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Die FM4 Soundpark-Highlights 2019

Herausragende Menschen, Platten, Songs aus Österreich 2019: Die Jahres-Abschlussparty der Superlative.

Von Lisa Schneider

Sich nicht entscheiden können ist manchmal eine gute Sache. Dann etwa, wenn sie unterstreicht, wie arg einfach die Vielfalt ist: eine Rückblicks-Geschichte zum österreichischen Musikjahr zu schreiben gestaltet sich von Jahr zu Jahr ein bisschen schwieriger.

Schon nach dem heurigen Wiener Popfest hätte man gut einen Cut und ein Halbjahres-Resümee anlegen können, schon da, im Juli, war klar, dass Acts wie Lou Asril oder My Ugly Clementine an der Spitze der Abrechnung stehen würden.

Die Newcomerdichte war immens, die Großen haben geliefert. Einmal mehr Schunkeln mit Wanda, Zurücklehnen mit Bilderbuch, eklektisch tanzen zur Musik von 5K HD, MOTSA oder HVOB. Bevor ich hier jemanden vergesse, beende ich die Aufzählung (letzte Anmerkung: sehr gutes, junges Rapjahr mit Hunney Pimp, der erwähnten Keke, und immer wieder Ebow) und übergebe an meine FM4-Soundparkkollegen, das ausgesuchte Name-Dropping mitzugestalten:

Andreas Gstettner-Brugger, Clemens Fantur, Stefan Trischler, Christian Pausch und ich blicken zurück aufs österreichische Musikjahr 2019. Es werden, wie kann es anders sein, persönliche Superlative verhandelt.

Highlights von Andreas Gstettner-Brugger

Begonnen hat ja alles schon gut mit „Crescendo“, einer meisterhaft energetischen und auch poppigen Platte von Scarabeusdream. Ja, ihr habt richtig gelesen. Das Wort Pop steht hier, obwohl das burgenländische Duo im Post-Punk-Hardcore-Indierock zuhause ist. Genre-sprengend eben, das neue Album.

Am Elektronik-Sektor hat uns der Produzent Valerio Dittrich alias MOTSAendlich mit seinem Debüt „Perspectives“ beglückt, auf das wir - ohne Übertreibung - jahrelang warten mussten. Umso erfreulicher ist das fulminante Ergebnis zwischen dystopischem und hoffnungsvollem Elektro-Pop. Der heimische Electro-Export Nr. 1, das Duo HVOB, ist mit seinem neuen Album „Rocco“ wieder in den technoiden, dunklen Club zurückgekehrt, jedoch nicht ohne zwischen den harten Dance-Tracks auch zarte, melancholische Popmomente zu zelebrieren. Ein Album übrigens, das vom Loslassen handelt und durchaus therapeutische Wirkung haben kann.

Dann wären da noch die bekannten und geliebten Songschreiber wie Herwig Zamernik alias Fuzzman und seine aberwitzige Weltraum-Schlagerplatte „Hände weg von allem“, oder der melancholische Troubadour Bernhard Eder, der mit „Reset“ seine Gitarre an den Nagel gehängt und sich neu erfunden hat.

Und schließlich die Senkrechtstarter Oehl, die nach ihrem dritten Gig statt vor 400 Leuten plötzlich vor 22.000 gespielt hat. Herbert Grönemeyer ist auf das österreichisch-isländische Duo aufmerksam geworden und hat die beiden Musiker samt Liveband auf seine Stadion-Tour mitgenommen. Und so wird das Debüt „Über Nacht“ auf seinem Label Grönland Records im Jänner erscheinen. Das präsentieren sie auch am FM4 Geburtstagsfest und mit diesen Aussichten kann das neue Jahr 2020 gerne kommen.

Highlights von Clemens Fantur

Nur einmal kurz die Platte umgedreht und schwupps, ist schon wieder ein Jahr vergangen. Du meine Güte das ging schnell. Höchste Zeit, noch einmal im Plattenkoffer zu wühlen, um bei einem Glas Rotwein die besten Releases des Jahres aufzulegen.

Mit was fangen wir an? Wie wäre es mit dem zweiten Studioalbum der österreichischen Supergroup „5K HD“ rund um Mira Lu Kovacs namens „High Performer“? Hier bekommt man alles: cleveren, avantgardistischen Pop gepaart mit weirden Jazz.

Apropos „weird“: diese Zutat darf bei Bilderbuch niemals fehlen und ist genau das, was den Sound der Jungs ausmacht. Erneut bewiesen haben sie das auf ihrem letzten und wieder mal so gelungenem sowie stilsicheren Album „Vernissage my heart“. Stellvertretend kommt da „Frisbeee“ auf den Plattenteller. Nicht nur, aber auch wegen des fantastischen Videos.

Mitproduziert hat diesen Song übrigens der gute Marco Kleebauer, auch bekannt als eine Hälfte von Leyya. Viel geschlafen hat der Mann heuer wahrscheinlich nicht, denn neben seiner Arbeit als Bilderbuch- und Oehl-Produzent hat er auch sein erstes Soloalbum „Magnolia“ veröffentlicht, auf dem er Träume in Musik verarbeitet hat.

Und hier kommt der direkte Übergang zu einem anderen Album, das „Magnolia“ im Titel trägt: „Where Magnolia grows“ lautet der Name des neuen Soia-Longplayers.

