Protestsongcontest 2020 - die besten 25 Lieder
Von Michael Fiedler
Wir haben gerufen und ihr habt zurückgebrüllt: 218 Einsendungen (aus sechs Ländern) machen den 17. Protestsongcontest zum sechsterfolgreichsten.

Michael Fiedler, Radio FM4
Das elaborierte Auswahlsystem
Ein Wochenende lang hat sich die langjährige Vorvorjury bestehend aus Protestsongcontest-Erfinder Gerald Stocker, Poppate Mario Rossori und mir in Klausur begeben und in einem komplexen, mehrstufigen Verfahren die besten 25 ermittelt. Dabei haben wir wie immer auf eine möglichst breite Mischung aus Themen und Stilrichtungen gesetzt, und gefallen soll das alles auch.
Was heuer auffällt: Waren richtig schlechte, hingefetzte Lieder, Themenverfehlungen oder Trolleinsendungen bisher eher Männersache, scheißen sich Frauen immer öfter nichts und schicken einfach irgendwas ein. Ich prangere das nicht an.
Edit, weil es hier zu einem Missverständnis gekommen ist: Es gibt bei quasi allen Mitmachdingen - von Gewinnspielen bis Musikwettbewerben - einen Männerüberhang. Augenscheinlich machen Frauen oft erst mit, wenn sie sich sicher sind, dass sie im Themengebiet des Gewinnspiels firm sind, dass der Song perfekt geworden ist. Das ändert sich und das ist gut so. 2009 sind beim Protestsongcontest 11 Prozent aller eingesendeten Lieder von Frauen gesungen worden, 2019 sind es 29 Prozent.
Und: Je später jemand das Lied schickt, desto unwahrscheinlicher, dass es weiter kommt. Aus der später gekommenen Hälfte sind nur 8 Songs unter den Besten. Apropos:
Die Top 25
Hier sind die besten 25 Protestsongs 2020 in der Reihenfolge ihres Eintreffens bei uns:
Flickentanz - „Du da drüben"
Ein Plädoyer für die Gemeinsamkeiten von einer Sängerin, die wirklich den wunderbaren Namen Flickentanz trägt.
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Waldgeist-Kartell - "Trabantenstadt"
In Deutschland sind Wohnen, Spekulation und das Recht auf die Stadt vielleicht ein noch größeres Thema als in Österreich. Deshalb extra wütend:
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Bewie Bauer - "Wer am lautesten plärrt"
Keine Sorge Bewie, wir verstehen narrisch eh. Je lauter das Lied, desto besser hören wir’s aber.
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Marie ft. Def Ill - "Tryin’"
An der Seite von Marie protestiert nicht nur Def Ill, sondern auch Angela Davis.
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Die Zirkusband - "Dritte Piste"
Der slightly outdatete Text tut der Brandaktualität des Themas keinen Abbruch. Die dritte Piste ist nicht Teil des Koalitionsvertrags.
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Erik Stenzel - "Happy Birthday"
Ein etwas anderes Geburtstagsständchen anlässlich der Apokalypse.
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IL PADRE und die Tripolaren - "Wir"
Es gibt heuer zwei Lieder gleichen Titels und das liegt nicht daran, dass uns Il Padre ein Care-Paket geschickt hat.
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Michael Fiedler, Radio FM4
Danke für den Bestechungsversuch! Ihr seid trotzdem dabei.
Isa - "Ungeschminkt"
Gäbe es hier eine Kommentarfunktion, würde bestimmt einer schreiben, dass Isa doch mal lächeln soll.
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LÖVEN - "Achtungfertig"
Hinter der Fassade eines top produzierten Songs mit einer klugen Catchphrase verbirgt sich ein kompromissloses Protestlied.
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Rare Friends - "Wer hilft, der ist nicht gut"
Wer erkennt, wann ein Boot voll ist, wer legt die Obergrenze fest? Protest gegen alle, die glauben, dass wir lieber nicht helfen sollten.
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wonach wir suchen - "Ressentiments"
Ressentiments klingt nicht nur erstmal französisch, aber das macht in diesem Fall nichts.
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Fluse - "Der halbe Wald ist in den Fluss gerutscht"
Bei uns haßt des Lurch, aber die Flusen kommen ja auch aus Berlin.
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Kay Dee - "Revolution"
Ein klassisches Protestlied für alle, die sich gern eine stimmeninduzierte Gänsehaut holen.
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Niklas Bastian - "Wir"
Die Metapher der abgehobenen Zeit, die nur noch nach dem Boden schreit, trifft uns hart.
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KD/E-5 - "Kulturgetriebe"
PSC-Detektiv Stocker hat herausgefunden, dass sich hinter dieser liedförmigen Kritik an der millionenschweren Kulturförderung für das KTM-Museum ein alter Bekannter steckt.
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SCHOdL - "ER (ist so populär)"
Nazis sind sie keine, weil’s Gesetz verbietet das.
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da Jo feat. El Tobo - "Oligarchen"
Es könnte unsere Rettung sein, dass die Jungen nicht mehr so bequem in den Lehnstühlen des Kapitalismus sitzen.
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FS2 - "ofonga"
Die Herren mit den seltsamen Anzügen sind heuer auf Nummer sicher gegangen, dass uns ihr Lied erreicht. Zu Recht.
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Dynomite - "1992"
Mich hat noch niemand gefragt, was ich von Ehrenmorden halte, wegen meiner Religion. Dino schon.
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Lisa Jäger - "Für euch"
Es ist zehn nach 12, sagt die Zweitplatzierte von 2019.
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Elena Seeger - "18 Cent"
Was würdest du für 18 Cent arbeiten? Nicht antworten, hör erstmal Elena zu:
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Anna Mabo - "Vielleicht ist das Radio einfach hin"
Anna, hast du probiert, es aus- und wieder einzustecken? Ich frage als Mann.
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Mela Vie & Pieces of Pai - "Baum(k)ri(e)sen"
Wem wir diese Luft verdanken? Es sind die Bäume, die hier bald standen.
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DLIA - "Feuer & Flamme"
Anzünden, anzünden!
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Das Insekt des Jahres - "Mensch"
Wenn es heuer ein dominierendes Thema gibt, dann die menschengemachte Klimaapokalypse. Und ihre Leugner.
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Wie geht’s weiter?
Zuerst treten diese besten 25 Protestlieder am 25. Jänner beim Vorfinale im großen Sendesaal des RadioKulturhauses gegeneinander an. Der Eintritt ist frei. Um 19:30 geht’s los, aber es ist geraten, rechtzeitig vorher da zu sein, denn wenn der Saal voll ist, ist er voll.
Dort küren die Juror*innen Christina "Chra“ Nemec und Jürgen Schauer von den PSC-bewährten Anstaltskina die Top 10, die dann am 12. Februar 2020 im Rabenhof Theater das große Finale bestreiten. Michael Ostrowski moderiert den Wettstreit im Dagegensein erneut, sechs Juror*innen und das Publikum als siebentes Jurymitglied bestimmen das Protestlied 2020. Karten dafür sollten auch eher frühzeitig besorgt werden. Oder ihr hört an dem Abend einfach Radio FM4. Oder schaut den Videostream hier auf der Website.
Publiziert am 13.01.2020