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Rina Sawayama

Rina Sawayama

Der Song zum Sonntag: Rina Sawayama - „Comme Des Garçons (Like The Boys)“

Rina Sawayama, im japanischen Niigata geboren und in London aufgewachsen, ist eine der unberechenbarsten Musikerinnen der neuen Popmusik. Ihr Debütalbum „Sawayama“ erscheint am 17. April.

Von Christoph Sepin

Am besten beschreibt Rina Sawayama selbst, worum sich ihr neuestes Lied dreht: „Comme Des Garçons“ beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Erwartungen, mit toxischer Kultur, Stereotypen und Scheinheiligkeit. „I wanted to lyrically explore the idea of people having to adopt negative male tropes to appear confident,“ so Sawayama. Und wollte nebenbei auch einfach einen Dancetrack schreiben, der aus den frühen 2000ern kommen könnte.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„Comme Des Garçons“ ist ein weiterer unerwarteter Song von der unberechenbaren Musikerin: Zuletzt entdeckte Sawayama noch den Nu Metal für sich, als sie auf ihrem Lied „STFU!“ die Fetischisierung asiatischer Frauen anprangerte. Auf ihrem Debütalbum „Sawayama“ wird sich dieses Lied ebenso finden lassen, wie das jetzt veröffentlichte, retroaffin-tanzbare „Comme Des Garçons“.

Der Kern des Lieds lässt sich in Titel und zentraler Hook finden: „Comme des garçons, like the boys“, singt Sawayama da immer wieder. Und meint damit: Es soll nicht nur einer Gruppe, die gewissen gesellschaftlichen Konzepten von Maskulinität entspricht, vorbehalten sein, selbstbewusst durch die Welt - oder im Kontext von diesem Lied: in den Club - zu marschieren. Die „confidence“, die Sawayama besingt, die soll doch für alle gleich verfügbar sein, egal welche Person man denn ist oder sein möchte.

Ganz simples Self Empowerment ist „Comme Des Garçons“ aber auch nicht nur. Wie schon zuletzt in „STFU!“ zeigt Sawayama hier Zeige- und Mittelfinger in Richtung gesellschaftlicher Klischees und Schubladisierungen. Sie beginnt mit der Selbstbeobachtung („I woke up today, had to wash my fears away, again. It’s just another day to pretend“), geht dann kurz vor dem Refrain durch einen Prozess der Selbstbestimmung („I’m done waiting, anticipating“), bis sie komplett aus Mustern und Erwartungen heraus bricht („Comme des garçons, I’m so confident“).

Wenn Sawayama „like the boys“ singt, dann ist damit natürlich nicht gemeint, man solle doch einfach die Buben kopieren, wenn man selbstbewusst durch den Club schreitet. Sondern vielmehr: Was für einen Teil der Gesellschaft okay ist, das soll doch bitte für alle so sein. „I’m just in it, born to win it, keep going and going“.

Dass das, was Sawayama mit „Comme Des Garçons“ vermitteln will, in einen möglichst eingängigen und in Teilen schon nostalgisch wirkenden Dancetrack verpackt ist, ist cleveres Kalkül. Die Gesellschaftskritik passiert hier beim ersten Hören nebenbei, bleibt dann aber doch, wenn das Lied am Ende rausfadet. Genau wie auch Rina Sawayama bleiben wird, als immer wichtiger werdende, kluge Stimme in der neuen Popwelt - „You should never be ashamed to have it all“.

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