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Performance „Un violador en tu camino“

Theresa Loibl

Ein Vergewaltiger auf deinem Weg

Seit Wochen wird in Chile gegen soziale Ungerechtigkeit demostriert. Auch gegen die alltägliche Gewalt an Frauen gibt es Proteste, die große Wellen schlagen. Die feministische Performance „Un violador en tu camino“ findet weltweit Nachahmerinnen - am Wochenende war es in Wien soweit.

Von Lukas Lottersberger

„Y la culpa no era mía, ni dónde estaba, ni como vestía“: Wer in den letzten Tagen im Netz unterwegs war, hat diese Worte bestimmt irgendwo gehört. Es ist der eingängige Refrain aus einer feministischen Performance des Kollektivs „LasTesis“, erstmals am 20. November in Valparaíso (Chile) aufgeführt. Dort begann der Siegeszug der Performance. Einige bezeichnen das Stück schon als „neue Hymne des Feminismus“. Es ist ein wütender Aufschrei gegen institutionalisierte sexuelle Gewalt an Frauen in dem lateinamerikanischen Land - und weltweit.

Seit dem Beginn der Proteste im Oktober herrscht in Chile zudem erhöhte Militärpräsenz. Viele Chileninnen fühlen sich dadurch noch mehr bedroht als sonst. Die alltägliche Gewalt an Frauen und eine der höchsten Femizidraten Lateinamerikas waren Anlass für die künstlerisch-feministische Protestaktion, die nun mithilfe von Social Media quer über den Globus nachgetanzt wird.

Zunächst waren es lateinamerikanische Städte, doch die Welle schwappte bald auf Europa über. In den letzten Tagen gab es etwa in Berlin, Amsterdam, Madrid, Paris und London Aktionen, bei denen Hunderte Frauen mittanzten.

Performance „Un violador en tu camino“

Theresa Loibl

In diesen Städten wurde die Performance bereits aufgeführt.

Den ganzen Text in spanischer Sprache gibt es hier zu lesen.

Am Sonntag zu Maria Empfängnis hat der performative Protest Wien erreicht. Die Organisation Chile Despertó Viena, eine Gruppe von Exil- und Auslands-Chilen*innen, sowie Ni Una Menos Austria haben dazu aufgerufen. Der Text des Liedes wurde auf Deutsch und Spanisch vorgetragen. Rund 100 Frauen beteiligten sich daran.

„Es geht in dem Lied um mehrere Dinge“, erklärt Natalia Muñoz, eine der Organisatorinnen der Aktion in Wien. „Es geht um die Probleme in Chile, auf die im Lied direkt Bezug genommen wird. Es geht um die Polizeigewalt in Lateinamerika und um die sexuelle Gewalt an Frauen weltweit“, erklärt Natalia Muñoz. „Es ist ein sehr relevantes Stück Kunst, das wir aufführen.“

Performance „Un violador en tu camino“

Theresa Loibl

Der Titel „Un violador en tu camino“ (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg) ist eine Anspielung auf die Hymne der chilenischen Exekutive, der Carabineros: „Un amigo en tu camino“ (Ein Freund auf deinem Weg). In der Performance wird den Carabineros vorgeworfen, dass es Vergewaltiger in ihren Reihen gebe. Auch Justiz und Richter werden beschuldigt, auf beiden Augen blind zu sein.

El estado opresor es un macho violador.

Gewalt an Frauen und Mädchen ist in Lateinamerika ein großes Problem. Nach Angaben der UN liegen 14 der 25 Staaten mit der höchsten Zahl von Frauenmorden in der Region. Demnach werden in Lateinamerika jeden Tag zwölf Mädchen und Frauen getötet.

Auch in Österreich ist Gewalt an Frauen ein Problem. In diesem Jahr wurden bereits 34 Frauen ermordet. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist das einer der höchsten Werte in der EU.

Performance „Un violador en tu camino“

Theresa Loibl

Mitorganisatorin Gabriela Jorquera

Das Problem besteht weltweit. Deshalb wird Wien sicher nicht die letzte Stadt gewesen sein, in der die Performance aufgeführt wird. Natalia Muñoz wünscht sich, dass das Stück in zahlreiche Sprachen übersetzt wird und möglichst viele Frauen sich beteiligen, um ein Zeichen zu setzen. Mitzutanzen sei „eine sehr befreiende Erfahrung“, sagt Natalia. „Ein bisschen wie Gruppentherapie.“

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