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Camo & Krooked im Wiener Konzerthaus

Philipp CARL Riedl / Red Bull Content Pool

Camo & Krooked im Konzerthaus: Sitzplätze, die keine sind

Das Drum’n’Bass-Duo erschafft mit Komponist Christian Kolonovits und Max Steiner Orchester nicht bloß Klassik-Versionen der eigenen Songs. Vielmehr entstehen neue Werke. Zu hören sind die nochmals und remastered in La Boum de Luxe am 8.5.2020.

Von Felix Diewald

Wie das wohl wird, Drum’n’Bass in einem bestuhlten Saal im Wiener Konzerthaus, also im Sitzen, zu konsumieren? Die Fans vor dem Red Bull Symphonic-Konzert waren sich einig: Wir werden einfach aufstehen. Ganz so war es dann nicht.

Das ganze Konzert bei La Boum de Luxe

Radiopremiere! Camo & Krooked präsentieren anlässlich des Album Releases die gemasterte Version ihres Red Bull Symphonic Konzerts im Wiener Konzerthaus in voller Länge. Am Freitag, 8.5. 2020 a 21:00 in FM4 La Boum de Luxe.

Alles und alle da

Der Andrang war groß, vor dem Konzerthaus waren noch einige auf der Suche nach Tickets. Ein Besucher reiste extra für das Event aus Spanien an. Es lag ein roter Teppich im Foyer, eine Trockeneis-Nebelmaschine erzeugte Trockeneis-Nebel auf der Bühne und alle Menschen, die beruflich in Östterreich mit Musik zu tun haben, waren auch da.

Camo and Crooked im Konzerthaus

Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Mehr als ein Remix

Was kommt da jetzt auf uns zu? Camo & Crooked im Klassik-Remix? Das es genau das nicht wird, war den beiden sehr wichtig, wie sie im FM4-Interview mit Heinz Reich betont haben: „Wir wollen eine Symbiose bilden. Einmal mehr von unserer Seite, einmal eine Balance zwischen den beiden und dann wieder nur Klassik (vom Orchester, Anm.).“

Camo & Krooked, in Sakko und T-Shirt gewandet, sind Sekunden vor dem Auftritt hinter der Bühne noch die ruhigsten Menschen der Welt. C & K, Kolonovits und Orchester eröffnen die Show mit dem Song „Ember“ und verlängern das an sich schon lange Intro in einer überlangen Version - epischer geht’s nicht. Wie diese Soundkulisse beschreiben? Es sind Elemente dabei, die an epische Filmmusik erinnern, dann wieder Stellen, die eher nach Big Band klingen. Immer wieder spielen auch Camo & Krooked neben dem Orchester digitale Sounds und Passagen live ein.

Camo & Krooked im Wiener Konzerthaus

Philipp CARL Riedl / Red Bull Content Pool

Größte Herausforderung: Timing

Die Orchestermusiker*innen, vor allem die Streicher*innen, haben, wie sie im Vorhinein bei den Proben erzählten, ständig zu tun. Immerhin müssen hier 80 Musiker*innen 80 Minuten lang 175 Beats per Minute-schnell spielen. Das richtige Timing ist die größte Herausforderung für die Orchestermitglieder. Deshalb haben sie alle einen Knopf im Ohr, der ihnen wie ein Metronom den Takt vorgibt. Die orchestrale Umsetzung Christian Kolonovits’ erweist sich stellenweise - zumindest für die Klassik - durchaus ungewöhnlich: Beim C & K-Klassiker „Witchdoctor“ etwa beginnt das gesamte Orchester kurzerhand, das Intro zu klatschen.

Noch verhalten

Und immer wieder Zwischenapplaus. Der ist, das kann man ohne Übertreibung schreiben, wohl lauter und beherzter, als der nobel-verhaltene Applaus, den man im Konzerthaus sonst so hört. Trotzdem hält es fast alle Zuseher*innen noch in den Holzsitzen. Auch wenn einige schon richtig unruhig hin- und her-wippen und beginnen - klassischer Drum’n’Bass-Move - mit den Händen unsichtbare Gegenstände zu formen.

