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Star Trek Picard

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„Star Trek: Picard“ - oder „Captain Nörgelbein im Reuemodus“

In der neuen Serie „Star Trek: Picard“ ist Jean Luc Picard dort wo er immer sein wollte: in der Pension, auf dem französischen Weingut seiner Ahnen. Aber er ist unglücklich, verbittert und wenn nicht gebrochen, dann zumindest ziemlich angeknackst.

Von Natalie Brunner

Die Serie „Star Trek: Picard“ spielt - 20 Jahre nach dem Film „Star Trek Nemesis“ - also im Jahr 2399. Data ist seit 20 Jahren tot - bzw. nicht mehr existent. Und auch die im „Star Trek“ (2009) erwähnte mögliche zukünftige Zerstörung des Planeten Romulus im Jahr 2387 hat etwas damit zu tun, dass Picard es nicht genießen kann, auf seiner Veranda zu sitzen und den Trauben beim Reifen zuzusehen.

Der Admiral a.D. hat die Föderation vor 15 Jahren im Protest verlassen, das erfährt man bereits im Trailer. Um zu erklären wie die Ereignisse alle zusammenhängen und was die heimatlosen Romulaner mit den Borg am Hut haben dafür braucht „Star Trek: Picard“ 3 Folgen. Das heißt: Wir verbringen drei Folgen mit dem verbitterten Picard auf der Erde. Das ist zu viel des frustrierten hochdekorierten Militär-Wut-Opas für mich.

Besonders die Momente, in denen der Royal Shakespeare Company Schauspieler Patrick Stewart einen Menschen spielt, der sich schwer tut seine Gefühle zu zeigen aber von ihnen völlig überwältigt ist, entgleisen für mich völlig. Das erinnert mich an den Denver Clan der 80er Jahre. Die Schwere mit der das Wort „ Tochter“ ausgesprochen wird, das Close-Up auf die weit aufgerissenen Augen des Gegenüber kombiniert mit einem Tusch, alles das könnten sich die Macherinnen und Produzent Patrick Stewart verkneifen.

Star Trek Picard

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Ich will keinen weinenden oder vor Zorn schreienden Picard sehen. Star Fleet Angehörige haben Contenance zu wahren - auch in der Pension.

Ich wünsche vom emotionalen Herumgedusel des Star Fleet Personals verschont zu bleiben, wenn es keine Zivilisastions-Innovationen zur Folge hat. Schon bei NG waren die philosophischen Folgen die spannendsten und amüsantesten.

Als Discovery Fan bin ich verstört von der Richtung, die die nächste Serie aus dem Star Trek Universum einschlägt. Das ist der Rückwärtsgang. Michael Burnham hat ihre Krisen und Herausforderungen in Discovery bravurös und mit emotionaler Intelligenz gemeistert, wir konnten die Entwicklung von persönlich politischen Strategien mitverfolgen. Identitätskonstruktionen wurden gezeigt, die die binäre Endgültigkeit hinter sich lassen. Discovery war voll mit Science Fiction Charakteren, die tatsächlich in die Zukunft wiesen.

Deswegen habe ich Star Trek eine Renaissance gegönnt - und bin umso verstimmter, jetzt einem alten Militär beim Leiden auf hohen Niveau zuschauen zu müssen.

Ich gebe ja zu: Es ist irgendwie ungut, wenn Mann das Universum nicht retten konnte. Aber wie sich diese bis dato Geschichte schreibenden alten weißen Männer fühlen, wenn ihnen klar wird, dass sie versagt haben und als Einzelner, der sich anmaßt Geschichte schrieben zu wollen, auch nichts anders als Versagen können, das interessiert mich ebenso wenig wie ihr Konzept von Schuld.

Ich habe die ersten drei Folgen bis zu dieser Rezension aus Pflichtbewusstsein durchgestanden. Wenn Star Trek: Picard in diesem Muster und dieser Ästhetik weitergeht, dann ist die Serie nichts für mich. Sollten aber momentane Nebenschauplätze an Gewicht gewinnen, dann gibt es da vielleicht noch Potential, dass ich doch beginne mich für Picard zu interessieren.

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