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Der Song zum Sonntag: Tame Impala - „Lost In Yesterday“

Überall Nostalgie für den Zeitreisenden Kevin Parker im neuen Tame Impala-Lied.

Von Christoph Sepin

Wenn die Zukunft unsicher ist, dann finden viele Zuflucht in der Romantik der Vergangenheit. Früher war alles einfacher und besser, so glaubt man, auch wenn das gar nicht stimmen muss. Und ehe man sich’s versieht, verliert man sich in dem was gestern war: „Lost In Yesterday“, so betiteln Tame Impala ihr neuestes Lied.

Mit den Widersprüchen spielt der Australier Kevin Parker mit seinem Projekt Tame Impala und dem Titel des neuen Album: „The Slow Rush“, die langsame Eile, so der Name. Und tatsächlich, diese Gemächlichkeit, gemischt mit Hastigkeit, zeichnet sich schon anhand der bis jetzt veröffentlichten Lieder ab.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Songs von „The Slow Rush“ gibt es nämlich schon länger zu hören: Bereits im März und April 2019 erschienen die beiden Vorboten „Borderline“ und „Patience“, bevor die Veröffentlichung der Platte für’s Erste verschoben wurde. Alles neu und neu durchdacht also jetzt Monate später, wenn „The Slow Rush“ am 14. Februar erscheinen soll. Und „Lost In Yesterday“ wird sich an achter Stelle in die insgesamt 12 Tracks am Album einreihen.

Botschaften und Geschichten über das Leben können oft ganz einfach sein, das weiß Kevin Parker, vor allem, wenn die in so eingängige Musik verpackt sind: Ein bisschen verschwommen, ein bisschen psychedelisch, ein bisschen lange ausschlafen und im Sommer am Strand sitzen, das vermitteln die Melodien, und beim ersten Hören bemerkt man gar nicht, über was da eigentlich gesungen wird.

Dann kristallisiert sich aber doch sehr schnell die Nostalgie als treibende Kraft der Lyrics Parkers heraus: „Kannst du dich erinnern, als wir damals noch in abgefuckten Bruchbuden gelebt haben?“, fragt er eine Person aus seiner Vergangenheit. „Das war doch himmlisch, oder?“. Die rosarote Brille hier, der Blick zurück ins Glück - aber dass das alles doch nicht wirklich so war, ist Parker trotzdem bewusst: „Eventually, terrible memories turn into great ones,“ singt der. Früher oder später werden auch schreckliche Erinnerung großartig.

Als Anleitung für Vergangenheitssüchtige könnte man „Lost In Yesterday“ sehen, denn Parker gibt ganz konkrete Anweisungen, wie man mit den Erinnerungen und den Romantisierungen von dem, was war, umgehen soll: „So if they call you, embrace them. If they hold you, erase them“, singt er seine Ratschläge kurz vor dem Refrain. Wenn dich die Vergangenheit mal wieder einholt, dann nimm sie doch einfach an. Außer es wird zu viel, dann weg damit.

Es ist schön und passend, dass die nostalgieaufgeladene Instrumentierung von Tame Impala auch von den Textzeilen so abgeholt wird. So entsteht ein konsistentes Bild im Kopf: Die retroaffinen Gitarren und Drums, die extra laute Bassmelodie, der verwaschene Reverb auf Parkers Stimme. Das, was passiert ist, prägt das, was ist, und das, was kommt, so viel weiß er und verpackt das gutgelaunt in seine paar Takte Musik. „Because it might have been something, who’s to say? Does it help to get lost in yesterday?“.

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