FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Mighty Oaks

Bella Lieberberg

Mighty Oaks und ihr neues Album „All Things Go“

Das in Berlin ansässige, internationale Indie-Folk-Trio Mighty Oaks mit neuem, drittem Album: „All Things Go“ beklagt die Vergänglichkeit, feiert aber auch das Leben.

Von Eva Umbauer

„It’s crazy that we made it this far“, singt Ian Hooper von den Mighty Oaks im Song „Crazy“, einem ziemlich poppigen Stück am neuen Album. Als der US-Amerikaner Ian Hooper, der Engländer Craig Saunders und der Italiener Claudio Donzelli einander vor einigen Jahren trafen - bei einem Songschreiber-Festival in Hamburg - dachten sie nicht, dass sie einmal eine Band miteinander machen, Alben veröffentlichen und international auf Tour gehen würden.

Cover Mighty Oaks "All Things Go"

Mighty Oaks

„All Things Go“ von Mighty Oaks ist am 7.2.2020 bei BMG Rights Management/Warner erschienen.

Schon etwas verrückt, dass die drei einstigen Hobbymusiker das nun schon seit einiger Zeit erfolgreich tun. Der Songtext mit der Zeile „it’s crazy that we made it this far“ bezieht sich zwar nicht wirklich auf die Laufbahn der Mighty Oaks, aber warum es nicht so interpretieren, denn Missinterpretationen von Songtexten gibt es für Ian, Craig und Claudio von den Migty Oaks sowieso nicht.

All Things Go

Das sind die Mighty Oaks also nun mit ihrem bereits dritten Album. Der Titel, „All Things Go“ besagt, dass alles ein Ende hat, dass nichts für immer ist. Im Titelsong selbst geht es dann um die Liebesgeschichte der Eltern von Ian Hooper.

Ein junger Amerikaner und eine junge Irin trafen einander zufällig, in München, in einem Aufzug. Aus den beiden wurde ein Paar. Nahe Seattle, Washington gründete man eine Familie und lebte fortan glücklich. Seit acht Jahren ist in der Familie, aus der Ian Hooper kommt, aber nichts mehr wie es einmal war, denn seine Mutter lebt nicht mehr, sie starb an Krebs.

Ian Hooper setzt seiner Mutter am neuen Album der Mighty Oaks mit dem Song „Aileen“ ein Denkmal. Es war ein Wintertag im Februar, und Ian konnte sich nicht mehr verabschieden: „The sun on a winter’s day, I never said goodbye before you died…“

Mighty Oaks

Bella Lieberberg

Einen Gang zurückschalten

So ergreifend und emotional heavy sind die Mighty Oaks also am neuen Album. Eine Band, der gelegentlich vorgeworfen wird, nicht genug Ecken und Kanten zu haben, etwas zu gefällig zu sein. Dabei klingt Ian Hooper jetzt schon einmal - beim Song „Forget Tomorrow“ - fast wie Chris Cornell von Soundgarden, einem der großen Söhne der Seattle-Ära der späten 80er und frühen 90er Jahre. Chris Cornell war ein richtig guter Sänger, aber Ian Hooper ist beileibe auch kein schlechter.

Der große Soundgarden-Fan bei den Mighty Oaks ist aber nicht Ian, sondern Bassist Craig Saunders. Ob Craig zu Ian gesagt hat: „Sing wie Chris!“? Das Aufnehmen der neuen Songs hat der Band fast mehr Spaß gemacht als bei ihrem letzten Album.

Für „Dreamers“ sind sie Mighty Oaks in ein sehr schönes Tonstudio in Washington State gegangen, in die Bear Creek Studios, außerhalb von Seattle gelegen, am Land, umgeben von Wäldern. Aber ein solches Studio ist nicht gerade kostengünstig, und als Band gerät man da relativ schnell unter Druck, wieviel man pro Tag hinbekommen muss. Die Studiouhr tickt gnadenlos, und plötzlich ist die Zeit um, ob das Album nun fertig ist oder nicht.

