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Tents

Anna Breit

Neues von Tents, Mavi Phoenix, AVEC, Crack Ignaz u.v.m.

Liebt ihn oder hasst ihn: der Valentinstag war zumindest in Sachen österreichischer Releases ein Möchtegern-Feiertags-Volltreffer. Die roteste aller Rosen kommt von TENTS.

Von Lisa Schneider

Der Protestsongcontest ist geschlagen, und es war, naja, ein Protest wie er wohl sein soll: fahrige Kommentare zu den Missständen der Gesellschaft sind nicht nur von der Bühne hinunter, sondern auch zwischen Publikum und Jury hin- und hergerufen worden. Gekittet hat das alles wieder einer: Dynomite, der ruhige Riese, rappt mutig seinen berührenden Song „1992“ über Flucht und Zugehörigkeit. Er hat sich die Siegertrophäe geholt.

Dynomite, der Sieger des Protestsongcontests

Christian Stipkovits/Radio FM4

Dynomite ist der Gewinner des PSC 2020.

Egal, wie sehr man den Valentinstag als konsumgeiles Medienspektakel verachtet, es ist heuer ein guter Tag, neue Songs zu releasen. Weil Freitag. In einigen davon geht’s sogar um die Liebe - und wenn’s die Liebe zu sich selbst ist.

AVEC teast ebenso einmal mehr hin auf ihr kommendes, drittes Album „Homesick“: die neue Single trägt den schönen Titel „Dance Solo“. Die Stimme gibt den Rhythmus vor (diese Intonation!), eine kleine Hymne für den ganz privaten Ausdruckstanz. Wer hat nicht schon an der Liebe gelitten? Tanzfläche frei! Und frei nach Florence Welsh: Shake it off.

Am 14. Februar vor einem Jahr haben My Ugly Clementine ihr erstes musikalisches Lebenszeichen von sich gegeben (welche Band reimt sich noch mal schnell auf „My Ugly Clementine“? Irgendwas mit „Valentine“ vielleicht?) Deshalb gibt’s zum Einjährigen einen neuen Song: „Try Me“ ist der erste laid-back Song ihrer kurzen, erfolgreichen Karriere, der Band steht aber - offenbar - eh alles.

Besonders schön: Wie anders, wie weich Sophie Lindingers Stimme im Gegensatz zum Leyya-Oeuvre klingt. Sie hat den Song geschrieben, und über ihn schreibt sie: „This is not just any love song - it’s a song about loving yourself first before loving somebody else.“

Zum Vormerken

Neuentdeckt: die 19-jährige Wiener Rapperin NIKE101 und ihre Partnerin in Crime HoneyC. Laut dem eher erfrischend rudimentären Pressesheet „gehen sie zusammen in eine Klasse und studieren Grafik Design“. Dazwischen wird dann eben geschrieben, über den Alltag, alle möglichen -ismen, bisschen Spliff und alles, was sonst noch wichtig ist. Image: „asozial intellektuell“. Ihre erste Single nennen die beiden „Platz ein“.

Wie auch sonst?

Das waren die Songs, jetzt kommen die Videos der Woche.

TENTS - „Hex“

Nicht in Zitaten ertrinken, nicht ins Verklären früherer, guter Musikzeitalter abdriften. So die Vorsätze von TENTS, einer der besten Lo-Fi-Popbands des Landes. Diesen Status belegt nicht nur das bald zwei Jahre alte Debütalbum „Stars on the GPS Sky“, sondern einmal mehr die neue, großartige Single „Hex“.

Eine verhuschte, spooky kleine Romanze, das ist klar: „Hex, Hex, Hex“ säuselt’s anfangs, ganz unterschwellig, so, wie sich die Gänsehaut langsam aufbaut. Johnny ist der Typ, dem wir durch die wirre, kleine Gruselgeschichte folgen, entlang einer geloopten Synth-Bassline. Keine Opulenz, aber Raffinesse. Schnörkellose Schönheit.

Dass hier Musik und Text in einem dunklen Kokon ineinanderfließen, zeigt einmal mehr die Stimmigkeit im Bandkonzept. Und damit eventuell das große Kino dieses Songs, das dort weitergeht, wo die Vorstellungskraft endet. Unverbindliche Empfehlung an die Band: Den Song in einen halb-abstrakten Film-Noir hineinvermarkten.

Mavi Phoenix - „Fck It Up“

In Sachen self-care und self-love prescht hier natürlich Mavi Phoenix einmal mehr nach vorn. Sein Tipp für 2020, den er uns noch kurz vorm Auftritt am FM4 Geburtstagsfest dagelassen hat: „Cool bleiben. Nicht auszucken. Einfach mal genießen“.

Kann man machen, die neue Single heißt dementsprechend „Fck It Up“. Lässige Beats und ein bisschen Autotune und Texte, die noch ein wenig tiefer schürfen als bisher. Mavi Phoenix legt alles offen: Die neu gewonnene Freiheit nach dem Transgender-Outing, selbst, wenn man trotzdem noch ein bisschen „at unease“ mit sich selbst zurückbleibt.

Auch, wenn er eigentlich zu jung ist, ein richtiges Kid of the 90ies zu sein, geht das neue Video über vor popkultureller Referenzen von Nick Carter bis Game Boy. Die Häuser aus Karton, die als Kulisse dienen, kennen wir schon von besagtem Set in der Ottakringer Brauerei. Wenn auch noch nicht ganz zu Ende konstruiert, ist es eine gute, weil seine Welt, in der Mavi Phoenix da für knappe drei Minuten lebt.