Camo & Krooked im Wiener Konzerthaus

Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Die wahren Raver

Bei „Numbers“ und anschließend „Passion“ wagten eingie wenige Menschen, aufzustehen und hin- und her zu tanzen. Mutig, denn das fühlt sich im Konzerthaus ziemlich falsch an, vor allem befand man sich zu diesem Zeitpunkt als tanzende Person im Konzerthaus noch unter sehr starker Beobachtung. Highlight zwischendurch: Als Sängerin Tasha Baxter, die eigens aus Südafrika eingeflogen kam, live die Vocals für den Track „Black or White“ sang.

Camo & Krooked im Wiener Konzerthaus

Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Stay Standing Ovations

Nach einer phänomenalen Version von „Watch it burn“ mit Bläser-Melodie und mächtig rollendem Orchester-Schlagwerk gab es nach dem letzten geplanten Zwischenapplaus aber kein Halten mehr. Die Standing Ovations gebenden Menschen blieben einfach stehen, als das finale Set mit „Loa“ startete. Und sie begannen, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen, wie man es bei 175 BPM halt so macht - zumindest tat das der gesamte Parterre und auch vereinzelt die Logen.

Camo and Crooked im Konzerthaus

Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

It’s bigger than Drum’n’Bass

Rundumblick durchs Konzerthaus: Wer ist eigentlich aller so da? Die schöne Erkenntnis, wie weit in die österreichische Gesellschaft dieser Drum’n’Bass eigentlich Einzug gehalten hat. Natürlich ist die Hoodie- und Kappen-Dichte hoch, klar. Aber da sind auch viele Menschen in Abendkleidung, Business-Outfits und ganz einfach viele Normalos in ihren Zwanzigern und Dreißigern, die gar nicht nach Drum’n’Bass „ausschauen“. Nur weil sie halt nicht ins Flex oder die Arena zur nächsten Drum’n’Bass-Party gehen und deshalb in der Öffentlichkeit nicht so als DnB-Fans auffallen. Aber trotzdem welche sind. Ob am Handy, im Auto oder am Weg zur Arbeit. Und heute eben im Konzerthaus. Schöne Sache.

„Bestes Konzert ever“

Nach einer obligatorischen Zugabe tosender Abschluss-Applaus. Die Fans sind begeistert. Mehr als einmal fällt der Satz „bestes Konzert ever“. Viele sehen ihre Erwartungen übertroffen, ein Fan ist tatsächlich zu Tränen gerührt. Der beeindruckende Karriereweg von Camo & Krooked all the way von der Underground-Party im Flex bis ins Wiener Konzerthaus wird von den Besucher*innen mehrfach gewürdigt.

Camo & Krooked im Wiener Konzerthaus

Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Wort gehalten

Am Ende noch die Bestätigung: Bei den Liedern, die an diesem Abend im Konzerthaus dargeboten wurden, handelt es sich tatsächlich nicht einfach um Klassik-Versionen von C&K-Songs: Wir haben es mit einer bekannten Musikerkennungssoftware getestet: Sie hat kein einziges Lied erkannt, so stark unterschieden sie sich in ihrer Umsetzung anscheinend vom Original. Das Triumvirat aus Camo & Krooked, Christian Kolonovits und dem Max Steiner Orchester hat also Wort gehalten.

1. Ember Extended Intro Version
2. If I Could
3. All Night
4. Move Around
5. Witchdoctor
6. Set It Off
7. Numbers
8. Numbers Passion Techno
9. Passion
10. Turn Up The Music
11. Faith
12. Black Or white
13. Good Times Bad Times
14. Climax
15. Kallisto
16. Honesty
17. Watch It Burn
18. Loa
19. Aurora
20. Loving You Is easy
21. Atlas

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