Gegen Corona-Rassismus: „Wir sind kein Virus!“

Das Corona-Virus hat Österreich noch nicht erreicht, aber ein unschöner Nebeneffekt ist schon hier: In ganz Europa wird ein Anstieg an anti-asiatischem Rassismus verzeichnet.

Von Christian Pausch

Die schrecklichen Meldungen haben sich in den letzten Wochen rapide vermehrt: In Wien wurde ein vietnamesisches Paar - laut privaten Facebook-Berichten - in der U-Bahn bespuckt, in Paris sind rassistische Übergriffe und Wortmeldungen an der Tagesordnung und in Berlin wurde eine Chinesin am S-Bahnhof Beusselstraße beschimpft und verprügelt.

Das Ansteigen der Intensität von anti-asiatischem Rassismus seit dem Ausbrechen des Corona-Virus kam für viele überraschend und hat unter Menschen, die aus Südost- oder Ostasien stammen, aber auch unter asiatisch aussehenden Personen eine regelrechte Paranoia ausgelöst, die im Lichte zahlreicher Vorfälle gerechtfertigt erscheint. Manche trauen sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit zu husten, andere bleiben aus Angst vor Anfeindung gleich ganz zu Hause, in selbstgewählter Isolation.

Für FM4 habe ich mit Musikerin* Pete Prison IV und Filmemacherin Weina Zhao gesprochen, die als asiatische Österreicher*innen mit Rassismus und, wie es nun heißt, Corona-Rassismus, leben müssen.

„Man sieht andere Leute, die sich Nase und Mund verdecken, und man fragt sich sofort: Machen die das wegen mir?“

Viele Betroffene geben den sensationslüsternen Medien die Schuld für den Rassismus hinter dem Virus. Und das verwundert auch nicht, wenn man sieht, mit welch rassistischen Headlines gearbeitet wird. Die französische Zeitschrift Le Courier Picard titelte zum Beispiel „Alerte jaune“, also „Gelber Alarm“, der deutsche Spiegel setze auf sein unglaublich reißerisches Coverfoto die Worte: „Made in China“.

Eine dänische Zeitung hat unter dem Vorwand der Satire die Sterne auf der chinesischen Flagge durch Viren ersetzt und das zur fraglichen Belustigung einer weißen, privilegierten - weil nicht betroffenen - Leser*innenschaft und zum Entsetzen der Leidtragenden, denn solche Überschriften und Berichte schüren Panik und Gerüchte - die Hemmschwelle für physische Attacken fällt.

In Frankreich trendet seither der Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus und auch die internationale Variante #IAmNotAVirus, #WeAreNotAVirus und #CoronaRacism haben sich durchgesetzt und versammeln auf Social Media eine große Zahl an persönlichen Berichten und Gedanken.

„Wir alleine können das nicht ändern. Es müssen auch die Personen mitmachen, die nicht von Rassismus betroffen sind.“

Weina und Pete finden es schön, dass es diese Slogans gibt, mit denen sich die asiatische Community im Internet finden und gegenseitig Mut zusprechen kann. Aber sie sind sich auch einig, dass es weiter führen muss. Denn vor allem Menschen, die nicht von anti-asiatischem Rassismus betroffen sind, müssen für dieses Thema sensibilisiert werden.