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my sister the serial killer

Atlantic Books

„My Sister The Serial Killer“

Der Debüt-Roman der nigerianischen Schriftstellerin Oyinkan Braithwaite ist humorvoll und erschreckend brutal zugleich.

von Christian Pausch

FM4 Dunkle Seiten
In den ersten zwei Jännerwochen widmen wir uns den „Dunklen Seiten“. Also Büchern, die düster, gruselig, schaurig, beängstigend oder verstörend sind.

Literatur aus Nigeria hat in den letzten Jahren, allerspätestens seit Chimamanda Ngozi Adichie einen regelrechten Boom erlebt. Ein großes Glück für die internationale Leser*innenschaft, denn die Geschichten, die aus dem west-afrikanischen Land zu uns finden, verdienen es gelesen zu werden.

So auch der Debüt-Roman von Oyinkan Braithwaite: „My Sister The Serial Killer“. In vielen kleinen, sehr kurzen Kapiteln erzählt Braithwaite die Geschichte einer jungen Frau, die zur unfreiwilligen Komplizin ihrer mordenden Schwester wird. Mit viel Humor und dennoch erschütternnd grausam zieht uns dieses Buch in seinen Bann.

We are in my bedroom. Ayoola is sitting cross-legged on my sofa, her head resting on the back of the cushion. While she took a bath, I set the dress she had been wearing on fire. Now she wears a rose-colored T-shirt and smells of baby powder.

Die Tatort-Reinigerin

Korede muss hinter ihrer Schwester Ayoola aufräumen. Das ist nichts ungewöhnliches in geschwisterlichen Dynamiken, aber hier geht es nicht um ein chaotisches Kinderzimmer, sondern um einen Tatort, denn Ayoola ist eine Serienmörderin.

Pointiert und intelligent hinterfragt Braithwaite in ihrem Debüt die Beziehung von Begrifflichkeiten wie Opfer und Täterin. Wie drastisch darf man sich als Frau gegen Übergriffe von Männern wehren? Wann ist es noch Notwehr? Aber die Autorin stellt auch klar: der Übergriff beginnt fast immer beim Mann.

You never knew with men, they wanted what they wanted when they wanted it. She didn’t mean to kill him; she wanted to warn him off, but he wasn’t scared of her weapon. He was over six feet tall and she must have looked like a doll to him, with her small frame, long eyelashes and rosy, full lips. (Her description, not mine.)

Humor und Feminismus

Dass diese dunkle Geschichte voller grausamer und brutaler Morde auch eine große Portion Humor in sich trägt, verdanken wir der Ich-Erzählerin Korede, die trocken und abgeklärt versucht, sich einen Reim aus dem tödlichen Verhalten ihrer Schwester zu machen. Doch egal wie verrückt ihr das Morden erscheint, am Ende ist es doch die Welt da draußen, voller brutaler Männer, die noch verrückter wirkt.

I knew she was seeing someone, the signs were all there — her coy smiles, the late-night conversations. I should have paid closer attention. If I had met him, perhaps I would have seen this temper she claims he had. Perhaps I could have steered her away from him, and we would have been able to avoid this outcome.

„My sister the serial killer“ ist ein feministisches und gleichzeitig ein verstörend-dunkles Buch. Mittlerweile ist es unter dem Titel „Meine Schwester die Serienmörderin“ auch bereits auf Deutsch in einer Übersetzung von Yasemin Dinçer im Aufbau Verlag erschienen.

Große Empfehlung.

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