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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Laurie - „Heaven On A Thread“

Der ehemalige Polkov-Sänger meldet sich mit einem neuen Projekt zurück.

Von Christoph Sepin

Wenn man jung ist, dann stellt man sich vieles noch so einfach vor: Man wird reifer und klüger und findet mit dem Älterwerden automatisch allerlei Erkenntnisse und Antworten zu den großen Komplikationen des Lebens. Irgendwann bemerkt man, dass doch nicht alles so simpel ist, die Welt komplizierter als gedacht und man bleibt auf mehr Fragen statt Erklärungen sitzen.

Dann sind es die grundlegendsten Probleme, die das größte Gewicht mit sich bringen: „Why is it so strong?“, wundert sich Laurie in „Heaven On A Thread“ über die Welt. „Why does it feel so wrong?“. Was fühlt sich hier so stark an, was fühlt sich hier so falsch an? Weiß man alles nicht mehr, man kann nur fragen.

Auch das Gewicht der Seele scheint über die Jahre zuzunehmen. Der Weltschmerz und die existentialistische Furcht, im englischen oft als „Teenage Angst“ abgetan, sind keineswegs nur Probleme der Adoleszenz. „Why is it so heavy? Why is it so dense?“, singt Laurie. Die Emotionen rundherum, die sind schwer und dicht, „a fever you can’t shake“, so der sehr gute Vergleich.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Früher war Laurenz Jandl natürlich noch in der Grazer Band Polkov unterwegs, mit Laurie beginnt jetzt ein Neuanfang und ein neues Projekt. „Never Forget Me“ wird die EP heißen, die 2020 erscheint - „Heaven On A Thread“ ist der erste Vorgeschmack, eine Stimmungsaufnahme, was man erwarten darf. Und das sollte doch auch alles sehr gut werden, wird „Heaven On A Thread“ als Vorzeichen genommen.

Laurie

Fabian Zerche

Found a needle in the hay, precious cargo brought to bay

Schon mit der 2016er Polkov-Platte „Closer“ und den davon möglichen Übersetzungen „näher“ und „Abschluss“ spielte Laurie mit Doppeldeutigkeiten, auch in „Heaven On A Thread“ sind die Botschaften zumindest vage: Der Himmel am Faden, der vergrabene Schatz, das kostbare Cargo, so wird scheinbar nach Metaphern für die Emotionen gesucht.

Und dann findet Laurie doch seine Möglichkeiten mit dem Ganzen umzugehen. Wenn mal alles keinen Sinn ergibt, dann kann man das immer noch nehmen und in ein Lied hineinpacken: „Why is it so strong now? Why does it feel so wrong? Captures my imagination and turns into a song“. Was schon Conor Oberst mit seinen Bright Eyes besungen hat, das Glück des Songschreibers, die Welt in Lieder komprimieren zu können, lässt sich auch in „Heaven On A Thread“ finden.

Das hat alles etwas von Musik, die auf Reisen geschrieben worden ist, Gedanken eines Suchenden, der dann doch etwas gefunden hat, auch wenn die anfangs gestellten Fragen und die melancholische Gitarre nicht darauf hindeuten: Das Glück, so scheint eine Erkenntnis zu sein, ist fragil und kostbar. Wie ein ganzer Himmel auf einen Faden gefädelt.

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