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Lukas oder Kenan? Wer leichter ein WG-Zimmer bekommt

Wir haben zwei Fake-Accounts erstellt und uns für genau dieselben WG-Zimmer beworben.

Von Felix Diewald

Bei Bewerbungen geht es leider oft um mehr, als nur darum, wie qualifiziert du bist. Studien zeigen, dass du es schwieriger hast, wenn du dich mit ausländisch klingendem Namen für einen Job oder bei einem Makler für eine Wohnung bewirbst. Aber wie ist das, wenn es um ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft geht? Da wohnen meist Studierende und das sind, könnte man meinen, vielleicht auch eher weltoffene Menschen. Gibt es in diesem Millieu Diskriminierung aufgrund des Namens?

Der Plan

Ich treffe mich mit Marko, einem Freund von mir. Ich habe ihn für diesen Selbstversuch ausgewählt, weil er ein super Typ ist, aber auch, weil wir zwei als Bewerber möglichst vergleichbar sein sollten. Und Marko und ich sehen relativ ähnlich aus, sind groß und haben abrasierte Haare. Unser Plan: Wir registrieren uns auf einer Plattform zur Wohnungssuche und bewerben uns mit Fake-Personas für genau dieselben freien WG-Zimmer. Für ein Profil wählen wir den Namen Kenan Beganović, für das andere den Namen Lukas Bauer. Damit die WGs nicht misstrauisch werden, schreiben wir vergleichbare, aber in Stil und Inhalt variierende Nachrichten und das Ganze etwas zeitversetzt.

WG-Bewerbungs-Nachricht

Screenshot

WG-Bewerbungs-Nachricht

Screenshot

same same but different

Kenan Beganović und Lukas Bauer sind also zwei ganz normale Wiener Stundenten. Sie sind beide Mitte 20, sprechen perfektes Deutsch, studieren was durchschnittliches und haben durchschnittliche Hobbys. Okay ein bissl fad und basic sind die beiden vielleicht, aber auf jeden Fall ziemlich vergleichbar. Nur heißt der eine Kenan Beganovic und der andere Lukas Bauer.

Das Ergebnis

In den zwei Tagen, in denen wir uns bewerben, werden auf der Plattform insgesamt 42 mögliche WG-Zimmer frei. Die Bilanz nach einer knappen Woche: Das Profil von Lukas Bauer erhält 24 Antworten und Einladungen, das von Kenan nur 18. Obwohl wir genau denselben WGs zur fast selben Zeit und mit sehr ähnlichen Profilen geschrieben haben.

Disclaimer

Natürlich ist das kein wissenschaftlich valides Experiment, aber es zeigt: Diskriminierung aufgrund deines Namens gibt es anscheinend überall. Auch in Studierenden-WGs.

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