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Der Song zum Sonntag: Hayley Williams - „Simmer“

Hayley Williams kennt man wohl am besten als Vokalistin von Paramore. Am 8. Mai erscheint ihr Solodebütalbum „Petals for Armor“.

Von Christoph Sepin

Emotionen köcheln so langsam vor sich hin in der Welt von Hayley Williams: Wut, Verletzlichkeit, innerer Frieden, das sind die großen Themen in „Simmer“, dem spürbar durchkalkulierten, aber bemerkenswerten ersten Track vom Solodebüt der Musikerin aus Mississippi.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Mit Paramore hat Hayley Williams seit 2005 fünf Alben veröffentlicht, drei davon in den Top 10 der US-Billboard-Charts. 2019 verbrachte sie großteils damit, an ihrer eigenen Solomusik zu feilen, mit der EP „Petals for Armor I“ erschien am Freitag ein erster Vorbote, ein Album mit demselben Namen erscheint am 8. Mai. Dass dazu „Simmer“ als erster Teaser veröffentlicht wurde, ist wohl kein Zufall: Dark-Pop mit großen Hooks gibt es auf diesem bis jetzt besten Solosong von Williams zu finden.

Die Biografie von Paramore wirkt in guten Stücken geprägt von großen PR- und Marketingentscheidungen, ein gewisses Kalkül lässt sich auch in der Produktion von „Simmer“ nicht leugnen. Aber zum Glück, denn so ist es ja nicht immer, wenn Musik zu hochproduziert wird, funktioniert hier so gut wie alles: „Simmer“ ist eingängiger Popsong, ist effektives Neupositionieren abseits des riesigen Schattens von Paramore (nicht umsonst nennt sich Williams in sozialen Netzwerken „hayley from Paramore“) und dient vor allem als persönliches und autobiografisches Storytelling für die Musikerin.

Aus den eigenen Erfahrungen erzählt Hayley Williams schon ab der ersten Zeile: „Rage is a quiet thing“, lautet die, gibt Stimmung und Thematik vor und erklärt schon mal gleich das titelgebende „Simmer“, das Köcheln im Inneren. „Feel it in my face, when I least expect it“. Die Wut, hier scheinbar nicht zu bändigen, auch wenn Williams versucht, das Brodeln unter dem Deckel zu halten.

Akustische Momente für den Ohrwurm gibt es so einige in „Simmer“ zu entdecken, keiner so deutlich und eingängig wie der große Refrain: „Control, there’s so many ways to give in“, singt Williams da. Kontrolle abgeben, Kontrolle erreichen, über die Welt im Inneren, aber auch über alles rundherum. Wo zieht man die Linie zwischen Wut und Mitleid, fragt sie sich und weiß als Antwort: Es muss einfach ein bisschen weniger brodeln, in den Gedanken: „Gotta simmer, simmer, simmer down“.

Das titelgebende „Petals for Armor“ für das Album im Mai, das zeigt sich schon in „Simmer“: Dem Zorn möchte Williams durch Liebe begegnen und positive Blickwinkel in den Vordergrund stellen. Ihre Rüstung, so verrät der Albumtitel, besteht deswegen nicht aus Metall, sondern aus Blütenblättern.

In einer Popwelt Post-Billie-Eilish, in der eine Reunion von My Chemical Romance größere Wellen schlägt als die von Rage Against The Machine, ist die Solomusik von Hayley Williams strategisch clever und das was viele suchen: Emotionale, düstere, minimalistische Popsongs, wie sie von „Simmer“ zur Schau gestellt werden, könnten, um hier in die Kristallkugel zu blicken, über die kommenden Monate den Takt in der Musikwelt für die große Masse vorgeben. Und Hayley Williams wäre da genau rechtzeitig mittendrin.

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