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song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Lealani - „Miniscule“

Weltraummusik, futuristische Märchenwelten und ein „Fantastic Planet“. Ein Lieblingslied des Jahres soll dieses auch beenden.

Von Christoph Sepin

Manchmal braucht’s nur einen Ton und man ist schon mittendrin im Lied und kennt sich vor Freude nicht mehr aus: Im Fall von „Miniscule“ von Lealani ist dieser Ton verzerrt und verstörend, ein wuchtiger, knarzender, unnachgiebiger Bass am Beginn des Songs. Mehr wäre eigentlich gar nicht notwendig zum Glück, trotzdem wird hier noch was reingepackt.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Lealani kommt aus Kalifornien und schreibt ihre Musik mit allerlei schönem Elektro-Equipment: Mit Samplern und Synths, mit Effektgeräten und kleinen Keyboards. Do-It-Yourself-Musik im wahrsten Sinne des Wortes, entstanden wie aus improvisierten Sessions. Davon gibt es jede Menge auf ihrem heuer erschienenen Debütalbum „Fantastic Planet“ zu finden. Und auf diesen nimmt Lealani auch in „Miniscule“ mit.

Lealanis Konzept ist das der Weltraummusik und der futuristischen Märchenwelten. Sie präsentiert sich als Alien aus der Zukunft von ihrem eigenen rätselhaften, fantastischen Planeten. Sounds dort können mal roh und kalt wirken, Lealani bleibt in ihrem Ausblick aber positiv und optimistisch. Wie eine Weltraumreisende, die fasziniert und interessiert auf die Menschheit herabblickt.

Das zeigt schon die Schreibweise von ihrem „Miniscule“, leicht falsch mit i statt u, die zu diesem Gesamtzugang beiträgt. Die Musikerin als Außerirdische, die versucht, das was die Menschen da unten auf der Erde machen, nachzubilden. Ein Popsong, kreiert wie von einer künstlichen Intelligenz, die fast perfekte Imitation, aber das trotzdem bizarre musikalische „Uncanny Valley“. Und dadurch entstehen Momente, die das alles besser machen, als so viele raffinierter durchdachte Lieder des Jahres.

Dass an dieser Stelle nicht die Studioversion des Songs, sondern eine Livesession angefügt ist, hat auch seinen Grund: Es ist der Bühnenmoment, der „Miniscule“ noch besser macht, wenn Lealani scheinbar jedes Geräusch auf ihrem Sampler vor sich hin trommelnd startet. Das müsste nicht so gemacht werden, ist aber ein wundervolles Zelebrieren der Musik, beeindruckend zum Anschauen, eine Performerin, die komplett in ihrem Song aufgeht.

Dann gibts schlussendlich noch die simplen Lyrics und damit ein Spielen mit den Unterschieden in „Miniscule“ zu entdecken, wenn jeder Sound und jede Note groß und kraftvoll wirken, Lealani aber trotzdem darüber singt, dass sie sich „minuscule“ fühle, unbedeutend und klein. „I feel minuscule. Upright, straight, lean and tall“. Und mehr Erklärung ist für sie auch gar nicht notwendig in ihrer Reise zum „Fantastic Planet“. Die Selbstbeobachtung aus dem Weltall in einem Universum voller Lärm und ein herrliches lyrisches Understatement.

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