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Bunny Rogers Ausstellung

Bunny Rogers, Kunsthaus Bregenz / Foto: Markus Tretter

Die US-Multimediakünstlerin Bunny Rogers erstmals in Österreich

Bunny Rogers ist eine außergewöhnliche junge Künstlerin. Bei der Ausstellung „Kind Kingdom“ im Kunsthaus in Bregenz sind ihre Installationen zur Zeit erstmals in Österreich zu sehen.

von Eva Umbauer

In den Ausstellungen von Bunny Rogers kann man (künstliche) Eisberge berühren und riesige Tiefsee-Kalmare aus Silikon, man kann aber auch Rosen beim Verwelken zusehen. Oder sich mit dem Trauma des Massakers an der Columbine Highschool in den USA, das 1999 stattfand, auseinandersetzen.

Man trifft aber mitunter auch auf den verstorbenen US-Songschreiber Elliott Smith, genauso wie auf die große historische Figur Jeanne d’Arc, zweimal durcheinandergewirbelt, einmal von der kanadisch-amerikanischen Animations-TV-Serie „Clone High“ und dann nochmals von Bunny Rogers höchstpersönlich. Emily The Strange trifft auf Elke Krystufek, oder so. Bei Bunny Rogers gibt es viele Bezüge zur Popkultur.

Self-Portrait as Clone of Jeanne d’Arc (Becky Joan), 2019

Bunny Rogers

Self-Portrait as Clone of Jeanne d’Arc (Becky Joan), 2019

Das „Self-Portrait as Clone of Jeanne d’Arc“ ist nicht Teil der aktuellen Ausstellung von Bunny Rogers in Bregenz, auch nicht der Eisberg und der Riesenkalmar - Rosen aber schon. In „Kind Kingdom“, so der Titel der Ausstellung, widmet sich Bunny Rogers der Vergänglichkeit, der Trauer, ja, dem Tod alles Lebenden. Das „kind kingdom“ ist dabei die Ewigkeit.

Die Endlichkeit beschäftigt die 1990 in Houston, Texas geborene Bunny Rogers schon seit sie ein Kind ist. Bereits als sehr junger Mensch erkannte sie die Endlichkeit des Lebens ihrer nächsten Mitmenschen. Auch das war der Grund für große Trauer, Todessehnsucht und Depressionen, zu denen sich Bunny Rogers bekennt. Die Arbeit von Bunny Rogers kann bedrückend sein, gleichzeitig ist aber auch soviel Schönes in ihrer Tiefgründigkeit zu finden.

„I feel too heavy to be a butterfly“, heißt es in einem Text von Bunny Rogers, die auch Poetry schreibt und vorträgt. Für sie sind ihre Kunst-Installationen immer auch ein Weg, mit etwas fertig zu werden. So war sie erst neun Jahre alt, als das Massaker an der Columbine Highschool in Colorado stattfand, es ließ sie aber nicht los, und so begann Bunny Rogers später, als sie an der renommierten Parsons School in New York Kunst studierte, über die beiden jugendlichen, narzisstischen Täter zu recherchieren, die soviele Menschen an ihrer Schule ermordeten.

Außenseitertum, Missverstanden-Werden, das waren Themen mit denen sich Bunny Rogers da beschäftigte. Sie brachte schließlich das Unschuldige und das Finstere in drei zusammengehörenden Ausstellungen, die Titel hatten wie etwa „Columbine Cafeteria“, zusammen.

Der US-Songschreiber Elliott Smith - er nahm sich 2003 im Alter von 34 Jahren das Leben - kommt in dieser Ausstellungs-Trilogie als Plüschpuppe vor. Auch seine Songs werden gesungen. Mühelos verbindet Bunny Rogers das kollektive Trauma des Columbine-Massakers mit dem allzu frühen Tod des Musikers. Bunny Rogers sagt selbst über sich, eine Obsession für Elliott Smith zu haben:

„There’s no comparable music I’ve ever encountered that feels as relevant to me. The project is also a memorial to him.“

Ihr eigenes „Memorial“ macht sich Bunny Rogers in ihrer bisher größten Ausstellung, „Kind Kingdom“. Die Szenerie ist psychedelisch, unwirklich und leicht unheimlich, das Licht ist gedämpft. Es gibt einen „Grabhügel“ und Schokoherzen, oder auch ein Selbstporträt der Hauptdarstellerin auf einer Staffelei.

Self-Portrait as Clone of Jeanne d’Arc (Becky Joan), 2019

Rudolf Sagmeister

Begibt man sich bei dieser Ausstellung von Bunny Rogers dann in den ersten Stock des Kunsthauses in Bregenz, findet man einen nicht näher definierten Müllhaufen vor, sowie die Abfälle einer fiktiven Abschiedsparty: Pappteller, Weinflaschen und Getränkedosen. Und irgendwo ist da auch ein Schnipsel aus einem Zeitungsbericht über das Begräbnis von Lady Di - die Söhne Harry und William sind zu sehen.

Self-Portrait as Clone of Jeanne d’Arc (Becky Joan), 2019

Bunny Rogers, Kunsthaus Bregenz / Foto: Markus Tretter

Bunny Rogers war elf Jahre alt, als sie das Begräbnis von Lady Diana im Fernsehen sah.

„I feel pressured sometimes to ‚get over‘ my childhood, make peace with memories and move on. But those memories are endlessly intricate, and only complicate further as I move away from them.“

Im zweiten Stock des Gebäudes bei der Bunny-Rogers-Ausstellung geht es dann um die Schönheit, die vergeht. Betonklötze und Rosen sind zu sehen.

Bunny Rogers Ausstellung

Bunny Rogers, Kunsthaus Bregenz / Foto: Markus Tretter

Und wenn wir schon hier sind, dann müssen wir auch noch in den 3.Stock hinauf: Wasser tropft aus einem Duschkopf. Der Raum - alles wurde extra für die Ausstellung von Bunny Rogers so hergerichtet - soll an eine Umkleidekabine eines (amerikanischen) Schulturnsaals erinnern. Vielleicht denkt man dabei aber auch an die Gräuel des Nazi-Regimes - die als Duschräume getarnten Gaskammern. Innehalten, das Wasser tropfen hören. Innehalten und dann wieder die Treppen hinuntersteigen und nochmals die Welt der Bunny Rogers auf sich wirken lassen.

Bunny Rogers: Kind Kingdom

Die Ausstellung „Kind Kingdom“ ist noch bis 13. April im Kunsthaus Bregenz zu sehen.

Bunny Rogers trägt ihre Texte auch immer wieder vor, so etwa am 6. März bei einer Lesung im Kunsthaus Bregenz.

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