Das letzte Album der Mighty Oaks hatte zwar gelegentlich dieses wunderbare kalifornische Westcoast-Gitarrenpop-Gefühl, vielleicht weil die Platte ja an der US-Westküste entstanden war, wenn auch etwas weiter nördlich von Kalifornien. Dennoch wollte die Band für ihr nächstes Album wieder einen Gang zurückschalten, was das Aufnehmen betrifft. Also blieb man in Berlin. Warum nicht. Es brauchte kein großes Tonstudio, auch in kleineren Räumen kann Gutes entstehen, vor allem mit der heutigen Technik. Und wenn man Menschen kennt wie den deutschen Musiker und Produzenten Nikolai Potthoff oder auch Tobias Kuhn.

Teamwork

Indierock-Liebhaber*innen kennen den Würzburger Tobias Kuhn von seinen Bands Miles oder Monta. Das ist eine ganze Weile her. Tobias Kuhn schrieb seither auch Songs mit Alice Merton oder Gurr, produzierte Thees Ulhmann und Milky Chance, oder gar die Toten Hosen und Feine Sahne Fischfilet. Zusammen mit den Mighty Oaks schrieb Tobias Kuhn zwei ihrer neuen Songs: „Tell Me What You´re Thinking“ und „What You Got“ und co-produzierte diese auch.

„What You Got“ ist ein eher untypischer Mighty-Oaks-Song. Er ist soulig und hat einen tollen Beat. Urban Folk statt ländlich Rustikalem. Steht den Mighty Oaks gut. Das neue Album ist insgesamt facettenreicher als die ersten beiden. Gleichzeitig ist alles da, was die Band ausmacht - das Euphorische, das Ergreifende, das gelegentlich ins Pathos Gehende. Mighty Oaks besinnen sich meist einfach auf ihre Stärken wie etwa das Akustische, die drei Stimmen, der Song an sich. Das richtig erhabene Stück „Kids“ ist so ein Beispiel. Mighty Oaks at their best.

Mighty Oaks Live
18.02. Arena Wien
24.05. Orpheum Graz
15.07. Burg Clam: Lumineers, Mighty Oaks, Ziggy Alberts, My Ugly Clementine

Familie

Ein wichtiges Thema bei den Mighty Oaks ist Familie, vielleicht weil Ian, Craig und Claudio getrennt von ihren Herkunftsfamilien in Berlin leben, oder auch eben wegen dem frühen Tod der Mutter von Ian Hooper. Sie erlebte das Debütalbum der Band ihres Sohnes ja nicht mehr. „Howl“ erschien 2014 und enthielt mit „When I Dream, I See“ schon einen Song über Ian Hoopers Mutter, genau so wie es auf der „Driftwood Seat“-EP einen Song gab, der von ihrem Schicksal inspiriert war: „So Low, So High“.

Auch der Vater von Ian Hooper kommt am neuen Album der Mighty Oaks vor. Im Song „Fly To You“ geht es wieder um die Vergänglichkeit, um das Älterwerden. Und Ian verspricht, immer für seinen Vater da zu sein.

Das Leben bedeutet manchmal auch Schmerz, sagt Ian Hooper von den Mighty Oaks im FM4-Interview. Aber das Leben ist auch gut, meint er, der nun selbst eine Familie hat: Man darf es nur nicht sinnlos vergeuden. Genau deshalb ist er Musiker geworden, sagt Ian. Claudio Donzelli und Craig Saunders nicken. Das mit der Musik ist zwar nicht immer einfach, sind sich die drei Musiker einig, aber es ist das Richtige für sie. Und manchmal, so die Mighty Oaks, ist es mit der Musik wie mit dem Angeln: Warten ob ein Fisch vorbeikommt. Irgendwann ist er dann da, der Fisch bzw der Song.

mehr Musik:

Aktuell: