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Kinderzimmer Productions: DJ Quasi Modo & Textor

Max Zerrahn

Kinderzimmer Productions machen wieder Wellen

Das querdenkende deutsche HipHop-Duo Kinderzimmer Productions meldet sich nach langer Auszeit zurück - mit viel Energie und wenig Kompromissbereitschaft.

Von Stefan Trishes Trischler

Das vorläufige Karriereende der Kinderzimmer Productions war sicher kein koketter, bei dem das baldige Comeback schon mitgedacht war. Wir wissen nicht, ob wir jemals wieder eine Platte aufnehmen werden, hieß es 2007 im Abschieds-Statement der Band. Jetzt haben sie es aber doch wieder getan! Viele Jahre hatten sich der in Berlin lebende Rapper Textor und DJ Quasi Modo, der ihrer gemeinsamen Heimatstadt Ulm treu blieb, tatsächlich nur selten gesehen und an jeweils ganz anderen Dingen gearbeitet. Dann gab es aber ein folgenschweres Zusammentreffen in den Feiertagen, erzählt Textor:

Das Albumcover von 'Todesverachtung To Go'

Kinderzimmer Productions

„Wir sehen uns meist zu Weihnachten, wenn ich meine Eltern besuche. Er hat dort im Keller sein Studio und wir sind da ineinander reingelaufen. Er hatte gerade ein Loop offen, ich hab mir das angehört, ein bisschen hin- und hergeschoben und nochmal auf Play gedrückt. Wir haben uns angeschaut und gesagt: ‚Ok!‘ Und dann war das Album eineinhalb Jahre später fertig.“

Die schnelle Entstehungszeit nach der langen Pause erklärt sich durch das blinde Verständnis, das die beiden Kindheitsfreunde Quasi Modo und Textor in den mehr als 15 Jahren musikalischer Zusammenarbeit davor aufgebaut haben. Weil sie sich gut ergänzen und auch jeweils Dinge machen, die der andere so nicht ausprobiert hätte, ist das Resultat auch immer größer als die Summe der einzelnen Teile.

Du bist nicht länger Opfer, sondern Addressat der Maßnahme!

Die wiedergefundene Freude am gemeinsamen Produzieren und die dadurch freigesetzte Energie hört man Todesverachtung To Go eindeutig an. Wie zu besten Zeiten legen Kinderzimmer Productions Punchlines, die man vielleicht erst beim zweiten Hören versteht, über meistens leicht rumpelnde Beats und Wortschnipsel aus allen Windrichtungen. Zugeständnisse an Deutschraps Zeitgeister sucht man auf der Platte hingegen vergebens. Nur Drumcomputer sind neu in der klanglichen Palette, aber weder in Form der allgegenwärtigen 808 noch in einem nostalgischen 80er-Kontext.

2007 hatten Kinderzimmer Productions auch wirtschaftliche Gründe angeführt, warum es so nicht mehr weitergehen konnte: „Wir haben Ansprüche an die Qualität unserer Musik, die wir erfüllen wollen. Das geht nicht mehr, zumindest nicht ohne einen Mäzen.“ Nun sind die finanziellen Rahmenbedingungen ja in den letzten Jahren gerade an den Rändern der Musikindustrie nicht unbedingt leichter geworden. Umso schöner also, dass die Kinderzimmer Productions nicht nur zurück sind, sondern auch ihre Kompromisslosigkeit im kreativen Prozess beibehalten haben:

Kinderzimmer Productions sind live zu sehen beim FM4 Geburtstagsfest am 18. Jänner.

„Wir haben das immer schon so gemacht: Die Musik sagt selbst, wann sie fertig und wann sie richtig ist. Das hat zu einigen Entscheidungen geführt, die manche Leute seltsam fanden. Aber auf der anderen Seite auch dazu, dass unseren Sound niemand nachmachen kann. Das hängt, glaube ich, mit dem Fokus zusammen: sich nicht zu fragen, was gerade ‚flavor of the month‘ ist, sondern: ‚Was will dieser Beat von mir?‘“

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