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The Strokes

Jason McDonald

Der Song zum Sonntag: The Strokes - „At The Door“

„The New Abnormal“ wird das neue Album der Strokes heißen und am 10. April erscheinen. „At The Door“ ist der erste Song davon.

Von Christoph Sepin

Dort, wo das, was gesellschaftlich als „normal“ deklariert wird, an seine Grenzen geht, dort entsteht das Abnormale. Und was hat das dann zu bedeuten? Am Primavera Sound Festival beispielsweise ist letztes Jahr die neue Normalität, das „New Normal“ mit einem stark erhöhten Anteil von weiblichen Interpretinnen auf den Bühnen in Barcelona zelebriert worden. The Strokes, die heuer dort live zu sehen sind, betiteln deren nächstes Album jetzt „The New Abnormal“. Was die Band damit meint, bleibt vage.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Am 10. April soll die sechste Platte, die erste in sieben Jahren, von den Strokes aus New York City erscheinen. Vorgestellt hat die Gruppe den Titel „The New Abnormal“ bei einer Rally für den US-Demokraten Bernie Sanders im US-Bundesstaat New Hampshire. Auch zwei neue Songs wurden dort performt, einer davon, „At The Door“, ist jetzt auch mit Musikvideo als Studioversion anzusehen und anzuhören.

In „At The Door“ gibt sich die Band zuerst ganz minimalistisch, malt dank simplem Synthesizer nostalgische Bilder und vermittelt die Illusion einer einfacheren Zeit - wie die Welt angeblich früher war und so. Unverkennbar hier aber dann die Stimme von Julian Casablancas, der sehnsüchtig ins Nichts singt: „I can’t escape it, I’m never gonna make it out of this in time.“ Sanfte Paranoia zuerst, gefolgt von abgeklärtem Fatalismus: „I guess that’s just fine.“

Verwirrende Zeiten fordern verwirrte Reaktionen, und so wissen sowohl Casablancas als auch die Instrumentierung nicht genau, wo sie hin wollen: einmal die zarte Ballade samt Chor im Hintergrund, dann folgt die Retroaffinität zu den elektronischen Tönen. Im Musikvideo zu „At The Door“ wird das mit der Optik des Cartoons am Samstagvormittag in den 80er Jahren untermalt.

Casablancas Zeilen sind gespickt mit Metaphern und öffnen sich den Interpretationen. Am einfachsten wäre da die Deutung als klassischer Break-Up-Song: Casablancas fühlt sich allein („Anyone home? Have I lost it all?“), sieht sich tief in den Komplikationen einer Beziehung(„You begged me not to go, use me like an oar, and get yourself to shore“) und ist der Musiker auf Tour, der darauf wartet, doch wieder zurück zur Fokusperson seiner Lyrics zu kommen („I been on a cold road, I’ll be waiting“).

Dann ist aber doch irgendwie alles ganz anders und „At The Door“ vermittelt ein Gefühl, dass hier doch über etwas ganz Großes gesprochen wird, das die ganze Menschheit betrifft. „I’m not trying to build a dynasty“, so sickert es mal durch und Casablancas wird ganz abgeklärt: „We lost this game, so many times before.“ Die Welt in den Texten und den Instrumenten der Strokes, mysteriöser als je zuvor. Das neue Normale, das neue Abnormale, bleibt auch nach dem Hören von „At The Door“ geheimnisvoll.

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