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Der Song zum Sonntag: Health & Xiu Xiu - „Delicious Ape“

Was sehr gut ist, kommt endlich zusammen: eine erste Kollaboration der beiden kalifornischen Ausnahmebands.

Von Christoph Sepin

Seltsam eigentlich, dass Health und Xiu Xiu noch nie gemeinsam Musik gemacht haben. Beide Bands kommen aus Kalifornien, beide sind klugen, experimentellen Neudefinitionen von Gitarrenmusik nicht abgeneigt, aber tatsächlich: „Delicious Ape“ ist die erste Kollaboration der beiden Gruppen. Das Resultat ist ein wundervolles, großes Stück Musik - und irgendwie mehr als nur einfach ein Lied.

Nein, es ist ein ganzes Leben oder zumindest der Soundtrack dazu, der in „Delicious Ape“ hineingepackt ist. Alles beginnt mysteriös und verträumt, wird kalt und ungemütlich, dann wieder harmonisch und beruhigend. Einfach haben es sich die beiden Bands nicht gemacht, sondern einen komplexen Song zusammengebastelt, mit einer Vielzahl an Emotionen, Rhythmen und Geschichten, die man da drin entdecken kann.

Da lassen sich drei, vier, vielleicht sogar fünf unterschiedliche Lieder finden, die in den Mix rein, dann wieder raus wandern. Große Momente werden aufgebaut und lösen sich dann plötzlich wieder auf. So richtig kann man sich an keinen Teil des Lieds gewöhnen, trotzdem hat alles Konsistenz. Das allein ist schon beeindruckend, dazu kommen aber noch allerlei schöne und doch verspielte Harmonien und eingängige Melodien und Wiederholungen. Zu viel und zu schwer fühlt sich kein Moment in diesem Lied an.

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Die Stimmen klingen währenddessen hoffnungsvoll, geben sich aber inhaltlich vage: Es wird von Affen gesprochen, die auf Müll herumtrommeln, von Vergebung und vom Regen, der vom Himmel fällt. Wie die Instrumente springen auch die Geschichtenerzähler hin und her, lange bleibt kaum ein Takt und ein Gedanke, bevor er nicht vom nächsten abgeholt wird. Ein Gefühl von Unruhe wird hier vermittelt.

Das ist ein Lied, das viel entdecken lässt, ohne dabei jemals präzise zu werden. Als hätten Xiu Xiu und Health hier weder für das Publikum noch für sich selbst, sondern einfach nur für die Musik geschrieben. Ohne Filter scheinen sich hier Ideen aufzutürmen und abzuwechseln, bis es dann nach fast sechs Minuten doch genug ist. Und ein Klavier spielt die letzten Noten, noch einmal die Illusion vermittelnd, das das alles innerhalb von nur einer Session irgendwo in einem Proberaum in Kalifornien entstanden ist.

In seiner Essenz ein Meisterwerk, das Health und Xiu Xiu hier ganz unaufgeregt der Welt vorsetzen. Ein komplexes, geheimnisvolles Erforschen der Möglichkeiten von Musik. Was Lieder alles sein können, welche Emotionen vermittelt werden können, wieviel sich entdecken lässt: Die lang überfällige Kollaboration dieser beiden Ausnahmeerscheinungen entpuppt sich als noch größer und schöner, als man es sich erträumen hätte können.

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