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Schüler und Schülerinnen beim Unterricht bei PROSA

Radio FM4 | Gersin Livia Paya

Deshalb braucht es Initiativen wie PROSA - Projekt Schule für alle

FM4 sammelt heuer im Rahmen von Licht ins Dunkel für PROSA – das Projekt Schule für alle. Asylwerber*innen bekommen dort die Möglichkeit, ihren Pflichtschulabschluss zu machen, auch wenn sie nicht mehr schulpflichtig sind. Die Gründe, warum es dafür ein Projekt wie PROSA braucht, sind vielfältig.

Von Sophie Liebhart

Ob Asylwerber*innen erfolgreich einen Schulabschluss in einer österreichischen Regelschule machen können, hängt sehr stark vom Zeitpunkt ihrer Zuwanderung ab. „Je früher zugewanderte Kinder und Jugendliche ins Schulsystem eintreten, desto höher ist die Chance, über die normale Schiene zu einem Pflichtschulabschluss zu kommen“, sagt Oliver Gruber. Er ist Referent für Migration, Integration und Sprachförderung in der Abteilung Bildungspolitik der Arbeiterkammer (AK) Wien. Das österreichische Schulsystem sei nicht darauf ausgelegt, dass es Quereinsteiger*innen gibt, meint auch der Obmann von PROSA, Sina Farahmandnia. Auch für Personen, für die noch die Schulpflicht gilt, sei es schwierig, die Pflichtschule bei verspätetem Eintritt erfolgreich abzuschließen.

Im Rahmen von Licht ins Dunkel unterstützt FM4 heuer PROSA – das Projekt Schule für alle.

Hier gibt es alle Infos und Spendenmöglichkeiten.

„Die noch relativ offene Möglichkeit der Eingliederung im Kindergarten und in der Volksschule wird immer starrer. Es fällt umso schwerer, wenn ich davor keine Erfahrung damit hatte und wenn ich keine Unterstützungsstrukturen bekomme“, sagt Oliver Gruber von der AK.

Fehlende Unterstützungsstrukturen, fehlendes Commitment

Nach 2015 gab es vermehrt Projekte – gerade im Bildungsbereich. In Wien wurde etwa das Jugendcollege eingeführt, ein großangelegtes Bildungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Dieses gibt es aber seit Juni 2019 in der Form nicht mehr und das ist kein Einzelfall, sagt Oliver Gruber. Bis 2017 seien noch Maßnahmen entwickelt worden. „Seither, auch durch die politischen Veränderungen, ist eher bemerkbar, dass bei Asylwerber*innen, bei denen der Verfahrensausgang noch nicht klar ist, die Fördermittel für Ausbildung oder Berufseinstieg gekürzt werden. Hier wird eher gesagt, ihr werdet on hold gesetzt, und man konzentriert sich nur mehr auf die Asylberechtigten.“

Schüler und Schülerinnen beim Unterricht bei PROSA

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Der 2016 eingeführte Integrationstopf wurde bis 2018 jährlich verlängert. Am Schluss ging es da um eine Summe von 80 Millionen Euro. Nach dem Regierungswechsel wurde dieser Topf aber nicht weitergeführt. Und auch die Integrationsjahr-Mittel wurden sukzessive reduziert.

Hinter dieser Entwicklung sieht Oliver Gruber eine fehlerhafte Annahme – nämlich dass mit abnehmenden Asylzahlen auch automatisch weniger Investitionen und Förderungsmaßnahmen in diesem Bereich gebraucht werden. Das sei aber ein kompletter Widerspruch zu allem, was man aus der Integrationsforschung weiß, so Gruber: „Es handelt sich dabei um langfristige Prozesse, die eine langfristige Begleitung brauchen, die man sukzessive ausschleichen kann, wo man aber nicht sagen kann, wir machen nur mehr Erstintegration und überlassen die Menschen dann sich selbst. Das führt zur Verfestigung der sozialen Ungleichheit, die wir haben. Weil es dann immer davon abhängt, wie viel eigene Ressourcen habe ich, wen kenne ich, wie kann ich es selber mit meinem Netzwerk schaffen, eine gute Ausbildung zu machen oder einen Job zu finden. Und das reproduziert genau die soziale Schichtung, die wir auch unabhängig von Zuwanderung in Österreich sehen.“

Private Initiativen als Lückenfüller

Die dabei entstehenden Lücken füllen oft private Initiativen - vor allem für Asylwerber*innen, denn für sie gilt weder die Ausbildungspflicht bis 18 noch die Ausbildungsgarantie bis 25. In ihrer Finanzierung sind solche Projekte aber sehr stark davon abhängig, ob sie einerseits Finanziers und Unterstützer*innen und andererseits engagierte, ehrenamtliche Mitarbeiter*innen finden. Das hat zur Folge, dass diese Initiativen sich immer in einer gewissen prekären Situation befinden, sagt Oliver Gruber. Es fehle das kontinuierliche Commitment zur Finanzierung dieser Maßnahmen. Sowohl von bundes- als auch von landespolitischer Seite.

Schüler und Schülerinnen beim Unterricht bei PROSA

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Dieses fehlende Commitment spürt auch PROSA. Das Projekt ist nach wie vor von privaten Spenden abhängig, um den Unterricht und die vielen Aktivitäten rundherum, insbesondere Sozialarbeit, aufrechterhalten zu können. Die Qualitätsstandards von PROSA wurden von der Initiative Erwachsenenbildung anerkannt, sagt der Obmann von PROSA, Sina Farahmandnia. Das ist jene Stelle, die für die Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene zuständig ist. Geld hat PROSA aus diesem Topf bis heute aber keines bekommen. Aufgrund von Budgetkürzungen, so hieß es gegenüber dem Verein.

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