Belzebubs sind die Black-Metal-Version der Gorillaz
Von Alica Ouschan
Im Jahr 2002 erweckt der finnische Comiczeichner JP Ahonen die Belzebubs zum Leben. Sie machen Black-Metal, tragen immer schwarz, beten Satan an und bedienen eigentlich auch sonst alle Klischees, die man gegenüber Metal-Bands haben könnte.
Anfang Jänner widmen wir uns den „Dunklen Seiten“. Also Büchern, die düster, gruselig, schaurig, beängstigend oder verstörend sind.
Diese Stereotypen werden in JP Ahonens Zeichnungen so überspitzt und skurril abgebildet, dass sich der ein oder andere Metal-Head vielleicht auf die Stiefelspitze getreten fühlt. Beim Lesen des Belzebubs-Comics wird aber schnell klar, worum es geht: nämlich sich selbst als Künstler einer Musikkultur nicht immer ganz so ernst zu nehmen, auch wenn die Kultur selbst das vielleicht verlangt.

JP Ahonen
„Wir alle haben eine dunkle Seite“, so lautet ein Zitat aus dem Nachwort. Die Belzebubs laden uns ein, in ihre schwarz-weiße (mehr schwarze, als weiße), düster-komische Welt einzutauchen und dabei die Liebe für unsere eigene dunkle Seite zu entdecken. Wenn man genau hinschaut ist sie nämlich gar nicht böse und unheimlich. Die Belzebubs zeigen uns, dass black humour – und in dem Fall Black-Metal humour – unheimlich komisch sein kann.
Die stereotypischen Illustrationen von stark geschminkten, grantig aussehenden Metal-Heads mit schwarzen Bandshirts, Ganzkörpernietenanzügen und Pentagrammen auf der Stirn unterstreichen die gewollte Selbstironie des Autors und bringen einen schmunzelnd durch den Alltag der Figuren. Die großen Augen erinnern an Manga-Ästhetik. Generell sind durchaus optische Ähnlichkeiten zwischen den Belzebubs und der bekannteren fiktiven Band, den Gorillaz zu erkennen.

JP Ahonen
Die Hoppalas, die Metal-Bands eben so passieren
Die drei Bandmitglieder der Belzebubs, Hubbath, Sloth und Obesyx suchen verzweifelt einen neuen Drummer. Weil der Gott der Finsternis ihnen dabei leider keine große Hilfe ist, passieren ihnen im Laufe ihrer Karriere allerlei kleine Hoppalas, die Metal-Bands eben so passieren: Die Belzebubs verlaufen sich beim Musikvideodreh in den finsteren finnischen Wäldern und befördern 47 Fans bei einer Live-Show aus Versehen ins Krankenhaus – die Pyrotechnik war’s, was denn auch sonst?

JP Ahonen
Daneben konzentriert sich die Haupthandlung des Comics auf die Familie des Belzebubs-Sängers Sloth. Im Reality-TV Show Setting erzählen er und seine Frau Lucyfer von ihrer Hochzeit (einer schwarzen Messe), von ihren satanistischen Rollenspielen im Schlafzimmer und von ihrer Teufelsbrut – ihren Kindern. Denn auch Lilith und Leviathan treiben so einigen Schabernack.
Wenn die Pausenbrote, die Metal-Mama Lucy mühevoll bestrichen hat, plötzlich vom dreiköpfigen Höllenhund gemopst werden, hat der Sohnemann wohl wiedermal das Portal zur Hölle offengelassen. Die Teenage-Tochter hinterlässt ihrem Crush währenddessen ein echtes Herz als Liebesbeweis in seinem Spind und wundert sich, warum die Polizei plötzlich an ihrer Schule ermittelt.

JP Ahonen
JP Ahonens Webcomic wurde mittlerweile in sechs Sprachen übersetzt. Seit der erstmaligen Veröffentlichung des satirischen Webcomics 2002 haben die Belzebubs übrigens auch echte Musik herausgebracht, die nicht mehr nur auf dem Papier existiert. Im April 2019 ist ihr Debütalbum „Pantheon oft the Nightside Gods“ bei Century Media erschienen.
Optisch sind die Belzebubs zwar eher dem Black-Metal angelehnt, ihr Musikstil bewegt sich aber eher im Melodic Death Metal Milleu und erinnert an den Stil von Amon Amarth oder Edge of Sanity. Übrigens: Im Gegensatz zu den Gorillaz ist bei den Belzebubs nicht bekannt, welche realen Musiker hinter den Charakteren stecken.
Auch wenn ihre Musik wahrscheinlich nur echte Metal-Fans anspricht, so ist der Comic selbst für alle, die zwar ihre Kunst aber sich selbst nicht so ganz ernst nehmen. Die Belzebubs schaffen es, dem Black Metal einen sympathischen Touch zu verleihen und ziehen uns mit Humor auf die dunkle Seite.
Publiziert am 17.01.2020