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Grim104

Robin Hinsch

grim104 macht Horror-Rap

Mit seiner Faszination für das Düstere ist er zwar nicht alleine, den Titel als Horror-Rapper hat sich grim104 aber redlich verdient.

Von Alica Ouschan

Als grim104 vor über zehn Jahren ein Praktikum beim deutschen Online Magazin Rap.de in Berlin beginnt, lernt er dort Testo kennen, der auch Rapmusik macht. Gemeinsam gründen sie das Linksrap-Duo Zugezogen Maskulin. Ihr Name ist eine ironische Anspielung auf die beiden Duos Westberlin Maskulin (Kool Savas und Taktloss) und Südberlin Maskulin (Fler und Silla), denn weder grim104 noch Testo kommen aus Berlin.

Ihr Musikstil erinnert sehr an den von K.I.Z – Zugezogen Maskulin machen satirischen Gangsta-Rap und vermitteln ihre politischen Botschaften, indem sie Klischees bis zur Lächerlichkeit überspitzen und den momentanen Zeitgeist ironisch kommentieren.

Auf dunklen Pfaden

Neben seiner Aktivität als Teil von Zugezogen Maskulin hat grim104 auch solo Musik veröffentlicht. Seine selbstbetitelte EP ist vor über 6 Jahren erschienen. Schon damals stach grim104 durch ein Alleinstellungsmerkmal hervor: Düstere Metaphern wie Monster, Tod, Blut und Horror schlichen sich immer wieder in seine Texte ein.

Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, dunkle Eleganz und Schwermütigkeit überkommen einen beim Hören. Grim104 hat eine dunkle Seite, die langsam aber sicher zum Vorschein kommt. Auch bei Zugezogen Maskulin kann grim104 diese nicht länger verstecken: Auf dem letzten Album „Alle gegen Alle“, das 2017 erschienen ist, befinden sich Tracks wie „Teenage Werwolf“ oder „Der müde Tod“, die aus grim104s düstersten Gedanken geboren wurden.

Das im Sommer erschienene Feature „36 Grad“ mit Nura und Carsten Chemnitz enthält bereits sehr konkrete Anspielungen auf eine Vampir-Metapher. Sie markiert den Anfang einer Promo-Phase; auf Social Media deuten alle Zeichen auf ein Solo-Album hin.

„Haarschnitt wie ein Graf, aber nie wie Mr. Spock
Zähne sind scharf, Seele schwarz, Wohnort Schloss
Dort spielen kleine Skelette die Marimba auf den Rippen
Sieh mich im Schatten sitzen und Bloody Marrys sippen“

Introducing: Graf Grim

Spätestens beim Release der ersten Single wird klar, dass diese Art von Rap sich von allem bisher dagewesenen unterscheiden wird. In „Graf Grim“ lernen wir den Zwillingsbruder des uns bekannten, Zugezogen Maskulinen grim104 kennen. Er ist irgendwie düsterer, hat sich jahrelang in einem Schloss versteckt und ist gekommen, um die Menschen in Horrorszenarien aus fesselnden Bildern realen Horrors eintauchen zu lassen.

Am 31. Oktober – das Release Datum war mit Sicherheit ebenfalls kein Zufall – veröffentlicht grim104 dann das Album „Das Grauen, Das Grauen“. Der Titel hätte nicht besser gewählt sein können. Abseits von Zugezogen Maskulin gibt sich grim104 zwar nicht weniger politisch, er bedient mit seinen musikalischen Gruselgeschichten aber eine völlig neue Nische des Deutschraps.

Am Ende stoppt ihn höchstens ein Pflock

Auf dem 25-minütigem Gruselabenteuer erzählt der Graf Grim verschiedene Horror-Geschichten, nur dass es sich dabei um keine Gruselmärchen handelt, sondern um realen Horror inmitten unserer Gesellschaft. So handelt der Song „Unter der Stadt“ beispielsweise vom obdachlosen Leben in Berliner U-Bahn Schächten, „Abel‘19“ vom Monster in uns selbst, das sich von Eifersucht ernährt, und der gescheiterte Lebensentwurf in der Großstadt wird in „Hölle“ erzählt.

Wer ein Album mit dem Titel „Das Grauen, Das Grauen“ ausgerechnet zu Halloween veröffentlicht und sich darauf selbst als schaurigen Grafen inszeniert, hat sich den Titel als Horror-Rapper wohl selbst zuzuschreiben. Hinter grim104 steckt aber mehr als ein grausamer Vampir – er verpackt den Horror des Alltags gekonnt in düsteren Metaphern und erschafft damit nicht nur eine neue Vermittlung von Grausamkeit, sondern steht auch für ein neues Deutschrap-Genre.

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