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FM4 Extraleben

FM4 Extraleben: Gaming und Klimaschutz

Wie klimaschädlich sind Games? Oder können sie sogar dabei helfen, das Ruder im Kampf gegen den Klimawandel noch herumzureißen? Der FM4 Games-Talk über ein brandheißes Thema.

Von Rainer Sigl

Videospielen ist kein umweltfreundliches Hobby. Gaming verbrauchte schon im Jahr 2015 75 Milliarden kWh Strom, ein Sechstel des Jahresgesamtenergiebedarfs von Deutschland. Für die Erzeugung der Computerkomponenten werden Rohstoffe teils sehr umweltschädlich aus den Böden geholt und Grundwasser sowie Umwelt in oft armen Regionen zerstört, der Elektroschrottberg wächst und wächst und statt unseren Bezug zur zunehmend bedrohten Umwelt zu vertiefen, entfremdet uns - so das Klischee - das Sitzen vor den diversen Monitoren immer mehr von Mutter Natur.

Sind Gamer*innen also Umweltsäue? Angesichts des jugendlichen Alters der weltweiten Klimaprotestbewegung darf man davon ausgehen, dass die Rettung eines lebenswerten Planeten den allermeisten Spieler*innen absolut nicht egal ist. Das hat auch die Spielebranche erkannt: Die größte Entertainmentindustrie des Planeten bemüht sich seit neuestem, zumindest etwas Umweltbewusstsein zu demonstrieren.

Spielend die Welt retten?

„Playing4theplanet“ heißt die letzten Herbst gegründete Umweltinitiative der Games-Branche, der sich große Player der Industrie angeschlossen haben. Sony plant zum Beispiel für die nächste Playstation einen Sleep-Mode, der weniger Energie verbraucht, Microsoft will die Xbox CO2-neutral machen und Supercell und Rovio, zwei Mobile-Games-Giganten, wollen den CO2-Fußabdruck, der durchs Akkuladen der Smartphones ihrer Spielerschaft entsteht, ausgleichen. Die Industrie kann sich schlechte Nachrede in Sachen Klima nicht leisten - auch wenn Experten wie Gary Cook, Autor des „greenpeace Guide to Greener Electronics“, darin kaum mehr sehen können als Greenwashing.

Sprechen wir über Computerspiele!

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

Besser als nix - doch das größte Potenzial von Spielen, das Ruder in Sachen Klimaschutz noch sinnvoll herumzureißen, liegt vielleicht doch eher in ihrer großen Reichweite und der Ansprache eines jungen Publikums, das für die sinnvolle Sache gewonnen werden kann. Dabei reicht die Palette von klassischer Information durch Serious Games über „green nudges“ in Spielen und Elektronikprodukten bis hin zu einer erneuten Annäherung an die „reale“ Natur da draußen - dass „Pokemon Go“-Spieler etwa durch ihre spielbedingten Ausflüge in die Umwelt ein tieferes Verantwortungsbewusstsein für die echte Welt entwickeln, hat sogar eine wissenschaftliche Studie nachgewiesen.

Civilzation VI

Firaxis

Im „Civilization VI“-DLC „Gathering Storm“ spielt der menschengemachte Klimawandel eine düstere Hauptrolle.

Apocalypse Fatigue

Inhaltlich hingegen ist man in Videospielen vom Kampf gegen die Apokalypse scheinbar schon bei deren Akzeptanz angelangt - so viele Postapokalypsen dominieren das Medium. Steile These: Wer Sorge um die Welt hat, findet vielleicht Trost in der virtuellen Abhärtung, und daran gibt es im Pop der letzten fünf Jahrzehnte genug. In den letzten Jahren hat sich die Dichte von diversen Weltuntergangsszenarien in TV, Film und natürlich auch Games immer weiter gesteigert - wenn auch eher zu Zombie-, Atomar- und sonstigen anderen Apokalypsen. Open-World-Sandboxes vor dem Backdrop diverser Armageddons gibt es zu Dutzenden, und sie versprechen uns zumindest Handlungsmacht in einer Welt, in der sonst alles dahin ist. Wenn schon der Untergang kommt, dann richten wir uns zumindest darin ein - das versprechen uns Spiele wie „Fallout“, „Frostpunk“ oder „The Last of Us“ seit Jahren.

Dieser hilflose Zynismus mit gleichzeitigem Prepper-Heilsversprechen dieser Fiktionen steht aber zugleich neben dem großen Alleinstellungsmerkmal von Videospielen, als interaktives Medium Systeme und Abläufe anschaulich zu vermitteln. Umso spannender ist, wie uns Spiele wie das DLC „Civilization VI - Gathering Storm“ die Realität eskalierenden Klimawandels zeigen, Experimente wie Paolo Pedercinis Browserspiel „Lichenia“ die Basics des Städteaufbauspielens mit einer vom Klimawandel zerstörten Welt in eins denken lassen oder ein Spiel wie „Block’Hood“ neue Formen ökologischer Stadtplanung ausprobieren lässt.

Ein FM4 Extraleben über Games und Klimaschutz

Conny Lee, Robert Glashüttner und ich sprechen diesmal über Games und Klimaschutz. Die Erstausstrahlung findet am Montag, 27. Januar, von 21-22 Uhr statt, anschließend kann man das aktuelle Extraleben im FM4 Player sowie im FM4 Spielkultur-Podcast hören.

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