FM4 Extraleben: Ein Games-Jahrzehnt im Rückblick

Wieder 10 Jahre rum: In den zu Ende gehenden Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts hat sich viel getan im Gaming. Das Gameskränzchen FM4 Extraleben blickt zurück.

Von Rainer Sigl

Ein Jahrzehnt der digitalen Spielkultur geht zu Ende. Und auch wenn im jüngsten globalen Entertainmentmedium technischer Fortschritt quasi auf der Tagesordnung steht, hat es doch bemerkenswerte Entwicklungen gegeben, die man so nicht ganz vorhersehen konnte. Was waren die einschneidenden Veränderungen, was waren die prägendsten Entwicklungen und die ungewöhnlichsten Neuerungen?

Der Gamestalk FM4 Extraleben begleitet die Gameskultur zwar erst das halbe Jahrzehnt, doch Conny Lee, Robert Glashüttner und ich widmen uns dieses Mal einer ganzen Dekade Spielkultur.

Löst „Half-Life: Alyx“ endlich das Henne-Ei-Problem im VR-Gaming?

Virtual Reality: Der Traum von der Immersion

Cyberspace, die Matrix, das Holodeck: Ganz im Spiel zu versinken, das ist der uralte Traum, der hinter Virtual Reality steckt. Als 2012 der Unternehmer und Techniknerd Palmer Luckey mit seiner Oculus Rift an die hoffnungsfrohe Öffentlichkeit getreten ist, hat sich viel getan - und auch wieder nicht. Wohl sind die VR-Headsets inzwischen tatsächlich in den Spielzimmern angekommen, doch der große, welterschütternde Durchbruch von VR will sich einfach nicht einstellen.

Woran liegt’s? Zu wenig Spiele, weil zu wenige Nutzer*innen? Zu wenige Nutzer*innen, weil zu wenig Spiele? Egal: Angekündigte Revolutionen lassen sich häufiger mal etwas Zeit - wenn Ende der 20er-Jahre immer noch keine echte Killer-App da ist, läuft etwas schief. Vielleicht geht’s ja aber auch ganz schnell: „Half-Life: Alyx“ erscheint in Kürze und könnte endlich den Knoten in Punkto VR-Gaming lösen.

Zehn Jahre Indie, zehn Jahre Stress

Die größten Umwälzungen im Gaming waren allerdings nicht technischer, sondern kultureller Art. Der Aufstieg von Indie brachte neue Entwickler*innen, neue Standpunkte, eine Flut an Spielen, eine diverse, buntere Gameskultur, den Rand der Indiepocalypse - und einen Backlash, der sich schlussendlich in der gesamten Gesellschaft ebenso abbildete wie hier: „GamerGate“, das war 2014 nicht nur ein Gamer-Aufstand gegen angebliche Korruption im Spielejournalusmus, sondern zugleich ein Vorbote auf das neue Schlachtfeld Internet, auf dem sich bis heute eine neue Art Kulturkrieg abspielt.

Diversität, Feminismus und der Kampf um Gleichberechtigung lassen sich nicht umkehren - auch wenn das mancher in seinem gemütlichen Ghetto gern so hätte. Vor zehn Jahren gab es noch die Illusion einer „Gamer-Familie“, in der man sich unter Gleichgesinnten wähnte und die „Welt da draußen“ gemeinsam als Feind betrachten konnte; zehn Jahre, unzählige Kampagnen „zorniger Gamer“ und den Aufstieg der sich oft aus dieser rekrutierenden Alt-Right später sind Games, for better or for worse, ein Medium wie jedes andere - und man kann und muss sich nicht mit allen verstehen, die sich auch dafür interessieren.

It’s the economy, stupid

Was haben die Zehnerjahre sonst noch gebracht? Riesenspiele, die als Games-as-a-Service alle Mittel, sowohl der Industrie als auch des Publikums, binden und nicht mehr loslassen; Free-to-Play als Wunderwaffe gegen stagnierende Preise; und Gamedesign, das sich den neuen Gegebenheiten anpasst.

Und natürlich: Games als Zuschauersport. Die Zehnerjahre, das ist die Ära des Let’s Play, des Streamings und des Aufstiegs von Twitch samt seiner „Games-Personalities“, die - alles ist verbunden, remember? - sich dem Kulturkampf auch zum Teil nicht entziehen konnten.

Reden wir über Computerspiele!

Im letzten FM4 Extraleben der Zehnerjahre blicken wir zurück und plaudern über all das und noch viel mehr. Am Montag, den 16. Dezember, von 21 bist 22 Uhr und im Anschluss kann man das aktuelle Extraleben im FM4 Player und im FM4 Spielkultur-Podcast hören.