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Call of the Wild

Disney

In „Ruf der Wildnis“ wird Harrison Ford zum Hundeflüsterer

Ein computeranimierter Hund und ein alternder Harrison Ford sind die Grundbausteine im Abenteuerfilm „Ruf der Wildnis“. Darüber hinaus wirft der Film viele ungewollte Fragen auf.

Von Philipp Emberger

Wer schon einmal Stadt-Land-Fluss mit der selbstgeschaffenen Kategorie „berühmte Filmhunde“ gespielt hat, weiß: Die Liste mit Filmhunden ist wahrlich endlos. Lassie, Huutsch oder Beethoven sind nur drei Beispiele. Mit „Ruf der Wildnis“ (im Original: „The Call of the Wild”) erscheint ein weiterer Hundefilm mit einem Bernhardiner-Mischling in der Hauptrolle.

Der sture Buck lebt im von der Sonne geküssten Kalifornien und verbringt seine Tage damit, sich über den reichlich gedeckten Tisch herzumachen. Als Strafe für diese Fressattacke muss Buck wieder einmal die Nacht auf der Veranda verbringen. Mit weitreichenden Folgen: Er wird gestohlen und an kanadische Frachtführer verkauft. Dort wird Buck als neues Mitglied eines Hundeschlittenteams, das Post in den kalten Norden liefern soll, eingespannt. Im tiefen Norden, weit weg von seinem zu Hause, merkt Buck, dass ein eisiger und rauer Wind weht.

Angesiedelt ist der Film in den 1890er Jahren, zu Beginn des Klondike Goldrausch, als sich knapp 100.000 Menschen auf den Weg in die Klondike Region gemacht haben, nachdem von örtlichen Minenarbeiter*innen Gold entdeckt wurde.

Bild aus dem Film Call of the Wild

Disney

Ein Hund mit viel Pech

Bucks Irrungen und Wirrungen auf seiner Reise (wie viel Pech kann ein Hund eigentlich haben?) führen schließlich dazu, dass er auf den einsamen John Thornton (gespielt von Harrison Ford) trifft, der sich in die Einöde zurückgezogen hat, um die Ruhe zu genießen. Harrison Ford erinnert mit seinem dicken und grauen Bart eher an ein Double von Heidis Großvater. Vom ersten Moment an spürt man die bevorstehende tiefe Freundschaft zwischen John & Buck - und egal welche Filmpartner*innen Harrison Ford in der Vergangenheit hatte – John und Buck, das ist ein Filmpaar, das Großes verspricht! Gemeinsam machen sie sich auf durch wunderschöne Landschaften, um sich einen recht simplen gestrickten Bösewicht zu stellen. Hier liegt leider auch die Schwachstelle des Films: Die Charaktere sind eher simpel gestrickt (wer trägt einen Designeranzug im Winter?). Das führt dazu, dass in manchen Szenen der übergroße und computeranimierte Hund menschlicher wirkt als die menschlichen Charaktere selbst.

Buchcover des Romans The Call of the Wild von Jack London, 1903

The Macmillan Company

Der Film basiert auf dem 1903 erschienen Roman „The Call of the Wild“ von Jack London

Mit Technik ins Jahr 2020

Mindestens so lang wie die Liste der berühmten Filmhunde, ist die Anzahl der Filmadaptionen des Romans „The Call of the Wild“. 1923 wurde der Roman zum ersten Mal als Stummfilm adaptiert und das sollte nicht die einzige Adaption bleiben. Es folgten ein Snoopy TV-Special, ein 1981 erschienener Animationsfilm mit Bryan Cranston als Sprecher und zahlreiche weitere Filme. Deshalb wird es 2020 wieder einmal Zeit für eine weitere Neuinterpretation.

Mit umfangreichen CGI-Einsatz wird der Bernhardinger-Mischling Buck zum Leben erweckt. Regisseur Chris Sanders ist es gelungen, Buck eine Persönlichkeit als großherzigen und störrischen Hund zu geben. Diese Tatsache täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die visuelle Umsetzung von Buck wenig überzeugend ist (wie groß kann ein Hund bitte sein?). Der Abenteuerfilm zeigt schöne Landschaften (die hoffentlich echt sind?) und enthält eine bewegende Geschichte, die aber an manchen Stellen zu sehr auf die Pathos-Tube drückt. „Der Ruf der Wildnis“ ist somit eine weitere Adaption eines zu oft adaptieren Romans und liefert eine sentimentale Geschichte über einen Hund, der seinen wahren Platz in der Welt sucht. Dabei zeigt der Film eine herzzerreißende Freundschaft zwischen einem vom Pech verfolgten Hund und einem einsamen Mann, die mehr gemeinsam haben, als der erste Blick verrät.

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