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Beim SAE-Game Jam wird Umweltschutz zum Spiel

Das SAE-Institut veranstaltet diese Woche einen Game Jam, bei dem Studierende Videospiele entwerfen, die auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit aufmerksam machen.

Von David Riegler

Umweltschutz und Videospiele – Das sind zwei Welten, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpassen. Um eine Konsole oder einen Computer herzustellen, benötigt man knappe Rohstoffe, wie zum Beispiel Kobalt, bei dessen Abbau die umliegenden Böden und Gewässer verseucht werden. Außerdem benötigt man für die Games natürlich Strom. Es gibt Untersuchungen aus den USA, dass zum Beispiel in Kalifornien mehr Strom für Gaming verbraucht wird als für Kühlschränke. Ein Fünftel des gesamten Stromverbrauches in Kalifornien fließt direkt in die Games.

Eine Woche „Game Jam“

Ein neues Projekt des privaten SAE-Instituts will versuchen, eine Brücke zwischen Videospielkultur und Umweltschutz zu bauen. In 11 verschiedenen SAE-Standorten läuft diese Woche ein sogenannter Game Jam, in dem Konzepte für Umwelt-Videospiele erstellt werden sollen, in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF.

Bei dem Game Jam treffen sich Studierende, die alle eine Ausbildung im Bereich Gaming machen und sammeln ihre ersten Ideen. Eine Gruppe im SAE-Institut Wien hat sich schon nach einer halben Stunde auf ein erstes Konzept geeinigt. In einem Splitscreen sollen zwei Spieler*innen gegeneinander antreten: Eine Person übernimmt die Rolle der Industrie, die die Lebensräume der Tiere einschränkt und die andere Person übernimmt die Position der Tiere, die versuchen, sich gegen die Industrie zu wehren.

Spielerisch für Umweltschutz sensibilisieren

Die Konzepte, die gerade erstellt werden, sollen im Laufe dieser Woche weiterentwickelt und konkretisiert werden. Die Studierenden am SAE-Institut in Wien haben dafür eine Woche Zeit, inklusive einer Nacht-Session am Wochenende. Die Prüfungen wurden bewusst aus der Woche entfernt, damit alle Studierenden mitmachen können, die wollen. Pflicht ist der Game Jam jedoch nicht.

Kleingruppe

FM4 / David Riegler

Im Vordergrund steht für die Studierenden, dass die Spiele auch wirklich Spaß machen. Die Message soll einem nicht plump aufs Auge gedrückt werden, denkt auch Andreas, der als Studierender am Game Jam teilnimmt: „Ich glaube es wäre der falsche Ansatz jemanden vor den Kopf zu stoßen uns zu sagen: Mach das! Da fühlt sich jeder schnell belehrt. Ich finde es cool, wenn du spielerisch den Zugang dazu bekommst und langsam weißt: Was heißt das und wie kann ich das für mich selber anwenden.“

„Green Gaming“ oder „Greenwashing“?

Der Klimawandel und die wachsenden Protestbewegungen zwingen die Videospielindustrie immer öfters dazu, sich öffentlichkeitswirksam zu Klimaschutz zu bekennen. Im Zuge des UN-Weltklima-Gipfels in New York hat Sony-CEO Jim Ryan das Programm „Playing for the Planet“ vorgestellt, dem sich zahlreiche Entwickler und Publisher angeschlossen haben. Das Ziel des Programms ist: Bis 2030 sollen 29 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Dieses Vorhaben wurde unter anderem von der Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, da es in keinem Vergleich zu den Umweltschäden stehe, die durch Gaming produziert werden.

Bei der Diskussion fällt immer wieder der Vorwurf, dass die Videospielindustrie sogenanntes „Greenwashing“ betreibe. Das bedeutet, dass man sich mittels geschickter Öffentlichkeitsarbeit ein öko-freundliches Image schafft, ohne, dass es eine objektive Grundlage für dieses Image gibt. Der SAE-Game Jam soll jedoch kein Greenwashing sein, sondern eine Möglichkeit junge Menschen zu erreichen, sagt der SAE-Projektleiter Christoph Graf: „Viele von den jungen Leuten werden mit Videospielen sozialisiert. Es ist vielleicht das Hauptmedium, das sie konsumieren, im Gegensatz zu Fernsehen oder Tageszeitungen früher. Und warum soll man nicht versuchen mit dem Medium, mit dem sie was anfangen können, sie auf so etwas aufmerksam zu machen.“

Best Practice Beispiele

Es gibt bereits einige Titel, die es erfolgreich geschafft haben mit einem guten Gameplay für Umweltschutz zu sensibilisieren, zum Beispiel das Strategiespiel „Anno 2070“, in dem man die letzten verbleibenden Ressourcen erkämpfen muss, nachdem der Klimawandel zu Naturkatastrophen geführt hat. Ein Beispiel aus Österreich ist das Smartphonespiel „Rebuilders“, in dem man geschickt recyclen muss, um sich gegen angreifende Roboter zu wehren.

Auf spielerische Art und Weise ein ernstes Thema wie Umweltschutz zu behandeln, ist keine leichte Aufgabe. Der SAE-Fachbereichsleiter Ulrich Neumayer betreut die Studierenden in Wien und hilft ihnen bei den Projekten. Nach der ersten Präsentation ist er überzeugt, dass die Konzepte funktionieren können: „Die Spiele werden durchaus einen kritischen Ansatz haben, an das Thema Umweltschutz und was der Mensch mit der Umwelt macht. Und das kann durchaus ein Augenöffner für den einen oder anderen sein.“

Wird aus der Idee ein Spiel?

Das SAE-Institut hat angekündigt, ein Prozent des jährlichen Unternehmensgewinns aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an verschiedene Organisationen zu spenden. Neben dem Geld sollen aber vor allem die kreativen Spiel-Ideen der Studierenden für mehr Umweltbewusstsein sorgen. Am Ende der Woche sollen die fertigen Konzepte auf dem Tisch liegen.

Notizblock

FM4 / David Riegler

Ob aus den Konzepten wirklich ein Videospiel wird, hängt von den Studierenden ab. Andreas zeigt sich zuversichtlich, dass die Idee seines Teams zu einem Spiel werden kann: „Grundsätzlich schätze ich schon, dass es möglich ist, wenn wir wirklich dranbleiben und wenn es im ersten Eindruck den Leuten auch gefällt.“

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