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Nach „Pokémon Go“ auch „Minecraft“ für draußen

Eckige Kühe statt Pikachus: Das schwedische Entwicklerstudio Mojang veröffentlicht mit „Minecraft Earth“ eine Augmented-Reality-Version seines Hits „Minecraft“.

Spätestens seit dem großen Erfolg von „Pokémon Go“ ist das Konzept des auf Standortdaten basierenden Augmented-Reality-Spiels im Mainstream angelangt. Das Entwicklerstudio Niantic hatte den Grundstein für diesen Erfolg schon einige Jahre zuvor mit „Ingress“, einem ähnlichen AR-Game, gelegt. Denn beide Spiele benutzen gemeinsam die gleichen Karten sowie Fotos strategisch wichtiger Orte und deren Bezeichnungen.

Muh

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Spieler*innen bewegen sich mit dem Smartphone oder Tablet in der physischen Welt, über die eine Spielwelt gelegt wird. Dank der Kameras und Sensoren des mobilen Gadgets vermischen sich die tatsächliche Umgebung mit den Gebäuden und Figuren des Games. Und dieses Prinzips nimmt sich nun auch die schwedische Firma Mojang an – jenes Entwicklerstudio, das mit der PC-Version von „Minecraft“ eines der erfolgreichsten Videospiele der Geschichte erschaffen hatte - es wird Schätzungen zufolge von rund 90 Millionen Menschen gespielt. Mittlerweile wurde Mojang allerdings von Microsoft gekauft. Jetzt hat Microsoft-Mojang einen Augmented-Reality-Ableger des Spiels „Minecraft“ veröffentlicht.

Beim Start von „Minecraft Earth“ erscheint auf dem Bildschirm eine Landkarte der Nachbarschaft. Die Karte wird in dem aus „Minecraft“ bekannten Grafikstil dargestellt: pixelig, an die Grafik von 8-Bit-Computern erinnernd. Das ist zuerst einmal witzig und motiviert, hinaus auf die Straße zu gehen und bei einem Spaziergang die Spielwelt zu erkunden. An der Ecke meines Häuserblocks steht ein Tier, das „Minecraft“-Spieler*innen kennen: eine eckige, weil aus Blöcken zusammengesetzte Kuh.

Um Tiere und Gegenstände ins Inventar aufzunehmen, tippen Spieler*innen mehrmals auf den Bildschirm. Das eingesammelte Zeug kann verwendet werden, um neue Gegenstände daraus zu craften – z.B. Werkzeuge wie Schaufeln und Hacken, mit deren Hilfe wiederum neue Ressourcen geschürft werden können. Eigene Bauwerke können errichtet werden, im Gegensatz zum herkömmlichen „Minecraft“-Spiel werden sie aber auf die Straße oder in den Park gestellt. Andere Spieler*innen können diese Konstruktionen sehen. Gemeinsame Rundgänge im Freien sind ebenso möglich wie entspanntes Betrachten der Konstruktionen am Jausentisch.

Zu finden sind in „Minecraft Earth“ aber auch geheimnisvolle, unterirdische Minen und Höhlen. Zweifellos ist es ein Höhepunkt im Spiel, wenn sich auf dem Bildschirm - großes Tablet empfohlen - der Erdboden auftut und darunter ein System aus Tunnels und Räumen erscheint. Daraus klettern freilich gefährliche Spinnen, Zombies und Skelette, es können aber auch wertvolle Ressourcen gefunden werden.

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Pay to win

„Minecraft Earth“ ist im App Store und bei Google Play kostenlos verfügbar. Das Spiel beginnt aber schon sehr früh, aggressiv für den Kauf virtueller Gegenstände zu werben. Rubine dienen als Spielwährung. Sie können in geringen Mengen im Spiel gefunden, vor allem aber gegen Euros erworben werden. Mit den Rubinen wiederum können wichtige Items gekauft und lang dauernde Vorgänge abgekürzt werden. Die Spielmechanik ist eindeutig darauf ausgelegt, zum Geld-Ausgeben zu verleiten. Zum Beispiel dauert das Einschmelzen einiger Eisenblöcke in „Minecraft Earth“ länger als eine Stunde - außer man bezahlt dafür.

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Der offensichtliche Cash Grab macht mich nachdenklich. Warum mochte ich in den Jahren 2014 bis 2017 eigentlich das ursprüngliche „Minecraft“ so gerne? Das Indie-Game war von seinem Erfinder Notch und dessen Entwicklerteam Mojang so gestaltet worden, dass es von den Spieler*innen komplett modifiziert und umgestaltet werden kann. Grafik, Sound, die Welten, sogar die Spielregeln: Alles kann selbst bestimmt werden. „Minecraft“ ist nicht nur Spiel, sondern eine Plattform – deshalb hat sich eine hochaktive, vielfältige Kultur darum entwickelt und Minecraft wurde zum meistverkauften Indie-Game der Geschichte. Ein Indie-Game, das für den einmaligen Kaufpreis von 24 Euro lebenslange Gratis-Updates versprach.

Dann wurde Mojang von Microsoft gekauft. Zwar wurde das Update-Versprechen gehalten, gleichzeitig aber entwickelte das Studio nun aber zahlreiche Parallel-Versionen von „Minecraft“, die nicht mehr mit dem Original kompatibel sind und weniger Möglichkeiten zur Modifikation durch Spieler*innen bieten. Stattdessen werden jetzt Skins und andere Erweiterungen für Geld angeboten. „Minecraft“ wurde von der sympathischen DIY-Indie-Plattform zum hochkommerziellen Franchise eines Konzerns. „Minecraft Earth“ ist der Höhepunkt dieser Entwicklung: relativ wenige Spielelemente treffen auf eine aggressive Monetarisierungs-Strategie auf Basis eines aktuellen Hypes (Augmented Reality). In meinem Leben wird „Minecraft Earth“ wohl keine Rolle spielen.

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