Der Protest gegen den Verkauf von .org nimmt zu
Weltweit existieren mehr als zehn Millionen Websites, deren URLs mit .org enden - vor allem jene von gemeinnützigen Organisationen und Open-Source-Projekten. Wikipedia ist auf wikipedia.org zu finden, die Vereinten Nationen nutzen UN.org, Mozillas Open-Source-Browser Firefox gibt es auf mozilla.org. Das Kürzel hinter dem Punkt bei einer E-Mail- oder Web-Adresse ist die sogenannte „Top-Level-Domain“, und .org ist eine der ältesten im Internet: Es gibt sie bereits seit 1985. Seitdem wird sie auf Non-Profit-Basis vergeben. Derzeit verwaltet und vergeben wird sie von der Public Interest Registry (PIR), einem gemeinnützigen Unternehmen in den USA. PIR soll aber verkauft werden an die US-Investmentgesellschaft Ethos Capital. Dagegen gibt es starke Bedenken und zunehmenden Protest.
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Der britische Informatiker Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, schreibt auf Twitter, er sei „sehr besorgt über den Verkauf von .org an ein privates Unternehmen“. Wenn die Public Interest Registry (PRI) nicht verpflichtet sei, im öffentlichen Interesse zu handeln, wäre das eine Farce.
I'm very concerned about the sale of .org to a private company. If the Public Interest Registry ends up not being required to act in the public interest, it would be a travesty. We need an urgent explanation. #SaveDotOrg
— Tim Berners-Lee (@timberners_lee) 27. November 2019
Dass die Public Interest Registry überhaupt verkauft werden kann, liegt daran, dass sie einer anderen Non-Profit-Organisation gehört: der Internet Society. Ihr gehören 130 Organisationen aus 170 Staaten an und sie ist für die Pflege und Weiterentwicklung der Internet-Infrastruktur zuständig. Die Internet-Infrastruktur besteht aus Servern, Leitungen und Software - all das kostet Geld. Der Verkauf der Public Interest Registry soll rund eine Milliarde Euro in die Kassa der Internet Society spülen. Sie will das Geld dann in einer Stiftung anlegen, um ihren eigenen Fortbestand zu sichern.
Dass aber ausgerechnet .org der Geldbeschaffung dienen soll, wird aus zwei Gründen kritisiert. Erstens könnten .org-Adressen in Zukunft teurer werden. Zweitens wird befürchtet, dass die neue Eigentümerin, Ethos Capital, auf Wunsch von Regierungen die Websites unliebsamer NGOs abschalten könnte. Amy Sample-Ward von der Nonprofit Technology Conference NTEN vergleicht die drohenden Probleme mit denen, die NGOs heute schon oft auf den Social-Media-Plattformen haben: „Es ist besonders bedenklich hinsichtlich der Länder, in denen Behörden die Websites progressiver NGOs und Aktivist*innen abschalten wollen“, sagt Sample-Ward. „Wir haben schon gesehen, wie das etwa auf Facebook abläuft. Der Auftritt einer unliebsamen NGO oder Person wird so oft gemeldet, bis er gesperrt wird.“ Mit dem Verkauf der PRI, die die .org-Top-Level-Domain verwaltet, würde diese Verwundbarkeit auf die gesamte Webpräsenz dieser NGOs und Aktivist*innen ausgedehnt.
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Mit dem nun wachsenden Protest hat die Internet Society nicht gerechnet. Es haben sich gleich mehrere Plattformen gebildet, die gegen den Verkauf sind. Die Website Savedotorg hat rund 18.000 Unterschriften gesammelt. Die Electronic Frontier Foundation (EFF) fordert den sofortigen Stopp des Verkaufs. Und die Bürgerrechts-Organisation Access Now hat einen Brief an beide Häuser des US-Kongresses geschickt. Darin fordert sie, dass die Aufsichtsbehörden der USA prüfen, mit welchem Schutz .org-Kunden in Zukunft rechnen können.
Publiziert am 17.12.2019