Wunderschön und hoch hinaus
Von Conny Lee
Ein Kind mit einer Hasenohrenmütze am Kopf fällt vom Himmel und landet irgendwo in einer Einöde. Da, im Nirgendwo, steht eine Tür, um die herum plötzlich ein riesiger Turm erscheint, so hoch, dass man die Spitze von unten aus kaum erkennen kann. Wer das Kind ist, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, warum es eine Hasenohrenhaube aufhat und warum dieser Turm plötzlich auftaucht, ist alles nicht klar - aber auch nicht wichtig.
Lantern Studio
„Luna - The Shadow Dust“ nimmt uns mit seiner Ästhetik sofort gefangen. Es sieht aus wie ein klassischer Zeichentrickfilm. Es erinnert an Studio Ghibli Filme oder an französische Animationsfilme wie „Das große Rennen von Belleville“. Es wird sofort ersichtlich, mit wieviel Liebe die Figuren, Räume und Umgebungen gestaltet und animiert worden sind.
Das Hasenohrenhauben-Kind bekommt im Laufe des Spiels noch Unterstützung von einer Art kugelförmiger Katze (ich will nicht sagen,dass sie dick ist, sie ist einfach so geformt), und gemeinsam erklimmen sie den himmelhohen Turm. Jedes Stockwerk des Turms ist ein eigener Raum, wie zum Beispiel eine Küche, eine Bibliothek oder eine Art Garten, in dem man die Jahreszeiten wechseln kann. Und jeder dieser Räume ist ein eigenes Rätsel, das es zu lösen gilt, um weiter zu kommen.
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Dabei verzichtet das Point & Click Adventure nicht nur vollständig auf Sprache (selbst im Menü gibt es nur Zeichen und Symbole)sondern es gibt - untypisch für das Genre - kein Inventar. Das heißt: Kein Aufsammeln von willkürlichen Gegenständen, die man findet, kein ratloses Kombinieren von Dingen, wenn man gerade nicht weiter weiß. Alle Rätsel lassen sich direkt lösen, entweder vom Kind oder von der Katze, meistens indem man mit beiden abwechselnd spielt und sie so miteinander kooperieren lässt. Die Kugelkatze kann dabei außerdem zum Schatten an der Wand werden und sich über andere Schatten hinweg durch den Raum bewegen.
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Erschienen ist „Luna - The Shadow Dust“ auf Steam für Windows, Mac und Linux.
Manche der Rätsel sind leichter, manche ein bisschen kniffliger, aber insgesamt folgen sie einer sehr stringenten Logik und sind für Puzzle-Routiniers leicht in 4-5 Stunden durchzuspielen. Dabei geht es in „Luna - The Shadow Dust“ weniger darum, seine Gehirnwindungen zu verknoten, sondern darum, die Atmosphäre des Spiels zu genießen. Es gibt außerdem auch noch ein verstecktes Level! Aber wo das ist, verrate ich hier jetzt nicht. Unter anderem, weil ich es nicht gefunden habe. Seriously, wer’s findet: Bitte sag’s mir!
Publiziert am 19.02.2020