Wenn Auslands-Amerikaner*innen wählen
Von Melissa Erhardt
Etwa 9 Millionen Amerikaner*innen leben außerhalb der USA, verteilt rund um den Globus. Zusammengerechnet wäre das etwa der elftgrößte US-amerikanische Bundesstaat, kurz nach North Carolina und Michigan. Keine unwichtige Menge also, gerade, wenn es um die Präsidentschaftswahlen geht. Denn auch wenn sie nicht mehr in den USA leben, kehren die „Auslands-Amerikaner*innen“ vielleicht irgendwann wieder zurück oder haben zumindest Familie und Freunde dort, die den politischen Alltag miterleben. Ihre Stimme ist also wichtig.
Das wissen auch die Democrats Abroad, der offizielle Arm der US-amerikanischen Demokratischen Partei, die als freiwillige Organisation auf der ganzen Welt fungiert. Sie halten am Super Tuesday, dem 3. März, gemeinsam mit 15 anderen Bundesstaaten ihre eigenen Vorwahlen ab. Als „51. US-Bundesstaat“ senden sie damit 21 Delegierte zum Nominierungsparteitag nach Wisconsin.
Factbox: US-Vorwahlen
Jeder US-Bundesstaat hat – je nach Größe – eine gewisse Anzahl an Delegierten, die sich an den zwei großen Parteitagen der Demokraten und Republikaner für einen parteiinternen Kandidaten aussprechen. Diese treten letztendlich gegeneinander an. Für wen die Delegierten abstimmen, hängt vor allem von den Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten ab. New Hampshire, wo die Vorwahlen bereits stattgefunden haben, stellt z.B. 24 Delegierte für die Demokraten. Durch die Stimmabgabe der BewohnerInnen müssen von diesen 24 Delegierten am Nominierungstag neun Delegierte für Bernie Sanders, neun für Pete Buttigieg und sechs für Amy Klobuchar stimmen. Die Stimmen werden also nach Verhältniswahlrecht verteilt. Die Kandidaten, die weniger als 15% der Stimmen erhalten, gehen in diesem Bundesstaat leer aus. In manchen republikanischen Bundesstaaten gilt auch das „Winner-takes-it-all“-Prinzip.
Ein Pendant vonseiten der Republikaner gibt es in dieser Weise nicht. Noch bis 2013 gab es die Republicans Abroad, die sich schließlich aber in Teil-Organisationen, wie z.B. den Republicans Overseas aufgesplittet haben. Zwar sprechen auch sie Amerikaner*innen außerhalb der Staaten an, der Wahlvorgang ist aber um einiges komplizierter. Die Republikaner*innen, die im Ausland leben, sind nämlich keine Einheit, sie halten keine eigenen Vorwahlen (als eigener ‚Bundesstaat‘) ab. Wenn Republikaner*innen außerhalb der USA wählen möchten, können sie das nur tun, indem sie per Wahlkarte bei den Vorwahlen ihrer Heimatbundesstaaten mitstimmen.
Wählen wie in Amerika
Sophie Spiegelberger
Die Democrats Abroad organisieren hingegen eigene Wahllokale, in denen sich US-Staatsbürger*innen noch am selben Tag registrieren und ihre Stimme für ihren Lieblingskandidaten der Demokraten abgeben können. So auch in Österreich, wo ein paar Tausend US-Demokraten am 3. und 7. März in einer Bar im ersten Wiener Gemeindebezirk wählen können. Online können sie ihre Stimme eine Woche lang bis zum 10. März abgeben.
Zusätzlich zur Wahlmöglichkeit organisiert Democrats Abroad in jedem Land Versammlungen, die verschiedene Interessen vertreten. Neben einem Black-Caucus, der einen monatlichen Buchklub organisiert, oder einem LGBT-Caucus gibt es auch den Youth Caucus, bei dem sich die Austro-Amerikanerin Sophie Spiegelberger engagiert.
Als Youth-Coordinator veranstaltet sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Laura Farmwald Pub-Quizes, Pub-Nights oder auch Debate Watch Partys, in denen die TV-Debatten der demokratischen Kandidaten gemütlich nachgeschaut und gemeinsam kommentiert werden. Die Veranstaltungen dienen der Vernetzung von DA-Mitglieder*innen untereinander und soll vor allem die jungen Leute zum Wählen motivieren. Manchmal werden Veranstaltungen der Democrats Abroad aber auch von politisch interessierten Österreicher*innen besucht. Die nächste Debate Watch Party findet am 20. Februar in der Beaver Brewing Company im 9. Bezirk statt.
Democrats Abroad Austria Facebook Page
Ein knappes Rennen
Momentan eifern in den US-Vorwahlen noch acht verbleibende demokratische Kandidat*innen um den Sieg. Allein letzte Woche haben drei Kandidaten aufgegeben, nach den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire liefern sich vor allem Bernie Sanders und Pete Buttigegg ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Ex-Vizepräsident unter Barack Obama, Joe Biden, der lange als ‚Safe Bet‘ gezählt hat, konnte bisher noch nicht überzeugen. Entscheidender wird das Rennen nach dem Super Tuesday sein. Nominiert wird der Präsidentschaftskandidat der Demokraten schließlich auf der Democratic National Convention, die vom 13. bis 16. Juli in Wisconsin stattfinden wird.
Publiziert am 19.02.2020