Es kann ein langer Abend werden, denn es müssen noch so viele Songs auf den Plattenteller! Deshalb hier noch kurz ein paar Namen, die unbedingt auf die 2019er-Playlist müssen: Lou Asril, KeKe, Cid Rim, salute, Dorian Concept, Brenk Sinatra, uvm! Es war ein gutes Jahr.

Highlights von Stefan Trischler

2019 war ein sehr guter Jahrgang für HipHop, Souliges und Elektronisches aus Österreich. Vor allem die Rapperinnen haben dieses Jahr aufgezeigt, weltweit und auch hierzulande: KeKe und Kerosin95 etwa sind innerhalb dieser zwölf Monate eigentlich erst so richtig bekannt geworden, aber dann gleich ordentlich. EsRAP haben endlich ihr Debüt-Album veröffentlicht, Künstlerinnen wie Yasmo und Ebow ihren musikalischen Weg konsequent weitergeführt und Hunney Pimp hat sich auf „Chicago Baby“ sogar ein bisschen neu erfunden.

Das absolute Album meines Jahres war aber „Solodarität“ von Monobrother, der darauf sehr präzise österreichische Zustände beschreibt. Vom Rap-gewordenen Ulrich Seidl-Film Ehe, zur sehr plastischen Kartographie seines Viertels und den Tagebüchern des prekären Erwerbslebens - Monobrothers Blick dringt durch alle gesellschaftlichen Schichten!

Highlights von Christian Pausch

Was für ein Jahr! So viele von meinen liebsten österreichischen Acts haben neue Musik - und manche sogar ganze Alben veröffentlicht. Allen voran natürlich die große Alicia Edelweiss mit dem vielleicht längsten, aber auch schönsten Albumtitel des Jahres: „When I’m Enlightened, Everything Will Be Better“. Darauf auch zu finden: einer meiner Alltime-Favourites von Alicia, der traurige, aber auch feministisch empowernde Song „Skeleton Woman“. Große Empfehlung!

Alicia Edelweiss durfte ich dieses Jahr auch einige Male live erleben, was immer fantastisch war, überboten hat sie nur eine einzige andere Künstlerin: Mascha. Ihr Auftritt beim Youki in Wels ist mein Konzerthighlight des österreichischen Musikjahres. Es ist unglaublich, wie eine Person - nur mit Laptop und Stimme bewaffnet - einen Raum so einnehmen kann. Es wurde getanzt, gesungen, geschrien, gelacht und ungefähr drei Mal auch das Outfit gewechselt. Alles so charmant und nahbar, dass alle im Publikum bis heute hoffen, Maschas BFFs zu sein. Auch ich.

Mascha hat dieses Jahr neben ihren vielen Live-Performances auch Musik veröffentlicht. Zum Beispiel einen wichtigen und eindringlichen Song über häusliche Gewalt, der hier nicht unerwähnt bleiben soll:

Zwei weitere Songs aus 2019 will ich noch erwähnen. Einer kommt von der Queer-Pop-Band schlechthin: POP:SCH aus Wien. In ihrem im Frühjahr erschienenen Instant-Hit „Für Immer“ hat die Band den Abstieg der türkis-blauen Regierung vorausgeahnt und gleichzeitig ist der Song auch eine queere Empowerment-Hymne. Unbedingt anhören und in jedes DJ Set einbauen!

Und 2019 war auch das Jahr des Geschwister-Duos EsRAP. Einerseits ist ihr lange ersehntes Debut-Album „Tschuschistan“ erschienen, andererseits haben sie gleich danach den Hit „Freunde dabei“ veröffentlicht. Ein Lied das so cool, so abgeklärt, so grandios ist, dass es hier auf keinen Fall fehlen darf. Ich zitiere:

du hast privileg - ich hab freunde dabei
du hast polizei - ich hab brüder dabei, ich hab schwestern dabei
(...)
du hast alles - aber nichts dabei
du hast ibiza - ich hab das video dabei

Highlights von Lisa Schneider

Menschen, die kein gutes Gedächtnis haben, freuen sich, wenn am Ende des Jahres die besten Songs erscheinen. So passiert bei Voodoo Jürgens und Kreiml & Samurai. Wer so gut über sein erstes Haustier, ein Meerschweinchen namens Ramsine dichtet, verdient alle Rosen. Und das Ganze auch noch parallel zu Voodoo Jürgens’ Siegeszug mit neuem Album „’S klane Glücksspiel“.

Unmöglich zu vergessen, oder aber zu übersehen und überhören: Was Newcomer Lou Asril aus der aus England herüberschwappenden Soulpop-Welle gemacht hat. Ähnlich: Bands wie Elis Noa.

Ein gutes Gitarrenjahr war es auch: Es gibt jetzt endlich die beste Grungepopband Österreichs, sie heißt My Ugly Clementine und makes me finally feel like back in the 90ies. Gute Sache. Zeitloser spielen Good Wilson ihren Lo-Fi-Gitarrenpop, Understatement first, endlich wieder analog.

Und dann, ähnliche Ecke, nochmal ein Song, veröffentlicht zum Jahresende: Laurenz „I am sad / so very, very sad“ Jandl hat nach dem Ende der Band Polkov sein Soloprojekt Laurie gestartet. Die Fußstapfen sind groß, und er wird sie ausfüllen: große Songwritingkunst, gitarrenbegleitetes Geschichtenerzählen frei nach Jeff Tweedy. Ein Song des Jahres: „Heaven On A Thread“.

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