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Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

auf laut

Präsenzdienst: So ist das Leben in der Kaserne

Die neue Regierung führt nicht nur eine neue Teiltauglichkeit ein. Auch der Grundwehrdienst selbst soll attraktiver werden. Aber wie geht es den Rekruten in Österreichs Kasernen – und was sind ihre Vorschläge für einen besseren Grundwehrdienst?

Von Felix Diewald

FM4 Auf Laut: Wie sieht ein attraktiver Präsenz- oder Zivildienst aus?

Was sind Erfahrungen junger Menschen mit Präsenz- und Ersatzdienst? Ist es ein problematischer Zwang oder eine sinnvolle Erfahrung? Claus Pirschner diskutiert darüber mit Absolvent*innen von Präsenz-, Zivil- und Gedenkdienst und Anrufer*innen.

Dienstag, 28.1.2020, ab 21.00 Uhr auf FM4. Anrufen und mitreden unter 0800/226996.

Die Maria Theresien-Kaserne auf der Rückseite des Schönbrunner Schlossparks zur besten Bundesheer-Zeit (7:20 in der Früh): Die dritte Gardekompanie tritt gesammelt zur Standeskontrolle im Innenhof an. „Guten Morgen, Kompanie,“ wird sie von ihrem Leiter im Morgengrauen begrüßt. „Guten Morgen, Herr Oberleutnant,“ kommt es in ohrenbetäubender Lautstärke zurück.

Eineinhalb Stunden vorher steht der Rekrut Leonidas wie jeden Morgen auf und macht sein Bett. Oder wie man beim Bundesheer sagt: Den Bettenbau. Ein Polster, zwei Leintücher und eine Wolldecke müssen in Form gebracht werden. „Das muss alles grad’, ordentlich und ohne Falten sein,“ sagt Leonidas. Denn bei der Garde soll alles gleich ausschauen. „Wenn das passt, dann haben wir auch keine Probleme.“

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

Im 8-Bett-Zimmer

Nach der Standeskontrolle, ab der das Handy in den Spind weggesperrt werden muss, sitzt Leonidas zusammen mit den zwei Rekruten Konstantin und Christian in einem 8-Bett-Zimmer. Es verströmt den Charme einer heruntergekommennen Jugendherberge. In der Ecke steht ein Bügelbrett. Auch das lernt man hier. Wie ist das Leben für die drei in der Kaserne?

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

vlnr: Leonidas, Konstantin und Christian von der Gardekompanie

Beim Bundesheer dürfe man die Befehle nicht zu sehr hinterfragen, sagt Christian. Man müsse sie einfach ausführen: „Es wird schon seinen Grund haben, warum man dieses oder jenes machen soll.“ Für Leonidas war es anfangs ungewohnt, ständig unter Beobachtung zu stehen. Überall in der Kaserne sind Fenster, erzählt er. Konstantin stellte sich in den ersten Wochen die Frage nach dem Warum. Allerdings ist seine Truppe in den letzten zwei Monaten ihres Präsenzdienstes im Grenzeinsatz: „Da offenbart sich dann schon der Sinn dahinter.“

Abendessen um 16:15

Die drei sind in der Gardekompanie des Bundesheers. Bei Staatsbesuchen und anderen Terminen stehen sie stundenlang in Formation und repräsentieren Österreich. Leonidas: „Man muss diszipliniert sein, sich an die Zeitpläne halten, aufstehen wenn’s angesagt wird, antreten wenn’s angesagt wird.“ Auch die Essenszeiten sind für die Rekruten eher ungewohnt: Mittagessen gibt es um 11:15, Abendessen um 16:15.

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

Es geht weiter durch die Gänge der Maria-Theresien-Kaserne. Hier vernimmt man vor allem das Quietschen der sogenannten „Darabos-Bock“ - so nennt man hier intern die billigeren Lederschuhe, die unter dem damaligen Verkehrsminister eingeführt wurden.

Wunsch nach mehr Gehalt

Wenn die Grundwehrdiener hören, dass die neue Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) den Präsenzdienst attraktiver machen will - Was fällt ihnen da ein? Viele der Rekruten, mit denen wir sprechen, antworten als erstes mit dem Gehalt. Als Grundwehrdiener bekommt man zwischen 350 und 400 Euro im Monat, das ist für viele, die vorher berufstätig waren, eine Umstellung. Anders als Zivildiener erhalten Rekruten beim Bundesheer aber auch Kost und Logis für die gesamten sechs Monate ihres Dienstes.

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Florian Hirzi / Bundesheer

Mechaniker Jan

„Alles halb so wild“

Dem Grundwehrdiener Florian fällt als Verbesserungsvorschlag die Renovierung der Kaserne ein. „Hier bekommt man, überspitzt gesagt, das Gefühl in einem Gefängnis zu sein, weil alles so heruntergekommen ist. Aber wenn man ausmalen und sanieren würde, hätten die Rekruten mehr das Gefühl, etwas Gutes zu tun.“ Florian arbeitet als Fotograf beim Heer. Beim Heer sei für jeden was dabei - erspart bleibe es einem ja sowieso nicht. Und er könne hier das machen, was er sowieso gerne tue: fotografieren. (Anm.: Von ihm stammen auch die Bilder für diese Geschichte.) Florian will nach seinem Dienst beim Heer bleiben. Christian wünscht sich WLAN für die Kaserne. Viele hätten sich extra ein Zusatz-Daten-Paket kaufen müssen, um abends Filme streamen zu können.

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

Schriftführer Leonhard

Leonhard ist seit einer Verletzung in den ersten Wochen Schriftführer im Büro. Fühlt er sich sinnvoll eingesetzt? „Es ist schwierig, weil der Dienst ja doch nur sechs Monate dauert.“ Seine Meinung: Wenn man als Grundwehrdiener anspruchsvollere Aufgaben mit mehr Verantwortung übernehmen sollte, bräuchte man auch eine längere Ausbildung. Trotzdem fällt sein Fazit über das Leben in der Kaserne und den Grundwehrdienst relativ positiv aus. „Viele jammern oft über den Grundwehrdienst. Aber am Ende des Tages, da muss man ehrlich sein, ist es halb so wild.“

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

FM4 Auf Laut: Wie sieht ein attraktiver Präsenz- oder Zivildienst aus?

An die 45.000 Männer sind jährlich in Österreich stellungspflichtig – Tendenz sinkend aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge und immer mehr Untauglichen. Kontrovers diskutiert wird derzeit der Plan der türkis-grünen Regierung eine Teiltauglichkeit einzuführen, damit wieder mehr junge Männer für den Dienst an der Waffe oder für den Ersatzdienst rekrutiert werden können. Das Koalitionsprogramm sieht auch vor, Grundwehr- und Zivildienst attraktiver zu machen sowie den Gedenkdienst zu stärken. Was darunter genau gemeint ist, steht nicht im Übereinkommen.

Was sind Erfahrungen junger Menschen mit Präsenz- und Ersatzdienst? Ein problematischer Zwang oder eine sinnvolle Erfahrung? Claus Pirschner diskutiert darüber mit Absolvent*innen von Präsenz-, Zivil- und Gedenkdienst und Anrufer*innen.

Impressionen vom Leben der Präsenzdiener in der Wiener Maria Theresien Kaserne

Florian Hirzi / Bundesheer

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