Und: Die neuen, bunten Brackets, die alle kennen, die Mavi fleißig auf Instagram folgen, haben euren Neid verdient.

AZE - „Drawn In“

Vor einigen Wochen haben wir an dieser Stelle schon die erste Single „Visions“ des Wiener Duos AZE vorgestellt. Ihre Eigenbeschreibung liest sich noch immer sehr gut: „dream duo ready to take you along the ride“.

„Drawn In“ heißt die gerade veröffentlichte, zwei Single inklusive Video.

Ezgi Atas und Beyza Demirkalp spielen im Video auf wenigen Quadratmetern, eigentlich nur zwischen zwei Stühlen und nebeneinander liegend im Bett die Stadien eines Streits durch. Haare raufen, fluchen, gestikulieren, trösten. Den Stuhl schließlich durchs Zimmer schmeißen. „Drawn in“ und gefangen im Gegenüber: die echte, warme, scheußliche Liebe.

Und dabei, schließt man kurz die Augen, fühlt man sich, als säße man am Strand. Der E-Gitarre wird so sacht über die Saiten gestreift, sie klingt wie der Wind. Das muss Fans von Soia gefallen.

Elis Noa - „Nude“

„no camera team
no makeup
no fancy hair
just a phone and a bedroom“

„Nude“ eben. Elis Noa schreiben, spielen, singen und leben ihre neue Single, wie sie eben ist: ein ruhiger, starker Nu Soul-Popsong. Wer dabei so schön ist wie Sängerin und Songschreiberin Elisa Godino - und eine solche Ausdruckskraft durch die kleine Linse eines Smartphones jagt - kann auf große Aufmachung ohnehin verzichten.

Und wieder holen Elis Noa das Erfolgsrezept raus, das schon auf ihrer letzten EP „Love Letters“ so gut funktioniert hat: die Hypnose. Das sind elegante Ohrwürmer, so fein konzipiert, dass sie ihre Pracht erst langsam entfalten. Dann aber für immer.

Crack Ignaz - „Herzschmerzgang“

Der König der Alpen hat eine Nachricht für euch. Lieber als mit dem Herzblatt hängt Crack Ignaz mit seiner Gang ab, und die geht unter dem Namen „Herzschmerz“. Schöne Sache, die oft derbe genannte Crew mal unter einem anderen Aspekt zu betrachten: die Homies sind eben oft die einzig wahre Liebe im Leben.

Gewohnt cool und selbstsicher rappt Crack Ignaz gegen seine inneren Dämonen - Platz für Selbstmitleid bleibt trotzdem keiner. So schlimm kann’s dann aber eh nicht sein, wenn er offenbar „money macht“ und „nicht damit aufhören kann“.

Vielleicht ist das ohnehin alles nur ein großer Schmäh. Weil ernsthaft: Ein Lovesong von Crack Ignaz zum Valentinstag? Er klopft sich wahrscheinlich gerade auf den Schenkel.

Kreiml & Samurai

Diesen Freitag erscheint das neue Album von Kreiml & Samurai, es heißt in alter Schweinehund-Tradition „auf olle 4re“ und wurde von Hiphop-Beat-Mastermind Brenk Sinatra produziert. Zu diesem speziellen Anlass sind die beiden Wiener Rapper auch live zu Gast in FM4 Tribe Vibes - am Donnerstag ab 22.00 Uhr.

Wer es jetzt gar nicht mehr erwarten kann: kürzlich haben Kreiml und Samurai ein Mash-Up-Video gepostet - das neue Album im Schnelldurchgang.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Aus da Haut“ nennt Kristoff sein neues Album. Eine erdige Liedermacher-Herzensangelegenheit.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Da Staummtisch aus Linz hat erst vor kurzem sein Album „Zucker“ veröffentlicht, jetzt gibt’s noch ein neues Video zum Song „Beatnuts“. Schwarz-weiß-gediegen, Skaterrampe, Tischtennis, hohes Rapniveau, Schnaps aus Mexiko.
  • Schönstes kleines Kino der Woche: YAKATA haben sich Schauspieler Aaron Friesz und Simon Morzé für ihr Video zum Song „Gamble“ vor die Linse geholt. Die unerwiderte Liebe ist ein Teufel, aber eben auch gutes Songmaterial.
  • Kraut- und Psychedelicrock: Die Wiener Formation mit dem aussagekräftigen Namen Hypnotic Floor hat ebenfalls gerade ein Album veröffentlicht.
  • Der große Fuck-Up ist (neben der Liebe) das große Motto der Woche: auch der Wiener Rapper Bibiza textet übers gute Scheitern - „F*cked Up“.
  • Beide FM4 Soundparksendungen könnt ihr wie immer sieben Tage im Online-Player nachhören:

Im FM4 Soundpark am Donnerstag Abend haben wir Kreiml, Samurai und Produzent Brenk Sinatra im Studio besucht. Außerdem: unser FM4 Soundpark Act im Februar OSKA hat uns ihre Lieblingssongs dagelassen (was für eine Liste! Maggie Rogers! Sufjan Stevens!) und wir wissen dank Kollegen Felix Diewald alles, was die neue Ausstellung im MAK („Show off. Austrian Fashion Design“) über die Korrelation von österreichischer Mode und österreichischer Musik kann.

Und im Soundpark in der Sonntag Nacht mit Andreas Gstettner-Brugger gibt es das Finale des Protestsongcontests, das neue Album von Violetta Parisini sowie ein Interview mit unseren FM4 Soundpark Act im Februar OSKA und eine Listening Session durchs neue Album mit Kristoff zu hören.

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