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Überflutungen in Antananarivo in Madagaskar im Jänner 2020

Photo by MAMYRAEL / AFP

Die vergessenen humanitären Krisen

Wo leiden Millionen Menschen unbeachtet von der Weltöffentlichkeit? Der Bericht „Suffering in Silence“ von CARE listet zehn vergessene humanitäre Krisen auf.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Weltweit sind im Jahr 2019 Menschen auf die Straße gegangen, um für Klimaschutz zu protestieren, oder – etwa in Hongkong - um mehr Demokratie einzufordern. Organisiert haben sich die Aktivist*innen vorwiegend über Social Media Plattformen. Auch Nachrichten über Kriege und humanitäre Krisen - wie z.B. die im Jemen oder in Syrien - verbreiten sich seit Jahren „viral“ übers Netz. Trotzdem gibt es Millionen Menschen, die ihre Stimme nicht erheben können, und deren Not weder in den Nachrichten, noch in Social Media oder bei Protesten ein Thema ist. Die internationale private Hilfsorganisation CARE veröffentlicht deshalb seit vier Jahren ihren Bericht Suffering in Silence.

Infos zum Spenden für die Katastrophenhilfe von CARE sind hier zu finden.

Weltweit brauchen derzeit 160 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe, um überleben zu können. Viele von ihnen leben in Ländern, über die kaum gesprochen wird. Eine solche vergessene Krisenregion ist Madagaskar, der zweitgrößte Inselstaat der Welt – und eines der Länder, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, sagt Andrea Barschdorf-Hager von CARE: „In einer Region mit extremer Dürre oder Flutkatastrophen, mit schlechter Infrastruktur, instabiler Regierung und unzureichender Ernte, wirkt der Klimawandel wie ein Brandbeschleuniger, der die Situation für die Bevölkerung noch schlimmer macht als vorher.“

Überflutungen in Antananarivo in Madagaskar im Jänner 2020

Photo by MAMYRAEL / AFP

Anfang Jänner 2020 kam es in Antananarivo in Madagaskar zu Überflutungen nach starken Regenfällen

In Madagaskar herrschte seit 2017 eine ungewöhnliche Dürre, gefolgt vom anderen Wetterextrem: einer Flutkatastrophe aufgrund sintflutartiger Regenfälle. Zweieinhalb Millionen Menschen sind betroffen, eine Million davon unmittelbar auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Seit drei Jahren zerstören außerdem Schädlinge die noch verbleibende Ernte. Ebenfalls seit 2017 kommt es zu ungewöhnlich großen Ausbrüchen der Pest und anderer Krankheiten. Um die Situation zu verbessern, sagt Barschdorf-Hager, wären zwei Maßnahmen notwendig: „Einerseits werden kostenlose Impfungen für die ganze Bevölkerung benötigt. Andererseits braucht es eine professionelle Müllentsorgung, um die Krankheiten einzudämmen.“ Beides kostet Geld, das die betroffenen Regionen nicht haben.

Überflutungen in Antananarivo in Madagaskar im Jänner 2020

Photo by MAMYRAEL / AFP

Neben Madagaskar listet CARE im aktuellen Bericht neun weitere Länder bzw. Regionen auf: die Zentralafrikanische Republik, Sambia, Burundi, Eritrea, Nordkorea, Kenia, Burkina Faso, Äthiopien und die Tschadsee-Region. Für „Suffering in Silence“ werden jedes Jahr 40 Krisen analysiert - und nach der Anzahl ihrer Erwähnungen in Medien gereiht. Für den heurigen Bericht wurden 2,4 Millionen Online-Artikel in mehreren Sprachen ausgewertet. CARE, sagt Andrea Barschdorf-Hager, wolle aber nicht den Medien die Schuld an den vergessenen humanitären Krisen geben: „Die Medien, die NGOs, die Spender*innen – wir alle müssen uns bewusst sein, dass 160 Millionen Menschen weltweit dringendst humanitäre Hilfe benötigen. Sie brauchen nicht nur Berichte in den Nachrichten und Social Media, sie brauchen nicht nur Politiker*innen, die über ihre Probleme reden, sondern sie brauchen Geld, um gemeinsam mit ihren Regierungen die Probleme zu lösen.“

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