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Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Porridge Radio - „Lilac“

Ein bestes Lied des Jahres geht sich noch aus, von einer Band, die man sich merken sollte.

Von Christoph Sepin

Das Herz zerreißt es in tausend Stücke und die Überreste vermischen sich mit dem grauen Strand von Brighton. Beunruhigung und Liebe, Frustration und Hoffnung werden von Porridge Radio zusammengetrommelt und in das Lied „Lilac“ verpackt. Das ist eine Band, die man sich merken sollte und ein Lied des Jahres, das man am besten immer und immer wieder anhört.

Das Quartett Porridge Radio aus Brighton ist eine Band der vielen Einflüsse, spielt mit DIY-Ästhethik, verblassten Farben, übersteuerten Emotionen und ebenso übersteuerten Instrumenten. Musikalische Produktionen mit schönen Namen wie „misery radio“, „Go Away“ oder „Losercore“ hat die Gruppe seit 2015 schon einige veröffentlicht, gemeinsam mit der Veröffentlichung von „Lilac“ vor einigen Tagen haben Porridge Radio auch ihr neues Zuhause auf dem Label „Secretly Canadian“ verlautbart. Und gesellen sich damit zu Künstler*innen wie Cherry Glazerr, ANOHNI oder Alex Cameron.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Mit „Lilac“ ist der Band ein Meisterwerk von einem Song gelungen. Jeder Akkord und jede Dissonanz, jede Intonation und Textzeile wirkt präzise geplant, aber trotzdem organisch, vielschichtig und voll mit allerlei Gedanken, Wünschen, Ideen und Betrachtungen der Welt rundherum und im Inneren. Hier haben es Porridge Radio offensichtlich geschafft, ein Lied genauso umzusetzen, wie man es sich wünschte. Und von dem man auf keine Sekunde verzichten möchte.

Dabei wirkt alles so simpel: „I am“, sind die ersten zwei Wörter in „Lilac“ und es folgen zahlreiche Eigenschaften, die man so hat und wie man sich fühlt: „My body’s so uncomfortable, I’m not anything unforgivable, but I don’t wanna do it“. Sängerin Dana Margolin findet sich in der Selbstbeschreibung wieder, was sie gerne wäre, was sie nie sein will: „I don’t want to get bitter, forget how to make you better“.

„Bitterness“, die Bitterkeit, hier ein zentrales Thema. Und wie sich die anderen fühlen sollen: „I want you to be comfortable. I know you’re so uncomfortable“. Ich will, dass es dir gut geht, weil das tut es gerade nicht. Eine Lösung scheint Margolin nicht ganz klar zu sein, einmal fühlt sie sich, als würde sie feststecken und nicht weiterkommen („I’m stuck, I’m stuck“), dann versucht sie einfach gütig zu sein („I’m kind, I’m kind“).

Wie die Instrumentierung steigert sich auch Margolins Monolog. Die Spirale dreht sich weiter, die Stimme bricht und ruft im Musikvideo aufs Meer hinaus und eine ewige, hoffnungsvolle Zeile wird wiederholt, hier in diesem Lied und vermutlich schon bald spät Nachts in den Bars der Städte, wo „Lilac“ zum Ende eines Abends idealerweise aus den Lautsprechern rauschen sollte: „I don’t want to get bitter, I want us to get better. I want us to be kinder to ourselves and to each other“. Und alle sollten mitsingen, weil dann wird das vielleicht wirklich wahr.

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