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Mehrere Sportarten in einem Abo - was können Fitness-Apps?

Du zahlst 40 bis 80 Euro im Monat und kannst dafür verschiedene Sportangebote vom Fitnesscenter übers Yoga-Studio bis zur Kletterhalle nutzen. Immer mehr Menschen werden Mitglied bei solchen Fitness-Apps.

Von Felix Diewald

2015 ist Tobias Homberger noch selbst Mitglied in einem Fitnessstudio. Irgendwann verliert er die Motivation hinzugehen und merkt, dass es fast unmöglich ist, aus seinem Vertrag rauszukommen. Tobias will mit seinen Freunden mehrere Sportarten in der Woche gleichzeitig machen. Aber das ist teuer. Er fragt sich: Warum gibt es keine Mitgliedschaft, mit der ich alle Sportangebote in meiner Stadt nutzen kann? Und gründet die App „myClubs“.

Nebenverdienst für Studiobetreiber

Petra Janata betreibt das Amazing Yoga Studio in Wien. Seit vier Jahren arbeitet sie mit Tobias’ Fitness-App zusammen. Anfangs war sie skeptisch. In der Vergangenheit hatte sie nämlich schlechte Erfahrungen mit anderen Anbietern gemacht: „Die wollten kassieren und mich die Arbeit machen lassen.“ Das Geschäftsmodell von Tobias’ App findet sie fair gestaltet. Petra kann dadurch mehr Menschen erreichen und ihre Kurse voll bekommen. An diesem Abend sind zehn „normale“ Besucher und Besucherinnen zum 90-minütigen Hatha-Yoga-Kurs gekommen, fünf über die App.

Was verdient Petra, wenn eine Person über die App bei ihr bucht? Etwas weniger als die Hälfte von dem, was sie in einer regulären Einzelklasse bekommen würde, erzählt sie. Im Monat seien das einige Hundert Euro. Petra macht ihren Umsatz immer noch hauptsächlich über die eigenen Kunden. Bei anderen Studios, mit denen wir gesprochen haben, und die mit Tobias’ oder ähnlichen Apps kooperieren, ist es ähnlich.

Ich vergleiche Fitness-Studios gerne mit Festnetz-Telefonen.

Auch wenn die Fitness-Apps am Markt damit werben, flexibel zu sein und monatlich kündbar, kannst du nicht einfach so überall hingehen, wenn du gerade Lust hast. Viele der beliebten Kurse muss man im Voraus reservieren, da es natürlich nur ein begrenztes Angebot an Yoga-Matten oder Spinning-Bikes in den Studios gibt. Es kann auch eine No-Show-Gebühr verrechnet werden. App-Userin Semiha musste zehn Euro zahlen, weil sie krank wurde und kurzfristig nicht zu einer Klasse kommen konnte. Sie hat deswegen ihr Abo beendet.

Mittlerweile gibt es verschiedene Apps, die auf dem Prinzip „Eine App, viele Studios“ basieren. Im Herbst ist etwa der amerikanische Konzern Classpass nach Österreich gekommen.

Dass die Fitness-Apps auf längere Sicht klassische Fitness-Center umbringen werden, glaubt Gründer Tobias nicht. „Ich vergleiche Fitness-Studios gerne mit Festnetz-Telefonen. Die gibt es irgendwie immer noch. Mir ist nicht ganz klar, warum. Aber ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, die gerne wissen, wo ihr Telefon ist. Und es gibt sicher auch Menschen, die gerne wissen, wo ihr Fitness-Studio ist.“

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