kannte. Und falls schon, und wenn man ihn schmerzlich vermisst hat, lohnt es sich auch. Jack Peñate hat sich nicht umsonst so viel Zeit gelassen, um nämlich, wie er sagt, ein besserer Sänger, Songschreiber, Producer und Musiker zu werden. Mission accomplished.

XL Recordings
„After You“ von Jack Peñate ist bei XL-Recordings erschienen.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit, oder auch wieder gar nicht. Einen Teil dieser (Aus-)Zeit verbrachte Jack Peñate in New York, wo er immer wieder in Apartments mit Pianos landete und dort in der Einsamkeit versank und seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Es war sein Ziel, vor allem seine Studio-Fähigkeiten zu professionalisieren, einen Sound zu erschaffen, der Gefühle hörbar macht und den Grundstein für eine langlebige Karriere zu legen. So schrieb Jack Peñate etwa tausend Songs, von denen nun die veröffentlicht wurden, die seinen ganz persönlichen Qualitätsvorstellungen entsprechen.
Schwieriges Comeback
Jack Peñate hat ein Gespür für beseelte Ohrwurmmelodien, etwa bei „Murder“, einer der Singles vom neuen Album - ein Songwriter-Track im zeitgemäßen Synth-Pop-Gewand. Im Text geht es um Vergebung, um Erlösung, und darum, einen neuen Weg zu finden: „I tried to find my way back, but the trails had gone, so I walk a new direction…“
Einen anderen Song nennt Jack Peñate „Cipralex“, also nach Psychopharmaka; ob er diese auch schon selbst genommen hat, verabsäumte eure höfliche FM4-Reporterin beim Interview mit Jack Peñate via Telefon zu fragen. Schließlich gab es noch vieles Weiteres mit Jack zu besprechen, etwa seine Liebe zum Gospel, den man bei „Prayer“ hört: Mahalia Jackson, die große amerikanische Gospel-Sängerin aus den 50er und 60er Jahren inspirierte hier Jack Peñate.
Musik, die Jack Peñate als Kind hörte, inspirierte sein neues Album ebenfalls: „A lot of the music on this album reflects my memories of what I was hearing as a child. It´s almost the sound of memories.“
The Sound Of Memories
Der Vater von Jack Peñate veranstaltete in den 90er Jahren Rave-Partys in London. Wilde Dance-Partys, denen Jack Peñate als Kind nicht selbst beiwohnte, aber deren Musik sein Vater schon einmal im Autoradio spielte. Jack fand diese Art von Musik, diesen Sound, damals aufregend, aber für ihn als Kind auch fast ein wenig angsteinflößend.
Jack Peñate stammt aus einer künstlerischen Familie. Da ist etwa neben seinem spanischen Vater, der besagte Rave-Partys veranstaltete, ein Großvater, der ein in England bekannter Autor, Lyriker und Illustrator war: Mervyn Peake schrieb etwa auch Theaterstücke. Jack Peñate kannte zwar seinen Großvater nie persönlich, weil dieser früh verstorben war, aber er kennt sein Werk. Und auch Jack begeistert sich für das Theater, und so war er Mitglied des National Youth Theatre in Großbritannien.
Jack Peñate nennt sein neues Album „After You“, also „nach dir“ oder „nach Ihnen“. Dieser Titel hat aber keine spezielle Bedeutung, sondern steht zur freien Interpretation. „Everything Is New“ hieß Jack Peñates letztes Album, und das Debüt nannte er „Matinee“; auf Letzterem war etwa der britische Star Adele als Backing Sängerin zu hören, Adele - eine Freundin von Jack Peñate - war damals noch unbekannt.
Es hat sich viel getan in der Musikwelt seit den ersten beiden Alben von Jack Peñate. Er hat es aber nicht verschlafen, wie man vielleicht denken könnte, noch bevor man seine neuen Songs hört. Indie-Pop-Balladen kann er aber immer noch, etwa „Loaded Gun“, samt zarter Akustikgitarre und zartem Piano; der Musik entgegengesetzt ist wie öfter am Album der dunkle Songtext: „There is nothing in my way, except my cruel mind“, singt Jack Peñate in „Loaded Gun“.
Jack & Paul
Klar, die frische Energie von seinem Debütalbum hat „After You“ von Jack Peñate natürlich nicht mehr. Diesen smarten, verspielten und so schön naiven Indie-Rock von ihm gab es nur einmal, bereits am nächsten Album waren die Dinge etwas anders. Dieses letzte Album von Jack Peñate, 2009 erschienen, enthielt die Mitarbeit von einem gewissen Paul Epworth, und eben dieser britische Producer ist es, der nun Jack Peñate bei seinem Comback-Album geholfen hat - damit Jack sich endlich wieder aus der Deckung wagte.
Paul Epworth ist in den 00er Jahren bekannt geworden, mit seinen Album-Produktionen für britische Bands wie Bloc Party, Maximo Park oder die Futureheads, aber auch etwa mit Florence & The Machine war Epworth schon im Aufnahmestudio, oder auch mit Mumford And Songs, deren aktuelles Album er in seinem Studio in Nordlondon produzierte. Jack Peñate und Paul Epworth - eine aufs Neue gute Kombination. Auf die nächsten neuen Songs von Jack Peñate werden wir ja hoffentlich doch nicht wieder zehn Jahre lang warten müssen. Welcome back, Jack!
Publiziert am 30.11.2019