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4AD

RIP Vaughan Oliver

Der Brite Vaughan Oliver designte sämtliche Album-Hüllen der Pixies und gab mit seinem Design dem Londoner Plattenlabel 4AD eine Identität.

Von Eva Umbauer

Die Plattencover, die Vaughan Oliver gestaltete, muteten surrealistisch an, mysteriös und geheimnisvoll. Sie nahmen einen auf eine Reise mit, sie konnten harsch sein, aber hatten dennoch immer eine wunderschöne Ausstrahlung. „Surfer Rosa“ von den Pixies ist wohl eines der ikonischsten Plattencover, die je erschaffen wurden.

Plattencover: schwarzweiß, Frau mit Rock und nacktem Oberkörper

4AD

Pixies - „Surfer Rosa“

Vaughan Oliver war ein Arbeiterklasse-Kid aus dem englischen Nordosten, aus einem Ort, wo nichts los war. Plattencover faszinierten ihn schon früh, sie eröffneten ihm einen Weg zur Kunst:

Everything I was getting was through record sleeves. It was a democratic way of discovering art.

Als Vaughan Oliver sein Grafik-Studium in Newcastle fertig hatte, zog es ihn Anfang der 1980er Jahre hinunter in die britische Hauptstadt, wo er einen Job als Designer in der Verpackungsindustrie fand. Das war letztlich aber nicht das, was Vaughan Oliver wollte. Eine Begegnung mit Ivo Watts-Russell, dem Betreiber vom Plattenlabel 4AD, veränderte dann sein Leben für immer.

Bis Ende der 90er Jahre gestaltete Vaughan Oliver die Plattencover für 4AD-Bands - TV On The Radio, 4AD-Klassiker wie die Cocteau Twins, Lush, Throwing Muses und eben die Pixies. Mit Letzteren arbeitete er bis zu seinem Tod zusammen, das aktuelle Albumcover der legendären US-Band rund um Black Francis wurde ebenso von Vaughan Oliver gestaltet wie alle Cover der Band zuvor.

Plattencover: braun-graue Grafik, Affe

4AD

Pixies - „Doolittle“

Im Zeitalter des Streamens von Musik mag die Cover-Kunst eines Vaughan Oliver zwar wie eine Wundersamkeit aus der Vergangenheit erscheinen, aber seine Art Work - dunkel, komplex und voller mysteriösem Symbolismus - beeinflusste insgesamt die Welt des Graphic Design.

Vaughan Oliver verband Musik und Kunst wie kein anderer miteinander. Er drückte den Musiker*innen aber seinen „Stempel“ nicht einfach auf, er hörte ihre Musik sehr genau, bevor er ein Cover für sie gestaltete. In seinen Plattencovern konnte man sich wunderbar verlieren.

Plattencover, abstrakt

4AD

Cocteau Twins - „Sunburst And Snowblind“

Vaughan Oliver gestaltete aber etwa auch das Cover für das so erfolgreiche 1996er Album „Razorblade Suitcase“ der Londoner Band Bush. Er arbeitete also auch später immer wieder außerhalb des 4AD-Plattenlabels. Zuallererst gab er aber 4AD mit seiner Bildsprache eine Identität. Vaughan Oliver war ein Visionär, der der Musik so viel hinzufügte, ein sanfter Sturschädel, der kein Minimalist sein wollte.

Plattencover: Helm, überzogen mit rotem Fell

4AD

Breeders - „Cannonball“

Vaughan Oliver, der Ausnahmegrafiker, ist am 29.12.2019 im Alter von 62 Jahren verstorben. Die Umstände seines Todes sind nicht bekannt, außer, so seine Partnerin Lee, dass er friedlich im Kreis seiner Familie eingeschlafen ist.

P.S.:

Eines meiner ersten Musik-Interviews überhaupt führte mich in die Alma Road in London, im Bezirk Wandsworth südlich der Themse. Ich interviewte den Label-Chef von 4AD, Ivo Watts-Russell, und fragte, ob ich denn auch ein wenig mit Vaughan Oliver sprechen könnte. Ivo Watts-Russel bejahte und brachte mich zu ihm. Unten im Basement, so erinnere ich mich, saß Vaughan in seinem Grafiker-„Reich“ bei 4AD. Ich erinnere mich an einen ruhigen, freundlichen Mann mit kahlgeschorenem Kopf, er gab mir ein Art Book von ihm, einen Kalender und Karten; bis heute habe ich davon nichts weggeworfen. Es war ein gutes Gespräch, und zu Weihnachten schickte Vaughan eine Karte.

Plattencover: Zitronen

4AD

Lush - „Split“

Als großer 4AD-Fan - ich liebte ihre Dreampop-Platten von This Mortal Coil, die englischen Bands Frazier Chorus und Lush, die damals neuen US-Bands Throwing Muses, Breeders und Pixies wie auch die Red House Painters - rief ich des Öfteren an bei diesem Plattenlabel, um zu sagen, ich wäre gerade in der Stadt, ob ich vorbeikommen könnte, um vielleicht ein paar Platten mitnehmen zu können. Ich durfte. Vaughan Oliver winkte aus dem Basement herauf und ich ging jedes Mal beladen mit 4AD-Platten wie ein Packesel mit dem glücklichsten Lächeln im Gesicht die Alma Road hinauf zum Bus in Wandsworth.

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